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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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der ihre Seele festhält, sodass diese den Weg zurück ins Leben findet. Es braucht große Stärke, es allein zu tun. Selbst Siwanon hätte das nicht vonjetzt auf gleich tun können, schon gar nicht, wenn ein Elb ihm gleichzeitig die Kraft nimmt. Und dann noch einem Trupp Magiern des Vanar die Kraft und das Leben stehlen! Er konnte es nicht, niemand, den ich je gekannt habe, hätte das tun können.« Nach einer kurzen Pause fügte sie zornig hinzu: »Und Sinan sollte das wissen!«
    Anjoris legte den Kopf schief. »Er floh im Glauben, dass du es könntest.«
    »Meinst du, das hätten er und ich im Laufe unseres Lebens nicht oft genug besprochen? Er wollte nie einsehen, dass er sich irrt«, sagte Sanara bitter, nahm ihren darstar auf und begann, ihn sich wieder um die geflochtenen Haare zu winden. »Ich habe nicht einmal das Lied gelernt, mit dem man die Nebel allein betreten kann! Der Körper muss es singen, während die Seele ihren Weg auf der Jenseitigen Ebene suchen und sich gegen die Toten erwehren muss. Selbst wenn es das Siegel gibt, und ich es finde   – wobei ich nicht einmal weiß, wie es aussieht! –, wie sollte ich es von dort lösen und in unsere Welt bringen?« Sie ließ die Hände sinken und tastete vorsichtig den Rand von Anjoris’ Malerei auf ihrem Körper an.
    Doch die Farbe war noch nicht ganz trocken.
    »Nein, es sind zu viele ‚Wenn’«, sagte Sanara dann entschlossen. »Wenn es das Siegel gibt; wenn es noch jemanden gäbe, von dem ich das Lied erlernen könnte; wenn ich wüsste, wie das Siegel aussieht; wenn ich die Kraft hätte, es mit in unsere Welt zu nehmen…«
    Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, um die Tränen zurückzudrängen. »Nein. Es bleibt mir nur das Eingreifen, wenn ich sehe, dass einer von uns unterdrückt wird.«
    Anjoris sah Sanara nachdenklich an, dann begann sie, Farbtöpfe und Pinsel wegzuräumen.
    »Ich sagte ja schon, dass ich dich verstehe«, sagte die Färberin nach einer Weile. »Deshalb bist du mir auch dann willkommen, wenn du von mir nur ein wenig Farbe willst.«
    Sanara lächelte schwach und schwieg.
    »Baradhin, Cianar und die anderen werden übermorgen kommen, wenn der Dunkle Mond seinen Zenit überschritten hat, und besprechen, was wir nun mit dem Wissen, dass Kharisar gefallen ist, anfangen. Sie wollten warten, bis sich die Unruhen in der Stadt um den Fall des Khariten und den Weber gelegt haben. Ich bin sicher, sie möchten auch deine Ansicht hören.« Anjoris trug die Pinsel und Töpfe zu ihrem Wassereimer. »Es wäre gut, wenn du kommen würdest.«
    Sanara tippte noch einmal vorsichtig mit der Fingerspitze über den Rand von Anjoris’ Malerei. Sie war trocken. »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll«, murmelte sie und wickelte die Bluse eng um ihren Oberkörper. »Die meisten würden mich wohl mit Fußtritten aus ihrem Haus jagen, wenn sie wüssten, wer mein Vater ist.«
    Anjoris lächelte ein wenig wehmütig. »Versuch, an deine Freunde zu denken, wenn dir das Feuer deiner Seele wieder zu Kopfe steigt«, sagte sie dann und wusch in einem Wassereimer die Farbnäpfe und den Pinsel aus. »Ich würde nur ungern sehen, dass man dich in dieser Hitze ertrinken oder erfrieren lässt.«
    Sanara biss sich auf die Lippen und band die gewickelte Bluse an ihrer Hüfte fest zu. »Ich werde es versuchen«, sagte sie leise. »Ich würde gerne noch länger hierbleiben, aber die Wachen werden die Tore schließen.«
    Anjoris schloss die Arme um die Freundin. »Dann komm übermorgen, wenn du kannst.«
    Sanara nickte. Anschließend schlüpfte sie durch die Tür hinaus in die dunkle Gasse.
    Sie war eine der Letzten, die die Unterstadt betraten, denn der Dunkle Mond berührte bereits die Zinnen und Balustraden der Dachterrassen. Die Wachen ließen sie achtlos passieren, sie waren mit einem Mann beschäftigt, der Hühner auf einem Karrenin die Stadt schaffen wollte, um sie zu verkaufen. Er wollte einen guten Platz auf dem Markt ergattern und begehrte daher frühzeitig Einlass. Er versuchte, die Wachen davon zu überzeugen, dass seine schwarzbraunen Hühner kein Werk eines »Meisters des Todes« seien, wie einer der Soldaten behauptete.
    Es fiel Sanara schwer, sich nicht in den Händel einzumischen, als die Wachen von dem Händler verlangten, er solle ein paar Hühner als Wegzoll entrichten sowie ein wenig seiner Magie anwenden, um das Pferd des Hauptmanns zu heilen. Es war Willkür, denn eigentlich hätte er nur wenige Kupfermünzen zu zahlen

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