Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Gewissen. Er wischte dieses Gefühl beiseite, denn: was war schon geschehen?
Als er am Samstagmorgen gegen halb neun aufstand, glaubte er, seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Straßen und Bürgersteige waren mit einer dünnen Schneedecke bedeckt und das Thermometer zeigte Null Grad. Gestern Nachmittag waren es noch frühlingshafte 20 Grad! Er zog seinen Wintermantel an, der noch an der Garderobe hing – es war ja immerhin erst Anfang April – und fuhr zur Bäckerei Ötter, wo abwechselnd er oder Ina die Samstagsbrötchen kauften. Anschließend gab es ein phantastisches Frühstück, an dessen Ende das ausführliche Lesen der Zeitung stand.
Wieder bezogen sich die Artikel im Lokalteil über den Brand in der Langenfeldstraße nur auf die Berichte von Polizei und Feuerwehr. Es waren bloße Meldungen. Auch der „Unfall“ von Martina Siebert wurde auf die gleiche Weise abgehandelt. Das würde sich irgendwann nächste Woche ändern, das wusste Frank aus Erfahrung. Dann würden, sogar in der Mülheimer Lokalpresse, bohrende Fragen gestellt werden und es wäre gut für sie, wenn sie dann zumindest ein paar Antworten hätten.
Gegen halb zwölf, der Tisch war abgeräumt und die Zeitung gelesen und Ina und er wollten gerade mit der Planung es Tages beginnen, schellte das Telefon.
„Wallert“, meldete sich Frank.
„Ja, guten Tag, Herr Wallert!“, meldete sich eine Stimme am anderen Ende. „Frings hier.“
„Haben Sie schon wieder Dienst? Was gibt’s?“
„Unsere Kollegen haben den Wagen gefunden, den Herr Frenzen gestern zur Fahndung ausgeschrieben hat.“
Sofort war Frank voll konzentriert. „Wo?“, fragte er.
„Er stand auf dem Parkplatz am Rhein-Ruhr-Zentrum und wies entsprechende Schäden auf. Wir haben ihn schon abgeschleppt. Er steht jetzt hier auf dem Parkplatz und die Spurensicherung ist fertig mit ihm. Frau Wiegand meinte, Sie sollten das so schnell wie möglich erfahren.“
„Gut, Herr Frings, danke. Ich mache mich auf den Weg und bin gleich da. Ist denn etwas gefunden worden?“
„Ich glaube ja, aber was, weiß ich nicht genau. Frau Wiegand steht neben mir. Ich gebe sie Ihnen kurz.“
Nach einem kurzen, sehr kurzen Wortwechsel mit Sabine staunte Ina über das Tempo, mit dem Frank die Wohnung verließ.
Wochenende 6. und 7. April 2002
Als Frank auf den Parkplatz des Präsidiums fuhr, sah er den Wagen schon. Sabine lief um das Fahrzeug herum. Alle Türen standen offen. Frank stellte seinen Wagen ab, stieg aus und lief auf Sabine zu.
„Ach, ich mag es, wenn Männer so auf mich zugestürmt kommen.“, flachste sie in ihrer üblichen Manier.
„Du weißt, ich gehöre zu der Art Männer, die eher an Autos interessiert sind.“ Er freute sich, dass Sabine ihr strahlendstes Lächeln ans Antwort parat hatte.
Sie kam zur Sache. „Uns ist hier ja ein richtiges Schnäppchen gelungen. Das ist ein Toyota Land Cruiser 100 in Britischgrün, und er war zweifelsfrei in einen Unfall verwickelt. Die Lackproben werden noch ausgewertet. Ich habe den Unfallwagen von Frau Siebert gesehen und die Probe selbst abgenommen. Wenn das nicht euer gesuchter Wagen ist, müsste es schon mit dem Teufel zugehen.“
Auch Frank ging jetzt um den Wagen herum. Der Wagen war in Essen zugelassen. Das verchromte Frontgestänge war arg ramponiert und es waren reichlich blaue Lackspuren zu sehen.
„Kollege Frings sagte, ihr hättet etwas gefunden?“, fragte er.
„
Ihr
ist gut! Heute ist Samstag. Das war ein Liebesdienst an dir, mein Schatz, dass ich mich sofort auf die Socken gemacht habe, um mich ganz alleine um diese Kutsche zu kümmern.“
Frank nahm sie in den Arm und drückte ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Stirn.
„Wie kann ich das nur wieder gut machen?“
„Ich hätte da schon eine Idee.“, antwortete Sabine, offensichtlich Franks Umarmung genießend.
Frank ließ sie los und sah sie skeptisch an.
„Keine Angst!“ Sabine hob beschwichtigend die Hände. „Ich erwarte umgekehrt keinen Liebesdienst. Wir haben uns lange nicht mehr zu dritt gesehen. Wollt ihr nicht heute Abend zum Essen kommen?“
„Gute Idee!“, freute er sich. „Das tun wir.“
Sie reichte ihm ihr Handy. Er musste lachen und nahm es entgegen. Das Gespräch mit Ina dauerte keine Minute.
„Das geht klar. Kannst du mir denn jetzt meine Frage beantworten?“
„Also gut. Was haben
wir
denn gefunden!? Ach ja, zuerst mal Fingerabdrücke und zwar jede Menge. Das Innere des Wagens ist übersät mit Fingerabdrücken. Das wird
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