Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
haben würde. In der Presse, in der WAZ, war heute Morgen die Frage gestellt worden, vor der er am Samstag noch so große Angst gehabt hatte. Irgendein Schlaukopf war auf den Zusammenhang zwischen Frau Siebert und Claudia Hülst gestoßen und hatte in seinem Artikel die Frage aufgeworfen, ob denn der „Unfall“ auch mit den Morden zu tun habe. Heute konnte Frank über diese Frage lächeln, denn sie würden sie bald beantwortet kriegen. Frank zog ein leeres Blatt zu sich heran. Er griff sich einen Bleistift, von denen viele verstreut im ganzen Raum auf Tischen und im Regal lagen, und schrieb die Namen „Claudia Hülst“ und „Jörg Klettner“ in die Mitte, nachdem er das Blatt ins Querformat gedreht hatte. Nach der Art einer Mindmap trug er Fakten und Namen zusammen, schrieb sie auf das Blatt, betrachtete sein Werk – und zerknüllte es, bevor er es in den Papierkorb warf. In diesem Augenblick öffnete sich die Bürotür und Reinhard trat ein.
„Guten Morgen“, begrüßte er Frank, der in gleicher Weise antwortete. Reinhard nahm Frank gegenüber Platz.
„Wie war das Wochenende?“, fragte Frank.
Reinhard zuckte mit den Schultern und antwortete: „Wie immer. Und bei dir?“
„Ganz nett. Am Samstag ist der Geländewagen gefunden worden, der in den Unfall von Frau Siebert verwickelt war.“
„Ehrlich?“, fragte Reinhard, als hielte er es tatsächlich für möglich, dass Frank ihn anschwindelte.
„Ja, ehrlich! Wir bekommen nachher den genauen Bericht von Sabine, aber sie hat mir schon gesagt, dass sie davon ausgeht, dass wir endlich ein paar konkrete Anhaltspunkte bekommen. Der Wagen ist voller Fingerabdrücke, allerdings von einer Menge unterschiedlicher Leute, und wir haben eine CD-Hülle - leer aber beschriftet. ‚Caroline14’ steht drauf, was auch immer das heißen mag.“
„Gut. Der Wagen wird ja auch einen Besitzer haben, dem wir ein paar Fragen stellen können.“, wandte Reinhard ein.
„Es ist ein Toyota mit Essener Kennzeichen. Werden wir uns gleich drum kümmern.“
Die Tür öffnete sich und Maren und Malte betraten, beide offensichtlich gutgelaunt, das Büro.
„Morgen zusammen! Ich hab schon gehört. Der Wagen ist da. Gibt’s schon was Neues?“, sprudelte es aus Malte heraus.
„Guten Morgen“, nickte Frank lächelnd Maren und Malte entgegen. „Wenn wir jetzt vollständig sind, können wir ja sofort loslegen.“
„Moment, Moment“, protestierte Malte sichtlich entrüstet. „Darf man vielleicht erstmal die Dienste der Kaffeemaschine in Anspruch nehmen?“
„Sicher“, lenkte Frank ein. „Ich habe aber das Gefühl, als könnten wir heute einen großen Sprung machen. Ich hoffe, dass Rolf bald kommt.“
Kaum waren seine Worte verklungen, öffnete sich erneut die Tür und Rolf stand im Raum. Auch er schien wieder hundertprozentig fit zu sein und strahlte seinen Kollegen und seiner Kollegin entgegen.
„Hallo zusammen! Ihr werdet nicht glauben, was ich gerade gehört habe!“
Maren lachte, woraufhin Rolf sie etwas konsterniert ansah. Trotzdem ließ er sich nicht beirren.
„Ich habe Sabine auf dem Parkplatz getroffen.“
Mit einem verunsicherten Blick in die Runde fragte er: „Wieso grinst ihr alle so blöd?“.
„Dass der Wagen gefunden wurde, wissen wir.“, klärte Maren ihn auf.
„Na toll. Das meine ich aber nicht. Ich rede von der CD-Hülle. Da sind auch Jörg Klettners Fingerabdrücke drauf.“, fuhr Reinhard mit unverminderter Begeisterung fort.
Jetzt war es an den anderen, verblüfft dreinzuschauen und Reinhard lachte triumphierend.
„Ich fasse es nicht!“, rief Maren aus.
„Das ist sicher?“, hakte Frank nach, als er die Fassung wiedererlangt hatte.
„So sicher wie das Amen in der Kirche! Sabine wollte nur in ihr Büro, um den Bericht auszudrucken. Sie sagt, wir sollten nichts unternehmen. Sie kommt gleich.“
Unglaublich
, ging es Frank durch den Kopf.
Wir haben etwas!
„Endlich haben wir mal etwas Glück“, freute sich Maren.
Frank öffnete die Wasserflasche, die seit Freitag auf seinem Schreibtisch stand, und nahm einen gehörigen Schluck. Dann entnahm er der Schublade seines Schreibtisches eine Packung Zigaretten, öffnete sie und steckte sich eine an.
Den vorwurfsvollen Blick von Reinhard, der sofort das Fenster öffnete, ignorierte er. Schließlich hatte er am Wochenende nur zwei Zigaretten geraucht.
Sie unterhielten sich in den folgenden Minuten über Belanglosigkeiten: das Wetter, Fußball und anderes. Als sich Reinhard und Malte
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