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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Konzentration und sagten ihm, daß wunderbarerweise keine neuen Haare über Nacht gewachsen waren. Tatsächlich, dachte er, während seine Aufmerksamkeit nun ganz auf die tastenden Finger konzentriert war, hatten ein paar weitere Haare Lebewohl gesagt. Er ließ schnell seine Hand sinken, für den Fall, daß einer seiner Männer ihn durch die Glaswand seines Büros beobachtete. Lieber wollte er sich dabei erwischen lassen, wie er sich selbst befriedigte, als dabei, wie er seine zunehmende Kahlheit überprüfte. Man wird alt und fühlt es, dachte er knurrend. Dennoch hieß es, daß Kahlheit Manneskraft bedeutete. Er konnte kaum sagen, daß er das in letzter Zeit bemerkt hätte.
    Er schloß den Bericht und lehnte sich zurück, wobei er eine neue Zigarette aus dem Päckchen auf seinem Schreibtisch zog. Gedankenverloren ließ er das Feuerzeug aufflammen und starrte der Rauchwolke nach, die seinen Lippen entströmte.
    Was, zum Henker, geht hier eigentlich vor? fragte er sich. Die Fußballkatastrophe war bisher das Schlimmste gewesen, aber es hatte anderes gegeben, was ebenso beunruhigend war. Die Brandkatastrophe in der Fairfield-Nervenheilanstalt zum Beispiel. Der Aufruhr im Erziehungsheim zum Beispiel — die kleinen Bastarde hatten sich auf ihre Aufseher gestürzt und auf sich selbst. Sechzehn tot, vierundzwanzig schrecklich verletzt. Der Rest? Wo war der Rest? Die Insassen einer anderen Nervenheilanstalt, das vom Gesundheitsministerium betrieben wurde, hatte sich zuerst gegen das Personal gewandt und dann ebenfalls gegen sich selbst. Zum Glück war Alarm gegeben worden, bevor zuviel passieren konnte. Aber fünf waren tot zwei Krankenschwestern und drei Patienten —, als die Polizei eintraf. Rätselhaft war, warum sich auch einige Angehörige des Personals an dem Tumult beteiligt hatten.
    Es hatte viele kleinere Zwischenfälle gegeben, und sie waren noch beunruhigender als die großen. Vielleicht lag das daran, weil völlig normale Leute darin verwickelt waren — zumindest hielt man sie für normal, bevor sie ihre Wahnsinnstaten begingen. Ein Mann hatte jedes Tier in seinem Zoogeschäft geschlachtet, daß er besaß, und anschließend die einzige Kreatur mit in sein Bett genommen, die er verschont hatte, das Prachtstück seiner Sammlung: eine drei Meter lange Boa Constrictor. Man hatte ihn tot aufgefunden, die Schlange wie einen Schal um seinen Hals gewickelt. Drei Nonnen waren in ihrem Kloster verrückt geworden, waren nachts durch die Korridore geschlichen und hatten versucht, mehrere schlafende Schwestern mit Kissen zu ersticken: sie hatten zweimal Erfolg, bevor sie entdeckt wurden. Ein Arzt, der Nachtdienst hatte die Ermittlungen ergaben, daß er ohne Pause zwei Tage und Nächte im Dienst gewesen war — hatte auf seinem Rundgang durch sein Krankenhaus Patienten tödliche Dosen Insulin injiziert. Nur das Eingreifen einer Nachtschwester hatte mehr als ein Dutzend Tote verhindert - sie selbst hatte eine Injektion abbekommen und war gestorben, als sie mit dem Arzt kämpfte. Ein Arbeiter, der noch spät im Akkord an einem Bürohaus arbeitete, das modernisiert wurde, hatte seinen Vorarbeiter halb bewußtlos geschlagen und ihn dann mit einem Bolzenschußapparat an die Wand genagelt. Dem verrückten Arbeiter gelang es, sich einen Bolzen durch den Kopf zu schießen, bevor sie ihn überwältigen konnten, und ein anderer Arbeiter entging nur knapp dem Geschoß, als es auf der anderen Seite mit gleicher Wucht austrat. Am bizarrsten war vielleicht der Metzger, der seinen Kunden seine zerstückelte Frau anbot - Tagesspezialität, nur für Stammkunden.
    Es hatte noch viele andere Verbrechen, andere Selbstmorde gegeben, aber es war nicht bekannt, ob sie mit diesen bizarreren Zwischenfällen in Zusammenhang standen. Und was mochte überhaupt der Zusammenhang sein, einmal abgesehen von der Tatsache, daß all diese schrecklichen Taten nachts begangen worden waren? Konnte die Dunkelheit wirklich etwas mit diesem Wahnsinn zu tun haben, wie Jacob Kulek behauptete?
    Peck hatte die Theorie des blinden Mannes in dem Bericht angeführt, sie aber getrennt hinzugefügt, ohne einen persönlichen Kommentar. Er war versucht, gewesen, sie völlig wegzulassen, und hätte man ihn aufgefordert, eine eigene Theorie darzulegen, hätte er das wahrscheinlich getan. Was der Commissioner davon halten würde, daran wagte er nicht zu denken, aber er, Peck, war in der Operation jetzt nur ein kleines Licht; die großen Bosse hatten übernommen. Er konnte sie

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