Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
ihr im Krankenhaus. Frau Siebert hat einige Knochenbrüche und ist felsenfest davon überzeugt, dass der Unfall ein Anschlag gewesen ist.“
„Wie bitte!?“
Frank konnte kaum glauben, was er da soeben hörte. Er griff nach Maltes rechtem Arm und bedeutete ihm anzuhalten. Malte fuhr sofort rechts ran.
„Ja, du hast richtig gehört. Martina Siebert hat Denise erzählt, sie sei absichtlich von der Straße gedrängt worden.“
„Mensch, ich könnte dich küssen!“, entfuhr es Frank.
Kichernd gab Ina zurück: „Dazu wirst du ja wohl noch Gelegenheit haben.“
„Wo liegt Frau Siebert?“
„Im Katholischen.“
„Danke. Wir fahren jetzt hin. Bis nachher!“
„Ich freu mich auf dich. Treffen wir uns wieder unter der Dusche?“, neckte sie.
Frank hatte es plötzlich eilig. „Mal sehen“, sagte er und drückte die Taste mit dem roten Telefonhörer.
Malte schaute ihn fragend an, aber nachdem Frank ihm erklärt hatte, was geschehen war, entwickelte er eine beeindruckende Schnelligkeit.
***
Das Mädchen mochte vielleicht 13 Jahre alt sein. Sie stand mit zwei Schulfreundinnen an der Theke des Eisverkäufers und alberte mit ihnen herum. Er musterte sie sehr aufmerksam. Es war an diesem Freitagnachmittag wieder warm geworden; das Thermometer kratzte die 20°-Grenze. Das Mädchen trug Jeans und ein bauchfreies Top. Ihre Brüste waren erstaunlich entwickelt. Er legte 3 € auf den Tisch und trank seinen Capuccino aus. Als die drei Mädchen mit ihrem Eis auf der Hand losliefen, stand er auf und folgte ihnen. Am Anfang der Schloßstraße angelangt, trennten sich die drei, und das Mädchen, das er im Blick hatte, ging auf den Eingang des Forums zu. Er war jetzt dicht hinter ihr. Das Mädchen blieb vor einem Schaufenster stehen und betrachtete Modeschmuck. Er trat neben sie.
„Na, suchst du dir gerade was aus?“, fragte er beiläufig.
Das Mädchen musterte ihn von der Seite und stopfte dabei den Rest der Eiswaffel in den Mund.
„Das geht Sie gar nichts an!“, gab sie zickig zurück.
„Stimmt“, erwiderte er. „Du gehst mit meiner Tochter in eine Klasse, stimmt’s?“
„Wer ist ihre Tochter?“, fragte sie nach.
„Die Alex – du bist doch die Sabrina, oder?“
„Nee, bin ich nicht. Und wenn sie Alex Weingerber meinen – die geht in die Parallelklasse.“
„Du siehst der Sabrina aber unheimlich ähnlich.“, schob er nach.
Inzwischen hatten sich das Mädchen und er wieder in Bewegung gesetzt und fuhren mit der Rolltreppe nach oben.
„Hast du Lust auf eine Cola?“, fragte er.
Immer noch schaute sie ein wenig misstrauisch.
„Warum nicht?“
Er steuerte auf das Eis-Café neben Schaulandt zu. Beide setzten sich.
„Kennst du meine Tochter denn?“, nahm er den Faden wieder auf.
„Die Alex? – Ja, die ist ganz in Ordnung.“
„Danke“, sagte er mit einer leichten Kopfverbeugung und setzte das süßeste Lächeln auf, zu dem er fähig war. Er hatte keine Tochter, und wenn er eine hätte, würde er sie niemals Alex nennen. Für ihn war das ein Jungenname. Er verstand nicht, was in solchen Eltern vorging, die ihren Kindern solche Namen gaben. So wurden – nach seiner festen Überzeugung – schwule Knaben oder lesbische Mädchen erzeugt.
Der Kellner kam. Er bestellte einen Kaffee und eine Cola. Dann zog er seine Zigaretten aus der Hemdtasche und steckte sich eine an.
„Oh!“, sagte er, als tue ihm sein Missgeschick leid. „Möchtest du auch eine?“
„Ich?!“, prustete das Mädchen los. „Ich rauche nicht.“
Er steckte die Zigaretten wieder ein.
„Das ist gut so“, antwortete er. „Meine Alex hat leider damit angefangen.“
„Und? Machen Sie ihr deswegen Ärger?“
„Das kann ich ja wohl schlecht, ich rauche ja selbst. Ich habe ihr nur gesagt, dass sie nicht den gleichen Quatsch machen soll wie ich. Würden deine Eltern denn Ärger machen?“
Das Mädchen schaute ihn jetzt offen an.
„Weiß ich nicht. Die sind den ganzen Tag weg, müssen arbeiten. Ich glaube, die würden das gar nicht merken.“
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte er jetzt.
„Stephanie – aber Sie können Steffie sagen, das tun alle.“
Der Kellner kam und brachte die bestellten Getränke.
Eine Stunde später saß Steffie in seiner Küche. Vor dem Mädchen auf dem Tisch lag ein 50 Euro-Schein.
***
Frank und Malte traten durch die Tür des Krankenzimmers. Martina Siebert schaute ihnen entgegen und brachte tatsächlich ein Lächeln zustande. Sie war nur auf Grund dieses
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