Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
stand am Herd. Er umschlang mit beiden Armen ihre Taille und küsste sie auf das linke Ohr. Sofort hörte sie auf zu pfeifen und suchte mit ihren Lippen seinen Mund, was einen intensiven Kuss zur Folge hatte. Schließlich machte sie sich frei und sagte: „Jetzt ist aber gut, sonst können wir das Ganze hier vergessen.“ Dabei deutete sie auf den gedeckten Tisch, mit dem sie sich sehr viel Mühe gegeben hatte. Blumen und zwei Kerzenhalter gaben dem ganzen Arrangement eine festliche Note.
„Du hast noch Zeit zu duschen. Du kannst es gebrauchen. Irgendwie riechst du nach Rauch.“, fügte sie hinzu.
„Okay“,erwiderte er. „Was gibt’s denn?“
„Das wirst du schon sehen.“, war die erschöpfende Auskunft auf seine Frage.
Jedenfalls roch es köstlich. Er nahm noch eine geöffnete Flasche Rotwein wahr und ein Fladenbrot, das bereits aufgeschnitten in dem Brotkorb auf dem Esstisch lag. Er lächelte, küsste Ina noch einmal in den Nacken und ging zur Dusche.
Als sie dann schließlich am Tisch saßen, genossen sie beide vorwiegend das Essen. Ina hatte Putenschnitzel mit einer Masse aus Schafskäse, Tomatenmark und Oliven bestrichen, sie zu Rouladen aufgerollt und das Ganze nach dem Braten mit Rotwein abgelöscht. Anschließend hatte sie noch Yoghurt in die Soße gerührt. Dazu gab es einen trockenen Rotwein und das Fladenbrot.
„Das war spitze!“, lobte er, als er genug hatte. Auch Ina war fertig und lächelte ihn an. Sie prosteten sich zu und tranken von ihrem Wein. Nun griff er zu den Zigaretten.
„Gibst du mir auch eine?“, fragte sie und er registrierte, dass sie überhaupt nicht ansprach, dass er seinen Vorsatz, mit dem Rauchen aufzuhören, so schnell wieder begraben hatte.
Beide rauchten, als er sagte: „Wir fahnden nach dem Wagen.“
„Also stimmt es?“, fragte sie erstaunt nach.
„Frau Siebert ist überzeugt davon. Es war ein grüner Geländewagen mit einem bärtigen Fahrer, der sie von der Straße gerammt hat. Das sagt sie und wir haben keinen Grund, das anzuzweifeln.“
„Die Sache scheint sich ja zu etwas Größerem auszuwachsen.“
„Ja“, bestätigte Frank. „Erst die beiden Toten, dann wird das Haus, also der Tatort, durch Brandstiftung zerstört, und jetzt wird auch noch ein Anschlag auf eine Zeugin verübt.“
„Das Haus ist abgebrannt worden?“
Ina war verblüfft.
„Heute Nacht. Du hast gar nicht gemerkt, dass ich weg war, nicht wahr?“
„Nein“, lachte sie. „Das wird daran gelegen haben, dass ich zu der Zeit gerade mit Brad Pitt essen war.“
„Ach so“, gab er sich scheinbar zufrieden und beruhigt.
„Wir haben immer noch keine Ahnung, wie das alles zusammenhängt.“
„Naja, irgendwie muss doch diese Zeugin, Frau Siebert, etwas wissen, oder? Warum sollte sonst jemand ein Interesse daran haben, sie aus dem Weg zu räumen?“
„Schon, aber möglicherweise ist ihr gar nicht bewusst, was sie weiß oder gesehen oder gehört hat. Wir müssen warten, bis sie fit genug ist, uns ein paar Fragen zu beantworten. Das Wichtigste ist jetzt erstmal, den Wagen zu finden.“
„Was war bei dir?“, versuchte er, das Thema zu wechseln.
„Heute war nicht viel los.“, berichtete Ina. „Ich hatte um 9:30 Uhr ein Gespräch an der Gesamtschule Nord wegen einer Schülerin, deren Eltern einen Antrag auf ‚Hilfe zur Erziehung’ gestellt hatten. Anschließend war ich noch im Amt und habe meinen Schreibtisch aufgeräumt. Dann habe ich Feierabend gemacht und eingekauft.“
„Was fangen wir mit dem angebrochenen Abend an?“ Damit war der Gedankenaustausch über den vergangenen Arbeitstag beendet.
„Bitte nichts Großes“, meinte Frank ihre Unternehmungslust bremsen zu müssen. „Ich habe heute Nacht kaum geschlafen und bin richtig platt.“
„In Ordnung“, erwiderte sie und schien dabei gar nicht enttäuscht. „Du findest mich im Wohnzimmer, wenn du mich suchst.“
Damit stand sie auf und ließ ihn mit der aufzuräumenden Küche allein.
***
Der Freitagabend verlief ruhig. Nachdem er die Küche in Ordnung gebracht hatte, war er zu Ina ins Wohnzimmer gegangen. Dort hatten sie die Flasche Wein geleert und in ihren jeweiligen Büchern gelesen. Frank genoss die Ruhe und er war froh über die harmonische Stimmung an diesem Abend. Zwischendurch ertappte er sich einmal dabei, dass er an Maren dachte. Was mochte sie jetzt wohl tun? Bei einem Seitenblick auf Ina, die mit untergeschlagenen Beinen neben ihm auf dem Sofa saß und las, verspürte er wieder ein schlechtes
Weitere Kostenlose Bücher