Dunkelheit soll dich umfangen: Thriller (German Edition)
zurückkehrte.
Als sie den Mann bemerkte, der mit Alicia sprach, blieb sie abrupt stehen. Am Abend zuvor hatte er wahnsinnig elegant ausgesehen in seinem dunklen Anzug, doch jetzt trug er ausgewaschene Jeans und ein Polohemd, das sich über seiner muskulösen Brust spannte. Ihr Herz machte einen Satz.
Christian Connor. Als sie weiterging, blickte er auf, und das Lächeln, das sich auf seinem Gesicht zeigte, verschlug ihr den Atem.
Alicias kokettes Lächeln gefror zu einer Grimasse.
»Der Herr möchte zu Ihnen, Vanessa.«
»Mr. Connor«, sagte Vanessa und trat auf ihn zu.
»Ich dachte, wir hätten uns gestern Abend auf die Vornamen geeinigt«, sagte er mit leicht rügendem Unterton. »Ich war gerade in der Gegend und dachte, ich schaue mal kurz rein, um die Sache in Gang zu bringen.«
»Ja, natürlich.« Sie sah kurz zu ihrem Schreibtisch hin über und stellte erleichtert fest, dass Mike Scalon, ihr Gegenüber, nirgends zu sehen war. Sie bedeutete Christian, ihr zu folgen. »Setzen wir uns doch und unterhalten uns ein wenig, damit ich eine Vorstellung davon bekomme, was Sie suchen.«
Vanessa war schrecklich verlegen, als er hinter ihr herging. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Sie war froh, dass sie sich am Morgen für die blaue Röhrenhose entschieden hatte, die ihre langen Beine zur Geltung brachte.
Und dass sie dazu ihre Lieblingsbluse trug, deren schimmerndes Graublau so gut zu ihrer Augenfarbe passte. Dann rief sie sich schnell zur Ordnung, weil sie sich auf Dinge konzentrierte, die völlig unwichtig waren.
Er war hier, weil er ein Haus suchte. Und es war ihr Job, eins zu finden. Es spielte keine Rolle, was sie anhatte. Alles, was ihn interessierte, war ihr Sachverstand.
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, und Christian nahm auf dem Besucherstuhl neben ihr Platz. Der Duft des Mannes stieg ihr in die Nase, eine aufregende Mischung aus Sonnenschein, frischer Winterluft und einem herben Eau de Cologne.
»Ich lasse meine Kunden immer zuerst einen Fragebogen ausfüllen«, erklärte sie und öffnete die oberste Schublade.
»Muss ich darin Auskunft über meine geheimsten Wünsche geben?« Er zog eine Augenbraue hoch und grinste. Gott, was für unglaubliche Lippen er hatte!
Vanessa fühlte schon wieder Schmetterlinge im Bauch. Es war so lange her, dass ein attraktiver Mann mit ihr gescherzt hatte, sie konnte sich kaum noch daran erinnern.
»Allerdings«, erwiderte sie und griff seinen Ton auf. »Sie müssen solch intime Fragen beantworten wie: Suchen Sie einen Bungalow oder ein zweigeschossiges Haus? Wie viele Badezimmer wünschen Sie? Und: Wie groß soll das Grundstück sein?«
»Wow, da erhalten Sie ja einen tiefen Einblick in meine Seele.« Er nahm den Fragebogen entgegen und fing an, ihn auszufüllen. Währenddessen tat Vanessa so, als arbeitete sie am Computer. Tatsächlich wanderte ihr Blick aber immer wieder zu Christian Connor.
Er sah vollkommen anders aus als der rätselhafte, nachdenk liche, verschlossene Jim, dessen Äußeres Vanessa anfangs angezogen hatte.
Der Mann an ihrem Schreibtisch war von erfrischender Offenheit, seine Augen blitzten, und er hatte ein herzliches, gewinnendes Lächeln, alles Eigenschaften, die ihn unendlich anziehend machten für eine Frau, die viel zu lange im Dunkeln gelebt hatte.
Aus den Augenwinkeln sah Vanessa, dass Alicia aufgestanden war, den schwarzen Rock glatt strich, der kaum ihren wohlgeformten Po bedeckte, und sich ihnen näherte.
»Möchten Sie vielleicht Kaffee, Mr. Connor?«, fragte sie. »Er ist gerade frisch aufgebrüht. Ich bringe Ihnen liebend gern eine Tasse mit.« Alicias Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das nicht das Einzige, was sie liebend gern für den großen Blonden getan hätte.
»Nein danke.« Er blickte kaum von den Papieren auf. Alicia presste frustriert die Lippen zusammen und stöckelte mit ihrer Tasse nach hinten.
Christian beantwortete die letzte Frage und reichte Vanessa den Bogen. »Was passiert jetzt?«
Vanessa überflog seine Antworten, dann blickte sie auf. »Jetzt werde ich mich bemühen, das perfekte Haus für Sie zu finden. Wann hätten Sie denn Zeit für ein paar Besichtigungen?«
»Mir würde es sofort passen. Natürlich nur, falls Sie Zeit haben.«
»Okay, dann fahren wir gleich los und sehen uns ein paar Objekte an.« Sie schaltete den Computer aus, während vor ihrem inneren Auge bereits einige geeignete Immobilien auftauchten. Eine der Fragen hatte sich auf den finanziellen Rahmen bezogen.
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