Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
erwiderte sie ohne Zögern und ihr Gesicht bekam urplötzlich einen ganz anderen Ausdruck. „Ich weiß gar nicht mehr, ob das wirklich so gut wäre.“
Sie dachte einen Augenblick nach und fuhr dann fort.
„Auf die Gefahr hin, dass es mir später leid tut: Lass uns reden! Ich weiß seit gestern, dass ich nicht bereit bin, so weiterzumachen. Wenn ich mit dir unterwegs bin, merke ich bei mir, dass sich regelmäßig eine fast unerträgliche Spannung aufbaut. Ich wünsche mir dann, dass du mich in den Arm nimmst, ich möchte dich berühren! Das ist einfach so gekommen, hat sich entwickelt, und ich kann dir noch nicht mal den Vorwurf machen, dass du das irgendwie provoziert hättest.“
Frank war froh, dass sie so direkt auf das Thema zu sprechen kam und ihn nicht zappeln ließ.
„Mir geht es seit der letzten Woche genauso, und auch ich kann nicht sagen, woran das liegt. Immerhin bin ich mit Ina zusammen und habe gar keinen Grund, sie zu …… eh …… nun …“
„Sie zu betrügen, sie zu verlassen und so weiter!“, fuhr Maren für ihn fort. „Das weiß ich alles. Es ändert aber nichts an meinen Gefühlen. Möglicherweise geht es dir ähnlich, ich meine in Bezug auf mich. Was du damit anfängst, ist natürlich deine Sache, aber wir müssen schon zu irgendeinem Ergebnis kommen.“
„Kannst du trotzdem mit mir arbeiten, wie wir das am Donnerstag gemacht haben?“
„So im Zweierteam, meinst du?“
Frank nickte.
„Am Freitagnachmittag hätte ich es nicht gekonnt.“, fuhr sie fort. „Aber mit Reinhard geht es nicht. Am Freitag war das zwar in Ordnung, aber der hat mich die ganze Zeit vollgetextet und nach zwei Stunden wusste ich - glaube ich - alles, was an Reinhard Mendritz interessant ist. Ich hatte schon das Gefühl, dass wir beide - du und ich - ganz gut harmonieren.“
Maren schaute ihn jetzt lächelnd an. Frank lächelte zurück, denn er konnte für sich nur bestätigen, was Maren soeben gesagt hatte. Er beugte sich vor und stütze seine Ellenbogen auf seine Knie.
„Lass uns weitermachen! Wenn wir ehrlich zueinander bleiben, dürfte das kein Problem werden. Wir sind beide erwachsene Menschen. Ich weiß nicht recht, was bei mir passiert. Du bist eine sehr attraktive Frau und du bist mir eine der liebsten Kolleginnen. Nur: Lass uns auf dem Teppich bleiben!“
„Was meinst du damit? Hat jemand den Teppich verlassen?“, fragte Maren und machte plötzlich einen leicht angesäuerten Eindruck.
„Nein! Du hast dich toll verhalten, und ich finde, dass auch ich keine Komplikationen ins Spiel gebracht habe. Was ich meine ist, dass wir weiter
arbeiten
müssen! Malte hat mir am Freitag schon Bescheid gegeben. Offensichtlich scheint sich die Stimmung zwischen uns regelmäßig so aufzuschaukeln, dass sogar Anwesende das spüren. Darauf müssen wir achten. Ich möchte nicht, dass das ganze Team darunter leidet.“
Maren nickte lächelnd vor sich hin.
„Reinhard hat am Freitag versucht, das Thema anzusprechen. Er hat mir aber keine Möglichkeit gegeben, etwas dazu zu sagen. Stattdessen hat er mir eine halbe Stunde lang erzählt, wie er mal mit einer Kollegin ein Verhältnis hatte.“
Maren schaute ihn jetzt wieder direkt an.
„Okay,“ sagte sie. „Wir sollten morgen wieder zusammenarbeiten und werden brav bleiben. Ich müsste mich jetzt fertig machen. Ich habe noch was vor.“
„Natürlich“, erwiderte Frank und stand auf.
Auch Maren erhob sich vom Sofa. „Weiß Ina, dass du hier bist?“, fragte sie plötzlich und kam auf ihn zu.
„Nein“, antwortete er kleinlaut.
Sie lachte auf, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und gab ihm zwei schnelle Küsse – auf jede Wange einen. Sofort ließ sie ihn wieder los und ging vor ihm her zur Wohnungstür.
„So fängt es immer an!“, sagte sie.
„So ist das nicht!“, wandte er ein. „Was hätte ich ihr sagen sollen? Ich verstehe das ja selbst nicht – wie soll ich Ina dann etwas erklären können?“
Maren zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür. „Wir sehen uns“, sagte sie. Frank nickte und strich ihr mit dem gekrümmten Zeigefinger über den Nasenrücken. Dann ging er die Treppen hinunter, während er hörte, dass Maren die Tür schloss.
Montag 8. April 2002
Frank saß am Montagmorgen bereits um 7:30 Uhr hinter seinem Schreibtisch. Er fühlte sich ausgesprochen wohl und war bereit, heute so richtig durchzustarten. Das Gespräch mit Maren hatte ihn beruhigt und er war überzeugt davon, dass es einen positiven Effekt auf alle
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