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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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hinten. »Und wer soll dafür zahlen? Kommt mal wieder aus unserer Tasche, was?«
    »Gehen wir weiter? So zu krauchen, ist ziemlich unbequem.«
    Berkeley war versessen darauf, die Inspektion hinter sich zu bringen.
    Duff drehte sich um, ging weiter in den Tunnel hinein und hielt seine geschulten Augen auf die Decke gerichtet. Er suchte nach Bruch- und Rißstellen. Und er sah viele.
    Die Stimme seines Assistenten kam von hinten: »Wissen Sie was? Wenn Sie hier unten verlorengingen, Mr. Berkeley, könnten Sie jahrelang herumwandern, ohne einen Ausgang zu finden.«
    Dummes Geschwätz, dachte Duff, grinste aber trotzdem.
    »Es gibt Meilen um Meilen dieser Tunnels«, fuhr Terry fort.
    »Sie könnten von einem Ende Londons zum anderen
    laufen.»
    »Aber an der Themse müßte man sicher anhalten, oder?« kam Berkeleys beißender Kommentar.
    »Oh, ja, falls Sie sie finden«, antwortet Terry unverfroren. »Sie könnten allerdings auch vorher ertrinken. Sie sollten diese Tunnels mal nach einem heftigen Regen erleben. Einige davon sind dann ganz voll. Stellen Sie sich das mal vor - Sie wandern hier unten herum, Ihre Lampenbatterie wird schwächer, Dinge huschen im Dunkel umher. Ich glaube, am Ende erwischen die Ratten Sie. Hier unten leben große Viecher.«
    »In Ordnung, Terry, hör auf«, sagte Duff, noch immer grinsend. »Hier oben wird es breiter, Mr. Berkeley. Wir können uns bald aufrichten.«
    Berkeley störte sich nicht an Terrys Bemerkung; er wußte, daß der Idiot versuchte, ihn einzuschüchtern — aber vor den Tunnneln fürchtete er sich trotzdem. Er spürte einen ungeheuren Druck auf sich, als ob die Stadt droben langsam einsänke, auf die Tunnelgewölbe drückte, sie Zentimeter um Zentimeter flach quetschte. Er würde in den Schleim gepreßt werden, der unter im floß, dort festgehalten, bis er ihn schlucken müßte, das dreckige Wasser würde in seine Kehle spülen, ihn ausfüllen ...
    »Da wären wir!« Terry hatte die Öffnung voraus entdeckt, wo ihr Tunnel auf einen anderen stieß.
    Berkeley war dankbar, als er hindurchtreten und sich aufrichten konnte. Dieser Arm der Kanalisation mußte mindestens vier Meter breit sein, und die gewölbte Decke war hoch. Die Laufstege zu beiden Seiten des Kanals waren so breit, daß man bequem darauf gehen konnte.
    »Sieht intakt aus«, kommentierte er, und seine Stimme hallte von den feuchten, gewölbten Wänden wider.
    »Auf dem Stück müßte alles in Ordnung sein«, sagte Duff.
    »Die Rohre und die kleinen Zuflüsse machen die meisten Probleme — Sie würden nie glauben, womit die blockiert sind.«
    »Nein, ich meinte das Mauerwerk hier. Es wirkt solide.«
    Duff nahm die Lampe von seinem Helm, leuchtete in den Tunnel und suchte Wände und Decke nach Brüchen ab. »Sieht gut aus. Weiter unten ist ein Sturmwehr. Sehen wir uns das mal an.«
    Inzwischen hatte Berkeley jeden Orientierungssinn verloren; er wußte nicht mehr, ob sie nach Norden, Süden, Osten oder Westen gingen. Der Assistent des Vorarbeiters hatte recht: In dem Labyrinth der Tunnels konnte man sich leicht verirren. Er hörte, wie Duff mit seinem Metallpickel gegen die Wände schlug und überlegte kurz, was einen Mann veranlassen konnte, eine solche Laufbahn einzuschlagen. Laufbahn? Das falsche Wort. Leute dieser Art kannten keine Laufbahn — die hatten Arbeit. Und der junge Mann dahinter... Es war doch sicher besser, in einer Tankstelle oder einer Fabrik zu arbeiten, als im Dunkel mitten im Unrat der Stadt herumzuschleichen. Aber dennoch, überlegte Berkeley, war Gott sei Dank jemand dumm genug, es zu tun. Er spähte im Vorbeigehen in die kleineren Öffnungen, die in den Hauptkanal mündeten und erschauerte vor ihrer völligen Schwärze; der Strahl seiner Lampe drang kaum in sie hinein. Er stellte sich vor, daß eine der riesigen Ratten dort lauerte, von denen der Assistent des Vorarbeiters gesprochen hatte; sie wartete darauf, einen Unglücklichen anzugreifen, der unwissentlich auf ihren Bau stieß. Oder eine riesige Spinne, gewaltig und mißgestaltet, die sich von dem schlüpfrigen Leben ringsum ernährte, nie zuvor von einem menschlichen Auge gesehen worden war. Ihr Netz hing quer über einem Tunnel, dort wartete sie auf ein ahnungsloses Opfer ... Oder eine gigantische Schnecke lebte dort, blind und schleimig, die sich an den algenbewachsenen Wänden festsaugte, in ständiger Dunkelheit vegetierte, gierig auf die nächste menschliche Beute lauerte ...
    »Oh, mein Gott!«
    Duff wirbelte auf Berkeleys Schrei

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