Dunkel
nur mit jedem Informationsschnipsel versorgen, den er hatte. Vor ein paar Wochen noch hatte Peck diesen Kulek für leicht verrückt gehalten; jetzt war zuviel geschehen, um den Mann so zu beurteilen.
Wenn er nur mehr über Boris Pryszlak herausfinden könnte! Seine Wohnung war ein Apartment in einem großen Apartmenthaus nahe Marylebone gewesen, obwohl er sich nach Auskunft seiner Nachbarn kaum dort aufgehalten hatte. Das Apartment selbst lieferte keinerlei Aufschlüsse; es war geräumig, bot aber hinsichtlich des Mobiliars wenig Komfort. Es gab keine Bilder an den Wänden, keine Bücherregale und nur wenig Dekorationsstücke. Die vorhandenen Möbel waren teuer, aber funktional und zeigten kaum Gebrauchsspuren. Es war offensichtlich, daß der Mann das Apartment nur als Basis benutzt hatte. Seine Aktivitäten - was immer die gewesen sein mochten — hatten ihn die meiste Zeit außer Haus geführt.
Selbst die Informationen, die damals bei dem Massenselbstmord in Beechwood gesammelt worden waren, erbrachten wenig. Falls Pryszlak der Führer einer verrückten religiösen Sekte gewesen war, dann war seine Organisation sehr dürftig. Die Mitglieder schienen keinen bestimmten Treffpunkt gehabt zu haben, und es gab keinen Hinweis darauf, wie sie rekrutiert worden waren. Es gab auch keinerlei Aufzeichnungen über die Arbeit — weder wissenschaftliche noch anderweitige — mit der Pryszlak beschäftigt gewesen war. Mehrere der Personen in Beechwood waren wohlhabend gewesen, Dominic Kirkhope war ein gutes Beispiel dafür, und Peck hatte Grund zu der Annahme, daß diese Leute irgendwie Pryszlaks Projekt unterstützten. Hatten sie echtes Interesse gehabt oder waren sie nur ein Haufen Perverser, die es genossen, zusammen Orgien zu feiern? Die vorliegenden Informationen über Kirkhope und einige andere ergaben, daß ihre Sexpraktiken etwas bizarr gewesen waren. Dominic Kirkhope hatte einst eine Farm in Hamsphire besessen, die die Polizei nach Beschwerden von Nachbarn untersucht hatte. Es schien, als ob es dort zu wilden Sexorgien gekommen wäre. Der Skandal war aber vertuscht worden, da die verärgerten Grundbesitzer in der Umgebung ihre Ruhe nicht durch das Interesse der Öffentlichkeit gestört haben wollten. So war gegen Kirkhope und seine Gäste keine Anklage erhoben worden, und die Farm hatte nach der Razzia den Besitzer gewechselt. Kirkhope war noch eine Weile danach observiert worden, wenn er aber weiterhin in abartige Sexualpratiken involviert gewesen war, dann hatte er das sehr geheim getan.
Der Hintergrund von Braverman, seiner Frau und Ferrier war überprüft worden - bisher lag nichts Ungewöhnliches über sie vor. Braverman war Kreativdirektor in einer Werbeagentur gewesen, eine führende Persönlichkeit in seiner Branche. Ferrier hatte als Bibliothekar gearbeitet. Zwischen ihnen schien es keine gesellschaftlichen Verbindungen zu geben. Konnten sie Anhänger von Pryszlak gewesen sein?
Es gab nur eine Spur bei den Morden an Agnes Kirkhope und ihrer Haushälterin: Zwei Frauen waren von Nachbarn an dem Tag der Morde gesehen worden, als sie aus dem Anwesen der Kirkhopes spazierten. Wäre es nicht eine ruhige Wohngegend gewesen, hätte man sie wahrscheinlich nicht bemerkt, so aber hatten verschiedene Leute sie zwei oder dreimal vor Miss Kirkhopes Haus auf und ab gehen sehen. Es konnte sein, daß sie auf den richtigen Augenblick zum Zuschlagen warteten. Eine Frau war groß, die andere klein.
Chris Bishop hatte gesagt, daß zwei Frauen, die eine groß, die andere klein, ihn in Fairfield eingelassen hätten. Waren es dieselben zwei? Es war möglich. Sogar wahrscheinlich. Peck hatte fast sämtliches Mißtrauen gegenüber dem Psychoforscher verloren. Er war darin verwickelt, sicher, aber nur als potentielles Opfer, dessen war sich der Beamte sicher. Wer immer — was immer — hinter all dem steckte, versuchte Bishop zu töten. Warum? Was wußte er, zum Teufel? Das alles ergab keinen Sinn.
Es war Bishops Glück gewesen, daß Peck befohlen hatte, ihn zu observieren. Die beiden diensthabenden Beamten waren ihm in jener Nacht zu der Nervenheilanstalt gefolgt und dann hineingegangen, um ihn, wie über Funk angeordnet, zu Kuleks Haus zu bringen. Sie hatten festgestellt, daß die Patienten versuchten, Bishop in einer Badewanne zu ertränken. Es war gut, daß die beiden Beamten bewaffnet gewesen waren — Peck hatte Bishop damals des Mordes verdächtigt und wollte seine Männer keinem Risiko aussetzen. Ohne Feuerwaffen hätten
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