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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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zu tun, um diese Aktivitäten aufzuhalten. Jenes Verlangen, um dessentwillen sie so lange an der Schwelle zum wirklichen, echten Burn-out balanciert war.
    Dem Burn-out, vor dem sie der Wechsel in die A-Gruppe gerettet hatte.
    Das und ihre Ehe mit Jorge Chavez.
    Sie war erfüllt von Trauer und Schuld. Hatte sie ihn deswegen zurückgewiesen? War der Zusammenhang von Ursache und Wirkung so einfach zu konstruieren? Gab es nicht immer ein komplexes Bündel von Ursachen? Sie wusste es nicht.
    Sie wusste nur, dass sie Menschen wie »Kurtz of Darkness« hasste, mit einem feuerroten glühenden Hass. Und dass sie trotzdem eine starke und große Sehnsucht nach ihrem Ehemann Jorge zu empfinden begann.
    Er rückte immer mehr in den Vordergrund. Sie wollte ihn anfassen, seine Haut berühren.
    Aber seltsamerweise war es nicht ihr Hass, auf den sie am stärksten reagierte hier in der Polizeiwache von Sollefteä, wohin das Trio nun zurückgekehrt war. Nein, die stärksten Reaktionen waren - sprachlich.
    Obwohl es eine Weile dauerte, bis sie es verstand.
    Anfangs war sie vor allem über die merkwürdige Reaktion verwundert, die sie nicht losließ.
    Wiedererkennen ?
    Ja, sie erkannte den Text wieder. Dieses seltsam wohlformulierte Phrasenpaket, das unter den unfreiesten Bildern, die die Welt aufzubieten hatte, sexuelle Freiheit propagierte.
    »Die Normalität setzt voraus, dass die Sexualität ein bestimmtes Aussehen hat, ein kontrolliertes Aussehen. Aber die Sexualität ist grenzensprengend, sie erweitert unsere Sinne in alle Richtungen. Wir können Dinge tun und erleben, die wir nicht für möglich gehalten haben. Wir sind unglaublich viel größer, als die Normalität behauptet. Wir können uns für zwei Wege in unserem Leben entscheiden: 1 . Die Sexualität auf eine Handlung unter anderen reduzieren, auf etwas, was ab und zu einfach getan werden muss, und sie in banale Rahmen zwingen, bei ausgeschaltetem Licht, unter der Decke. Zusehen, dass sich der Mensch immer selbst begrenzt. Und stirbt, ohne an der großen, mächtigen, universalen Kraft teilgehabt zu haben, die sich Sexualität nennt.
    2. Die imposante Kraft des Dunkels bejahen und alle Begrenzungen überschreiten, alle Rahmen sprengen, die von viel unbedeutenderen Menschen errichtet worden sind, als du selbst einer bist. Akzeptieren, dass die Moral die Angst des Schwachen vor dem Starken ist. Kurtz of Darkness«.
    Sie hatte die Argumentation doch schon gehört, teils sogar wörtlich. Aber wo?
    Sie wandte sich Gunnar Nyberg und Lena Lindberg zu. Die beiden saßen neben ihr vor dem Computer, und in ihren Gesichtern standen Wut und Abscheu in verschiedenen Abstufungen.
    »Erkennt ihr es wieder?«, sagte Sara Svenhagen.
    Nyberg nickte kurz. »Sie haben ihre kleinen Rechtfertigungsreden, die Schweine«, sagte er. »Vermutlich müssen sie ihre Handlungen auch vor sich selbst rechtfertigen. Sonst würden sie wahrscheinlich untergehen.«
    »So habe ich es nicht gemeint«, sagte Sara. »Ich meinte: Erkennt ihr es wieder? Wortwörtlich?«
    »Verdammt!«, entfuhr es Lena Lindberg. »Das sind doch Carl-Olof Strandbergs Worte. Er nannte uns die >Hüter der Normalität < . Und hat er dann nicht genau gesagt: >Sie setzen voraus, dass die Sexualität in einer bestimmten Art erscheinen muss, einer kontrollierten Art    Sara stand auf und sagte: »Und er endete mit: >Zusehen, dass sich der Mensch immer selbst begrenzt. Und stirbt, ohne an der großen, mächtigen, universalen Kraft teilgehabt zu haben, die sich Sexualität nennt.<«
    »Der verfluchte Kerl gehört zu dem Netzwerk«, sagte Lena. »Er steht diesem verdammten >Kurtz< nahe. So nahe, dass er ihn zitiert. Vor uns.«
    »Jetzt werden wir ein richtiges Gespräch mit Carl-Olof Strandberg führen«, sagte Gunnar Nyberg und ging mit energischen Schritten zur Arrestzelle.
    Lena und Sara folgten ihm. Unterwegs kamen sie an dem besenkammerähnlichen Raum vorbei, in dem ein junger
    Mann mit großem Backenbart und einer beeindruckenden Laborausrüstung hauste.
    Als die drei mit glühenden Gesichtern hineinschauten, sah der Datenrestaurator Jerker Ollen mit zerstreuter Erfindermiene auf und sagte: »Ja.«
    »Ja?«, sagte Sara Svenhagen.
    »Ja, ich hab's. Jedenfalls zur Hälfte. Die halbe Festplatte von Sten Larsson ist hoffnungslos futsch, aber ich glaube, die andere Hälfte habe ich restauriert. Was ihr sucht, ist sehr wahrscheinlich >Knabenliebe< beziehungsweise >Mädchen_ traurig _ 12 <. Ich habe die Mitteilungen, die zwischen den beiden

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