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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Wer hier lebte, hattekein Geld, um die alten Steinbauten, aus denen die Stadtringe in Bandothi bestanden, zu erhalten.
    Sanara hatte Glück und traf auf keine Wachpatrouille mehr. In der Mittelstadt hatte sie ihnen zweimal ausweichen müssen, doch hier war das nicht mehr nötig. Elben mieden die Vorstadt, die vornehmlich von Menschen bewohnt war. Töpfer, Steinmetze, Weber, Schmiede und alle Kinder des Akusu, die ihre Gabe, mit Tieren umzugehen, zum Beruf gemacht hatten, lebten hier. Grund genug für die Elben, diesen Stadtteil selten zu betreten. Hinzu kam, dass die Menschen, die hier lebten, nicht zur Oberschicht gehörten. Reiche Goldschmiede und Tuchhändler lebten in der Mittelstadt, ganz nah am Hof des Elbenkönigs.
    Auch die Gerüche kündeten davon, dass die Bewohner sich, je weiter Sanara kam, immer weniger darum kümmerten, was in ihren Straßen geschah, die hier nur noch aus festgestampfter Erde bestanden. Der strenge, aber doch warme Geruch nach Mist und nassem Tierfell, in den sich der stechende Gestank vergorener Fäkalien mischte, verriet Sanara schließlich, dass sie die Gasse erreicht hatte, die sie gesucht hatte.
    Die Gasse der Gerber und Färber.
    Sie trat, ohne anzuklopfen, in eines der Häuser. Licht war durch die Läden in die Gasse gefallen und zeigte an, dass die Bewohner noch nicht zu Bett gegangen waren.
    Hinter der zweiteiligen Tür befand sich ein großer Raum, in dessen Boden sich mehrere Gruben befanden. Der Geruch nach Tier und Fäkalien war durchdringend. Es war kein Wunder, dass ihr hier keine Elben begegnet waren. Wasser- und Windmagier missfiel der Geruch von allem, was mit Tieren zu tun hatte. Doch auch Sanara rümpfte kurz die Nase, bevor sie sich im Licht der wenigen Fackeln und Kerzen umsah.
    »Du musst nicht immer die Nase rümpfen, wenn du hier hereinkommst«, erklang eine klare Stimme von einem der hinteren Becken. Eine schlanke Frau, nur wenig größer als Sanara, rührte dort in einer Grube blauen Färberwaid an.
    Sanara musste lächeln und ging an Bottichen vorbei, die mit roten, gelben und braunen Flüssigkeiten gefüllt waren. In einer der hinteren Gruben glaubte Sanara eine grünliche Farbe zu sehen, aber im Dämmerlicht war sie nicht sicher.
    »Es kann wohl nur einer Färberin nicht auffallen, wie beißend der Geruch ihrer Werkstatt ist«, zog Sanara die Sprecherin auf.
    Als sie herangekommen war, streckte diese den gebeugten Rücken und lächelte die Freundin an. »Ich habe mich daran gewöhnt«, sagte Anjoris, ließ das Rührholz, mit dem sie die dunkelblaue Farbe durchmischt hatte, ein wenig abtropfen und stellte es dann an die Wand, um Sanara zu begrüßen.
    »Und ich freue mich, dass du dennoch so oft den Weg hierherfindest.«
    Sanara erwiderte die Umarmung. »Ich wollte dich nur aufziehen. Es stört mich nicht, wie du riechst, Anjoris.«
    Die Färberin lachte leise, warf noch einen letzten Blick auf die blaue Farbe und den Schaum, der sich am Rand des Beckens abgesetzt hatte, und nickte kurz. »Die blaue Farbe wird morgen fertig sein. Dann treffen auch Stoffballen ein, die damit gefärbt werden müssen. Und auch ein paar, die grün werden sollen.«
    Vorsichtig ging sie mit Sanara zum anderen Ende des großen Raumes, wo sich hinter einer Tür die Kammer befand, in der sie wohnte und schlief.
    »Blau und grün«, sagte Sanara mit kaum verhohlenem Zorn in der Stimme, als Anjoris sie an sich vorbei in ihre Behausung treten ließ. »Lass mich raten, der Stoff wird für Waffenröcke der Wache gebraucht.«
    Anjoris antwortete nicht sofort. Sie schloss die Tür hinter sich und der Freundin, schöpfte aus einem Kessel, der über dem Feuer hing, zwei Becher mit heißem Wasser, streute Kräuter hinein und stellte sie auf den Tisch.
    Sanara funkelte Anjoris wütend an.
    Ein Blick, den die Färberin ungerührt erwiderte. »Ich weiß, es macht dich zornig, wenn jemand mit den Elben zusammenarbeitet«, sagte sie dann ruhig. »Aber der Vogt zahlt gut. Ich muss leben, Sanara. Das muss jeder. Sogar du.«
    »So niemals!«, fuhr Sanara auf. »Ich werde mich nie unter ihr Joch begeben und ihnen niemals helfen, ihre grausame Herrschaft aufrechtzuerhalten!«
    Anjoris wandte den Blick ab und ließ sich auf der Sitzbank nieder.
    »Du bist mitten in der Nacht zu mir gekommen, um mir mitzuteilen, dass ich dem Falschen diene? Du warst doch erst vorgestern hier, und auch da haben wir wie immer lange darüber gesprochen.«
    Auch wenn der Elb Sanara viel Kraft genommen hatte, die Flamme des

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