Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
früh erfahren. In der kommenden Woche müssten sie weiterkommen und dazu bedurfte es wirklicher Anhaltspunkte, die zu verfolgen sich lohnen würde, und die konnten sich natürlich aus dem Toyota ergeben.
Was sollte er in Sachen Maren machen? Er war in den letzten Tagen offen für sie – jedenfalls innerlich. Ihm erschien das Ganze beängstigend, denn schließlich waren beide nicht in die Offensive gegangen. Die Blickkontakte, bei denen wohl beide gemerkt hatten, dass bei dem anderen etwas möglich sein könnte, waren selten aber intensiv und vielsagend. Außenstehende wie Malte und Sabine konnten das offenbar sogar spüren, denn ihre Anspielungen waren eindeutig und unmissverständlich und bezogen sich auf kurze Situationen, bei denen sie anwesend waren. Er spürte, dass es wohl richtig wäre, die Zusammensetzung der Gruppen so zu belassen, wie sie sich am Freitagnachmittag ergeben hatte. Das schien ja auch von Maren so gewollt zu sein. Andererseits wünschte er sich, mit Maren weiterzuarbeiten, denn - unabhängig von den erotischen Stimmungsschwankungen zwischen ihnen - war er der Meinung, dass sie sehr gut und harmonisch gearbeitet hatten. Diese Harmonie war natürlich in Gefahr, wenn sie nicht zusahen, dass sie die Sache regelten. Ein Gespräch war unausweichlich, aber wie sollte er das anstellen? Ina wollte er davon nichts erzählen - später vielleicht mal. Welcher Rahmen bot sich für ein solches Gespräch an?
Frank schaltete den Fernseher aus und zog seine Schuhe an. Ina saß nebenan am Computer, als er seinen Kopf durch die Tür steckte und sagte: „Ich fahre nochmal zum Präsidium. Ich muss mir diesen Wagen nochmal ansehen.“
„Okay“, erwiderte sie. „Bleib nicht so lange.“
Sie hatte währenddessen ihren Blick nicht vom Bildschirm genommen und Frank zweifelte daran, dass sie ihn bewusst wahrgenommen hatte, so konzentriert erschien sie ihm.
Er hatte Ina belogen. Das Auto war ihm heute scheißegal. Er hatte vor, bei Maren vorbeizufahren und mit ihr zu reden.
Er parkte den Wagen etwa zweihundert Meter vom Haus auf der Kaiserstraße, in dem Maren wohnte, entfernt. So hatte er noch ein paar Schritte zu laufen und eine kleine „Galgenfrist“, in der er sich noch umentscheiden konnte. Doch schließlich betätigte er den Klingelknopf. Nach ein paar Sekunden schnarrte der Türöffner und er betrat den Hausflur. Auf dem ersten Treppenabsatz stand Maren.
„Ach du meine Güte!“, entfuhr es ihr. „Was ist denn jetzt los?“
„Ich muss mit dir reden!“
Maren stutzte ein wenig und zog die linke Augenbraue hoch, was Frank zu einem Lächeln zwang.
„Komm rein!“, sagte sie und machte die Treppe einladend frei, die sie bis jetzt blockiert hatte. Sie ging voraus und als Frank den Flur der kleinen Wohnung betreten hatte, schloss sie hinter ihm die Tür. Frank nahm ihren frischen Geruch wahr. Ihr Haar war noch feucht und er nahm an, dass sie eben geduscht hatte.
„Störe ich auch nicht?“
Er wurde sich der Belanglosigkeit seiner Frage sofort bewusst.
„Es ist Sonntagnachmittag!“, war die diplomatische, aber durchaus interpretierbare Antwort.
Als sie das Wohnzimmer betraten, deutete Maren auf einen Sessel und forderte ihn damit wortlos auf, sich zu setzen.
„Möchtest du einen Kaffee? Er ist gerade fertig geworden.“, erkundigte sie sich.
„Gerne“, antwortete Frank. Damit waren die üblichen Floskeln ausgetauscht.
Maren kam aus der Küche zurück und trug zwei Kaffeebecher, von denen sie einen vor Frank auf den gläsernen Couchtisch stellte. Sie selbst setzte sich Frank gegenüber auf das Sofa, schlug das rechte Bein unter, nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und schaute Frank unablässig an.
„Was gibt’s?“, fragte sie schließlich.
„Unsere Kollegen haben den Wagen gefunden, der Frau Siebert von der Straße geschubst hat.“
„So?“, blieb Maren knapp.
„Der Wagen steht am Präsidium und Sabine hat gesagt, dass wir wohl verwertbare Spuren erwarten können. Sie hat in ihm eine leere CD-Hülle gefunden, auf der handschriftlich ‚Caroline14’ steht. Morgen früh kriegen wir den genauen Bericht.“
Maren nickte und schaute ihn weiter unverwandt an.
„Das wolltest du mir sagen!?“
„Auch, aber das ist nicht der Grund für mein Erscheinen bei dir am geheiligten Sonntag.“, wurde er jetzt offensiv. „Als wir am Freitag Feierabend gemacht haben, wolltest du reden und ich habe das abgeblockt. Vielleicht sollten wir jetzt miteinander sprechen?“
„Ach, Frank“,
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