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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Sanara nicht aus den Augen.
    Odran lachte leise. »Das Saphirmeer. Warst du je dort?«
    Sanara zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Odran wandte seinen Blick wieder dem Feuer zu.
    »Man sagt, es entstand aus der Liebe eines Menschenkindes zu einem Elben des Meeres«, sagte er leise. »Dein Gefährte singt diese Geschichte gerade, aber ich werde sie dir erzählen.
    Amdiri und Thautar sahen sich das erste Mal im Licht der Ysund erkannten so die Schönheit der Seele des jeweils anderen. Sie verliebten sich und mischten ihre Gaben, sodass jeder die Magie des anderen in sich trug. Und doch mussten sie sich bald wieder trennen, auch wenn Amdiri, die Feuertochter, dem Sohn des Meeres, Thautar, versprach, nach Jahresfrist zu ihm zurückzukehren. Doch sie trug nun in ihrem Feuer die Kraft des Meeres, weshalb man sie bald aus ihrem Volk verstieß. Sie drohte in der Wüste, wo ihre Sippe lebte, einsam und verlassen zu sterben. Da hatte Ys Mitleid mit ihr. Sie konnte den Tod, die Gabe des Syth an Akusu und die Menschen, nicht aufheben und Amdiri das Leben schenken, wo ihre Schöpfer es begrenzt hatten, und so verwandelte sie Amdiri in ein Meer, das inmitten der rotgelben Feuerfelsen Guzars lag.
    Lange Zeit später fand der Thautar, der sie immer gesucht hatte, dieses Meer und erkannte die Gnade, die Ys seiner Geliebten erwiesen hatte. Er stürzte sich in das Gewässer, das trüb war und still wie ungeweinte Tränen, und bat Ys, sich mit ihr vereinen und sterben zu dürfen. Doch Ys konnte auch ihm die Gabe nicht nehmen, die Vanar, sein Schöpfer, ihm verliehen hatte, nämlich das Leben, und so verbrachte er den Rest seiner Tage dort am Ufer in einer Hütte, ohne die endlose Weite seiner Heimat und die hohen Wellen des Östlichen Meers, aus denen er geboren war, wiederzusehen.
    Als aber das Ende seines Lebens gekommen war, schwamm er in die Fluten hinaus, die einst seine Geliebte gewesen waren. Da erwachte das Meer, umschmeichelte, liebkoste und umarmte ihn, und so schenkte er ihr erneut seine Seele, bis sie vereint waren. Seither schimmert das Saphirmeer dunkelblau in der grellen Wüste, ist klar bis auf den Grund, kühl und Leben spendend wie Thautars Seele, und seine Wellen schäumen und singen pausenlos ein Lied der Schönheit.«
    Sanara starrte Odran an, während seine Stimme verklang. Für eine Weile war nur das Rauschen des heftigen Regens und der Donner draußen über den sanften Klängen der pathi zu hören.
    Diese Geschichte kannte sie, ihr Vater hatte sie ihr erzählt und hatte auch gesagt, dass in den Muscheln, die sie vom Strand ins Haus brachte, der Gesang Amdiris zu hören sei.
    »Wenn du mich fragst, es ist ein Geschenk der Ys, dass du den Wind in dir trägst, Feuermagierin.«
    Mit diesen Worten stand Odran auf. »Ich werde nach meiner Ziege sehen. Bei Gewitter wird ihre Milch oft sauer. Ihr könnt es euch hier vor dem Feuer bequem machen. Dort drüben auf der Truhe liegen Decken. Morgen bringe ich euch über den Lithon.«
    Er ging hinaus.
    Sanara schloss die Augen. Wenn du mich fragst, es ist ein Geschenk der Ys, dass du den Wind in dir trägst, Feuermagierin. Unversehens wie eine plötzlich aufkommende Brise wallte Sehnsucht nach dem Heermeister in ihr auf, Sehnsucht nach seiner kühlen, trockenen Hand und den ernst blickenden grünen Augen, die mit der länglichen Pupille so seltsam wirkten.
    »Ich hoffe, wir finden das Siegel und stellen so Ys’ Macht wieder her«, hörte sie sich sagen, und sie wusste, das war es, was sie wollte. Vielleicht würde sie sich dann der Liebe zu Telarion Norandar nicht mehr schämen müssen.
    Die Töne der pathi rissen ab.
    »Der Heermeister hat dich zu lange mit seiner Magie geplagt«, sagte Ronan ruhig und stand auf, um ihr ein paar Decken zu bringen. Mitleid schwang in seiner Stimme. »Es muss schrecklich für eine Feuermagierin wie dich sein, ständig das Eis und den Sturm eines so starken Goldmagiers in sich zu fühlen, wie der Zwilling des Königs einer ist. Aber ich bin sicher, dass die Weisen dich von seiner Magie befreien können. Es wird nicht mehr lange dauern.«
    Sanara nickte langsam, als sie sich nahe der Flammen auf den Boden legte. Ihr wurde bewusst, dass sie nie wieder das Verlangen danach haben würde, von dieser Magie befreit zu sein.
    Sie spürte, dass Ronan sich hinter ihr niederließ. Sein sehniger Oberschenkel drückte sich an ihren Rücken und wärmte sie dort. Seine Nähe, sein Geruch nach herbstlichem Laub und Kräuternund die Hitze des Feuers vor

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