Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Er löste den Klammergriff um Shirleys Bauch und stieß sie mit der linken Hand kräftig von sich. Sie schlug mit einem Schrei auf dem Hallenboden auf. Aus der Ferne hörte er lautes Gekreische. Blitzschnell drehte er sich um und verschwand durch die Drehtür. Als er nach draußen kam, sah er einen schwarzen Aktenkoffer auf sich zukommen. Ein stechender Schmerz in der Nasenwurzel war seine vorletzte bewusste Wahrnehmung, bevor er merkte, dass sämtliche Lichter um ihn herum, inklusive Sonne, gleichzeitig ausgeschaltet wurden.
***
Das Ermittlungsteam saß in Franks Büro zusammen, als der Anruf mit der Nachricht von Kleines Verhaftung einging.
„Wirklich?“, rief Frank mit dem Hörer am Ohr und sprang auf.
Einen Moment lauschte er.
„Okay. Wir kommen ihn abholen … Nasenbeinbruch? … Sehr gut! … Gebt dem Mann eine Belohnung! … Gut, bis gleich!“
Er legte auf und griff seine Jacke.
„Malte, kommst du mit?“, fragte er mit einem breiten Grinsen. „Wir holen Kleine vom Flughafen ab!“
Malte war begeistert
„Aber gerne!“
Frank erzählte seinen Kollegen schnell, was geschehen war.
„ … und dann hat der junge Mann durch die Glastür gesehen, wie Kleine das Mädchen umstieß. Er hat ihn am Ausgang in Empfang genommen und ihm seinen Aktenkoffer auf die Nase gezimmert. Jetzt hat der Arme einen Nasenbeinbruch, ist aber medizinisch versorgt worden. Anstatt sich aus dem Staub zu machen, ist die ‚Geisel’ wie eine Wilde auf Kleine losgegangen und hat ihm nochmal eins in die Schnauze gehauen. Jetzt hat er auch noch eine aufgeplatzte Lippe. Dann stellte sich heraus, dass diese Frau zu ihm gehörte und mit ihm nach Lanzarote türmen wollte!“
Während seines Berichtes mussten er und die anderen das eine oder andere Mal lachen.
„Lanzarote …., wie seltsam!“, sagte Maren. „Ist da nicht auch dieser Tobias Ritter?“
„Stimmt! Ruf doch mal bei unseren Kollegen in Spanien an, ob die in Sachen Ritter schon weiter gekommen sind!“
Als er mit Malte die Treppe hinunter lief, sagte er: „Wir müssen einen Käfigwagen nehmen, damit die sich während der Fahrt nicht wieder an die Gurgel gehen.“.
Malte nickte. Sie holten sich aus dem Bereitschaftsraum einen entsprechenden Wagenschlüssel und begaben sich zum Parkplatz.
Vierzig Minuten später betraten sie die Räume des Bundesgrenzschutzes im Düsseldorfer Flughafen. Ein Beamter hatte sie am Eingang abgeholt und hierher begleitet. Er händigte Frank zwei verschweißte Plastiktüten aus, in denen sich die Gegenstände befanden, die man Kleine und Shirley abgenommen hatte.
„Was wollt ihr von diesem Idioten?“, fragte der Beamte.
„Möglicherweise Doppelmord und auf jeden Fall Kinderpornographie!“
Der Grenzschutzbeamte pfiff durch die Zähne.
„Vielleicht hätte man die Kleine nicht zurückhalten sollen.“, grinste er. „Die hätte sich sonst bestimmt in dem Schwein festgebissen!“
Er führte die beiden durch einen engen Gang hindurch in einen riesigen Raum, der in 12 ungleiche Zellen aufgeteilt war. Vorher hatten sie aus diesem Raum schon lautstarkes Gezeter vernommen.
„Du bis ein Swein!“, erklang es britisch akzentuiert aus der ersten Zelle, was aus der letzten hinten rechts mit einem müden „Halt’s Maul!“ beantwortet wurde.
Der Beamte öffnete die Zelle, in deren Mitte Shirley stand.
„Hände auf den Rücken!“, befahl er in einem Ton, dem die junge Frau sofort Folge leistete. Kurz darauf schlossen sich Handschellen um ihre Handgelenke. Der Grenzschutzbeamte drehte ab und verließ die Zelle. Er bedeutete Frank, die Engländerin zu übernehmen, und forderte Malte auf, ihm zu folgen.
„Mein Name ist Wallert, Kriminalpolizei. Wir werden Sie nach Mülheim bringen.“, sprach er sie an und wunderte sich über den freundlichen Blick, mit dem sie ihn ansah.
„Du bis sus!“, sagte sie und blitzte ihn an. Dann beugte sie ihren Oberkörper tief nach unten und wedelte mit ihren hinter dem Rücken gefesselten Händen hin und her. „Das muss doch nich!“, bettelte sie. Durch ihre tiefe Verbeugung lud sie Frank zu einem tiefen Blick in den Ausschnitt ihrer Bluse ein.
„Doch, das muss!“, erwiderte er trocken und trat hinter sie.
Shirley richtete sich wieder auf und Frank schob sie sanft zur Zellentür hinaus. Am anderen Ende des Ganges kam gerade Malte mit seinem Schützling aus einer Zelle. Der Mann trug auf Grund seiner Verletzung eine Gesichtsmaske, hatte aber auch die Hände auf dem Rücken und Handschellen an
Weitere Kostenlose Bücher