Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelerde: Gesamtausgabe

Dunkelerde: Gesamtausgabe

Titel: Dunkelerde: Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
hier?, fragte er sich.
    Ihm schauderte.
     
    *
     
    „Was sind denn das für Tierlaute?”, fragte jemand direkt vor ihm.
    Hätte ihm einer mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, wäre die Wirkung kaum anders gewesen. Mit einem Aufschrei schlug Pet das Buch zu und wollte aufspringen.
    Aber er sank sogleich wieder zurück: Jule! Sie stand vor ihm wie aus dem Boden gewachsen.
    Er schluckte.
    „Jule!”
    „Ach, du hast mich tatsächlich gleich wiedererkannt?”, fragte sie amüsiert.
    „Aber wie... wieso...?”
    „Ich kam die Treppenleiter herauf, falls du das meinst. Vorher habe ich deine Eltern nach dir gefragt. Erst wollte mich dein Vater weg schicken. Er hat dich sowieso die letzten Tage immer am Telefon verleugnet, hat behauptet, nicht zu wissen, was du treibst. Aber dann hat er sich... nun, sagen wir: ein wenig seltsam benommen und zu deiner Mutter gesagt, es sei richtig.“
    „Wie bitte?“
    „Anschließend hat er mir die Treppenleiter gezeigt. - Was dagegen, das ich hier bin?”
    „Nein, natürlich nicht.
    „Hätte ja sein können. Alchimie hat doch auch was Geheimniskrämerei zu tun, wen ich richtig informiert bin.“
    „Jule, ich...”
    „Was waren das für Laute eben?”
    „Laute?”
    „Es klang wie Tierstimmen. Du hast gezischelt wie eine Schlange, die um ein Kaninchen kämpft, das perdu nicht gefressen werden will. Armes Kaninchen, kann man da nur sagen. Genauso hat es sich jedenfalls angehört.”
    „Angehört?”, echote er.
    Jule runzelte die Stirn.
    „Hallo? Jemand daheim da oben?” Sie tippte ihm an die Stirn. „Ich bin‘s nur, die vernachlässigte Freundin, Herr Chefalchimist!”
    So etwas wie ein Lächeln entstand um seine Mundwinkel. „Entschuldigung, Jule, aber...”
    „Darum möchte ich auch gebeten haben, Alter!”
    „Jetzt fängst du beinahe so an zu reden wie Ferdie.”
    „Na und? Der redet wenigstens noch mit einem - im Gegensatz zu dir, der du nur irgendwelche Tierlaute von dir gibst. Wozu sollte das überhaupt gut sein? Irgendeine Beschwörung? Ach, ja, ich sehe schon: Du hast es doch tatsächlich geschafft, den Rand dieses Buches in pures Gold zu verwandeln. Alle Achtung. Hätte ich dir niemals zugetraut, echt.”
    „Hör auf mit den Witzen. Es ist wirklich nicht witzig, glaub’ mir!”
    „Was soll nicht witzig sein? Bücher in Gold zu verwandeln? Nein, witzig ist das ganz und gar nicht. Ich würde eher sagen: Obercool!”
    „Der Goldrand war vorher schon da.”
    „Ach! Jetzt bin ich aber enttäuscht!”
    „Es ist ein... Geheimbuch, abgefasst in der Geheimschrift und der Geheimsprache der Alt-Alchimisten.”
    Sie schaute ihn forschend an, als wollte sie dadurch herausfinden, ob er tatsächlich übergeschnappt war oder ob es sich nur so anhörte.
    Sein Tonfall wurde beschwörend: „Bitte, Jule, damit darf man nicht scherzen. Ich meine es bitter ernst. Es geht hier nicht um diese Scharlatane, die sich später als Alchimisten ausgegeben haben. Es geht um die echten Alchimisten. Sie hatten eine weltumspannende Organisation im Mittelalter. Sogar indianische Zauberpriester gehörten dazu, obwohl zu diesem Zeitpunkt Amerika noch gar nicht entdeckt gewesen war. Sie standen untereinander in Verbindung. Eine magische Verbindung. Ihre gemeinsame Sprache war Valuremisch. Außer ihnen wusste niemand davon.”
    „Und das alles steht in diesen Büchern geschrieben?”
    „Ja, ich musste das erst lernen, bis ich mich um dieses Buch hier kümmern konnte.”
    Sie nahm ihm  das Buch einfach aus der Hand, ehe er es verhindern konnte und betrachtete es von allen Seiten. „Da sind eigenartige Zeichen...” Sie schlug es auf.
    „Nicht!”, warnte Pet erschrocken, doch er bewirkte damit das genaue Gegenteil: Sie wich seinen zupackenden Händen aus, sprang außerhalb seiner Reichweite und blätterte darin.
    „Leere Blätter!”, stellte sie enttäuscht fest.
    „Die Blätter sind ganz und gar nicht leer, Jule!”, widersprach Pet heftig. „Ungeschulte Augen können nur nichts sehen.”
    „Aber deine schon?”
    „Natürlich.”
    „Weil sie geschult sind?“
    „Ja.“
    „Wer hat dich wann darauf vorbereitet? Hast du alles in den Büchern da gelernt, unter anderem eben, wie man unsichtbare Schrift lesen kann?” Es klang nicht gerade überzeugt. Außerdem konnte sie einen spöttischen Unterton einfach nicht unterdrücken.
    „Es sind dieselben Schriftzeichen wie auf dem Einband. Sie gehören zur Geheimsprache der Alt-Alchimisten. Wer sie sehen kann, der kann sie auch

Weitere Kostenlose Bücher