Dunkelmond
sich damit erbittert gegen die Soldaten. Es schien nicht viele Feuermagier unter ihnen zu geben, die den Pflanzen- und Wassermagiern des Königs etwas entgegensetzen konnten.
Der Heermeister sah schnell, dass er die Lage unterschätzt hatte. Es hätte mehr als die rund drei Dutzend Soldaten gebraucht, die er mitgebracht hatte, um den Widerstand der Dörfler ohne viel Blutvergießen zu brechen.
Er verschaffte sich schnell einen Überblick. Obwohl die Nomaden sich mit aller Kraft wehrten, waren die Soldaten ihnen überlegen. Dennoch waren die Hirten noch nicht besiegt, sie kämpften mit dem Mut der Verzweiflung. Viele von ihnen befanden sich noch im Kampf Mann gegen Mann.
Als Telarion sah, dass einer der Nomaden Gomaran in dieEnge trieb und mit einer Hacke die Dornenranken zerschlug, mit denen dieser seinen Gegner in Schach zu halten versuchte, sprang Telarion vom Pferd. Sein Milchbruder war in Gefahr, das würde er nie zulassen. Er stürmte auf die Kämpfenden zu, schneller, als der Hirte ihn zu sehen vermochte.
Telarion zog im Laufen das daikon sowie das wakun aus der Schärpe, blieb etwa eine Elle vor dem Mann stehen und rammte ihm den Dolch mit der Schildhand von hinten in den Brustkorb. Das daikon in Telarions Schwerthand sauste sirrend durch die Luft, dann flog der Kopf des Mannes mehr als einen Klafter weit über den staubigen und bereits blutdurchtränkten Boden. Als Telarion schwer atmend den Dolch aus dem Leichnam zog, sackte der Hirte zusammen und blieb still liegen. Gomaran nickte seinem Herrn nur kurz zu und wandte sich dem nächsten Nomaden zu.
Telarion sah sich um, und angesichts des Gemetzels packte ihn Wut. Er hatte die Leute nur befragen wollen, und er wusste, seine Männer hatten den Kampf nicht begonnen. Und doch lagen nun drei von ihnen und etwa ein Dutzend Menschen tot auf dem staubigen, mit Dung bedeckten Boden.
Ihm blieb nicht viel Zeit zum Nachdenken. Wieder stürzte einer der Hirten auf ihn zu, mit lautem Gebrüll und einem Speer. Telarion konnte ihn nur gerade eben mit dem hochgerissenen daikon abwehren. Im nächsten Moment schwang er die Linke und jagte dem Gegner das wakun in den Bauch. Als er den Dolch mit einer zusätzlichen Drehung nach oben herauszog, hatte der Nomade Mühe, seine Eingeweide bei sich zu behalten.
Früher hatte Telarion sich nie vorstellen können, einmal zu töten. Wesen, egal, ob Mensch oder Elb, auch nur zu verletzen, ihnen Leid, Schmerz oder Tod zuzufügen, war etwas, das ihm als Heiler Abscheu einflößte. Oft in den letzten Jahren hatte er sogar geglaubt, den Anblick zerschlagener Leiber, abgetrennter Gliedmaßen und grausam verstümmelter Körper, die auf keine Heilung mehr hoffen konnten, nicht mehr länger zu ertragen. Dochjetzt vergaß er diese Gedanken. Diese Nomaden widersetzten sich ihm, widersetzten sich dem König und dem Leben und töteten seine Soldaten, die doch nur auf seinen Befehl hin handelten.
Das würde er nicht zulassen. Rücksichtslos setzte er seine Klingen ein, um seine magischen Kräfte zu schonen, und kassierte dabei auch eine Wunde am Oberarm.
Das Blatt wendete sich schnell. Es dauerte nicht lange, dann hatten seine Soldaten die Lage im Griff. Wer von den besiegten Nomaden überlebt hatte, wurde zu den Frauen und Kindern in den Pferch getrieben, den ein paar der elbischen Soldaten hatten wachsen lassen. Telarion kam langsam wieder zu Atem, nickte seinen Soldaten zu und ging hinüber zu dem Dornenrund, um sich die Leute anzusehen, die ihm und seinem Trupp so herbe Verluste zugefügt hatten.
Es waren nicht viele, nur ein paar Dutzend. Zuletzt wurde ein junger Nomade in den Pferch gestoßen, dem man im Kampf den Arm abgeschlagen hatte. Eine etwa gleichaltrige Frau, sicher sein Weib, stürzte sofort zu ihm hin. Ihr Kind hatte sie im Arm. Als sie sah, dass seine Wunde tödlich war, schrie sie leise auf, dann fuhr sie zu Telarion herum.
Blutbefleckt stand sie vor ihm. »Wie konntet Ihr das nur zulassen?«, schrie sie, bevor Telarion seine Worte an die Dorfbewohner richten konnte. »Was für eine Gerechtigkeit ist das hier, in deren Namen Ihr auftretet? Wir haben niemandem etwas getan!«
Telarions Augen verengten sich. »Wir kamen nicht in der Absicht, Menschen zu töten. Ihr habt uns angegriffen! Wir sind nur auf der Suche nach einer entflohenen Sklavin. Nur an ihr sind wir interessiert. Wenn ihr sie gesehen habt und ihr Unterschlupf gewährtet, sagt es frei heraus, und ich verschone euer Leben.«
Die junge Frau warf ihm einen langen
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