Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Lächelns für Frank wiederzuerkennen, denn sie trug einen Kopfverband und ihr Gesicht wies zahlreiche blaue und rote Flecken auf. Ihr rechter Arm war ebenso wie ihr rechtes Bein eingegipst. Frank grüßte und war als erster an ihrem Bett.
„Was machen Sie für Sachen?“, fragte er und diese platte Formulierung tat ihm im gleichen Augenblick leid.
Das Lächeln verschwand aus ihren Augen.
„Ich war nur einkaufen“, flüsterte sie. „… und dann kam dieser Idiot angerast.“
„Wir haben davon gehört, Frau Siebert. Wir wollen Ihnen auch nicht lange auf die Nerven gehen. Aber glauben Sie wirklich, dass das ein Anschlag auf Sie war?“
„Da bin ich ganz sicher!“, nickte sie, was ihr aber offensichtlich Schmerzen bereitete. „Der hat mich von hinten gerammt und von der Straße geschoben - mit voller Absicht.“
„Haben Sie den Polizisten, die den Unfall aufgenommen haben, davon etwas gesagt?“, erkundigte sich Malte.
„Nein, das ging nicht. Ich war bewusstlos. Aber wie ich hörte, wollen die noch vorbeikommen.“
„Können Sie uns denn schonmal was sagen? Wir müssten sonst mindestens bis Montag warten, bis wir das Protokoll auf den Tisch kriegen.“, flehte Frank.
„Nicht viel. Es war ein grüner Geländewagen, wissen Sie? So einer mit Gestänge vorne dran, bestens geeignet, um Autos von der Straße zu schieben. Mehr konnte ich nicht erkennen. Halt, doch: es saß nur eine Person drin, ein Mann – mit Vollbart.“
Sie hörte auf zu reden. Als sie auch noch die Augen schloss, fasste Frank kurz ihre linke Hand, erhob sich und bedeutete Malte, dass sie jetzt gehen würden. Martina Siebert schien eingeschlafen zu sein.
Auf dem Weg nach draußen raunte Malte: „Ein Kennzeichen wär nicht schlecht!“
Es war jetzt zwanzig nach drei und Frank schlug sich vor die Stirn.
„Wiechert!“, platzte es aus ihm heraus.
Malte schaute ihn mitleidig an.
„Mensch, wir haben jetzt einen Termin bei dem Lehrer, Wiechert – der mit der Wohnung!“
„Du hast vielleicht einen Termin - ich nicht! Ich habe Urlaub, weißt du noch? Ich war für drei mit meinem Sohn verabredet und komme schon zu spät.“, wandte Malte ein.
„Ja, richtig“, nickte Frank. „Fahr nach Hause. Ich denke, mit diesem Lehrer kann ich auch alleine sprechen. Fährst du denn nochmal zum Präsidium?“
„Warum?“, wollte Malte wissen.
„Vielleicht könntest du noch eben die Fahndung nach dem Geländewagen in die Wege leiten?“
„Okay“, sagte Malte nach kurzem Zögern. „Fahr du los. Ich laufe das Stück.“
Frank hob die Hand zum Dank. „Wir sehen uns. Schönes Wochenende.“
„Gleichfalls. Und sieh zu, dass du deinen Kopf klar bekommst!“, erwiderte Malte.
Dann stieg Frank in den Wagen und fuhr Richtung Sandstraße.
***
Felix Wiechert war ein netter Kerl. Frank hatte sofort das Gefühl, dass es sich bei ihm um eine Art Lehrer handelte, die man nur selten findet, aber allen Kindern wünscht. Sie waren ungefähr in einem Alter und das Gespräch mit ihm, das etwas mehr als eine Stunde gedauert hatte, war so interessant, dass ihm erst während seines Verlaufs aufgefallen war, dass beide zum „Du“ übergegangen waren. Felix Wiechert hatte - wie alle bisher – keinen blassen Schimmer, was da in der Langenfeldstraße passiert sein könnte. Dass seine kürzlich erstandene Wohnung abgebrannt war, hatte ihn schon schockiert. Da der Vermieter seiner „alten Wohnung“ aber noch keinen Nachmieter gefunden hatte, konnte er den Mietvertrag erneuern. Nach einem ersten Kontakt mit der Versicherung, die er von Frau van Dresen einfach übernommen hatte, war er auch optimistisch, den Kaufpreis erstattet zu bekommen. Felix Wiechert war zuletzt am Freitag letzter Woche mit Frau Van Dresen in der Wohnung. Sie habe ihre Sachen herausgeholt und er ihr ein wenig dabei geholfen. Außerdem habe er die Wohnung vermessen, weil er streichen und neuen Teppichboden legen wolle. Dabei sei ihm absolut nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Nein, heute Nacht sei er nicht in der Wohnung gewesen, äußerte er von sich aus und musste dabei lachen. Um zwanzig vor fünf hatte sich Frank verabschiedet. Als er ins Auto stieg, hatte er wieder eine Hoffnung begraben; es war aber nicht wirklich zu erwarten gewesen, dass dieser Lehrer den entscheidenden Tipp geben konnte.
***
Als er im Präsidium ankam, waren die Flure schon ziemlich leer – es war schließlich Freitagnachmittag. Er betrat sein Büro, in dem schon Maren und Reinhard saßen. Letzterer
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