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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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warum ihr den drastischen Schritt getan habt, einen Polizisten zu kidnappen«, sagte Paul Hjelm. »Es sieht nicht so aus, als tätet ihr etwas Ungesetzliches. Etwas Einfältiges, etwas völlig Abgedrehtes, ja; aber nichts direkt Ungesetzliches. Jedenfalls nicht bisher.«
    »Das Bild, das du hast, ist nicht ganz vollständig«, sagte Christine Clöfwenhielm mit einer kleinen Grimasse. »Unsere wichtigste Funktion heute ist es, über die Grenze zur Todeskraft zu wachen. Und dabei müssen wir schonungslos sein. Da die Polizei machtlos ist.«
    »Schonungslos?«
    »Weißt du, wie viele Leben ein Pädophiler im Durchschnitt zerstört? Das solltest du wissen, du bist Polizist. Man sagt, es seien ungefähr fünfundzwanzig. Jeder Pädophile vergreift sich in seinem Leben an fünfundzwanzig Kindern. Jedes dieser Geschöpfe wird zerstört. Die Pädophilen sind die Massenmörder unserer Zeit. Obwohl wir es nicht wahrhaben wollen. Das ist der Effekt der Todeskraft. Der Effekt der umgekehrten Lebenskraft.«
    »Und ihr haltet das also auf?«
    »Ja. Und jetzt sind wir tatsächlich nahe daran, den zu erwischen, der zurzeit der Schlimmste von allen ist. Kurtz of Darkness nennt er sich. Manchmal auch King of Darkness. Wir sind ihm auf der Spur.«
    »Und wenn ihr ihn findet, ermordet ihr ihn?«
    »Wir halten einen Massenmörder auf, ja.«
    »Verdammt noch mal, Christine. Ihr ermordet Pädophile?«
    »Sie schlüpfen durch das Rechtssystem. Was immer wir im Rahmen des Rechtsstaates tun, sie sind bald wieder da und vergreifen sich an anderen Kindern. Das ist nicht hinzunehmen. Es erfordert drastischere Maßnahmen.«
    Paul Hjelm betrachtete Christine Clöfwenhielm und ihre beiden Helfershelfer durch die dicken Gitterstäbe und sagte mit großer Deutlichkeit: »Jetzt habe ich tatsächlich zum ersten Mal Angst bekommen.«
    28
    Der Kahle konnte sich nicht erinnern, wann ihm zum letzten Mal ein Schauer über den Rücken gelaufen war. Es musste Jahre, wenn nicht Jahrzehnte her sein. Es war ein merkwürdiges Gefühl, als hätte er tatsächlich teil an jener Welt, in der alle anderen sich befanden.
    Aber jetzt lief ihm wirklich ein Schauer über den Rücken.
    Er betrachtete die kurze Mitteilung auf dem Schirm vor sich. In ihrer ganzen Anspruchslosigkeit war sie einschneidend. Die Dinge gingen einer drastischen Veränderung entgegen - ein Szenario offenbarte sich ihm.
    Er las noch einmal, und wieder lief ihm der Schauer den Rücken hinunter. >Ich weiß, dass ihr gejagt werdet. Ich weiß, wer euch jagt. Ich habe Bilder von ihnen. Ich weiß, wie ihr an sie herankommt. Was ist das wert?<
    Was war es wert?
    Was war es wert zu überleben? Was war es wert, mit dem weitermachen zu können, was das Leben einem zugedacht hatte?
    Was war es wert, weitermachen zu können mit dem, was an die Stelle eines normalen Lebens getreten war?
    Drei Nicks waren erst vor ganz kurzer Zeit von der Liste verschwunden. Der Kahle ahnte, was ihnen zugestoßen war. Es kamen nie irgendwelche Bestätigungen. Sie waren ganz einfach verschwunden.
    Und als er die beiden Schnittflächen von Hasse Kronos' durchtrenntem Hals gesehen hatte, war ihm aufgegangen, was die Stunde geschlagen hatte.
    >Kronos< war Hasses Nick. Der griechische Gott, der seine Kinder aß. Hasse war einer von denen, die der Kahle persönlich kannte. Hasse war unschlagbar, wenn es um das Beschaffen von Kids ging. Bewegte sich ständig in der Nähe von Kindertagesstätten und bekam unmittelbar Kontakt zu den Kids. Das Letzte, was der Kahle von Hasse gehört hatte, war, dass er sich einen Kindergarten auf Mariaberget vornehmen wollte. Es war logisch, dass er seine Tage dort beschloss, als makabres Ausstellungsobjekt.
    Wer sie auch waren, sie wussten, was sie taten.
    Dann waren kürzlich zwei weitere Nicks verschwunden. Sie kamen von irgendwo aus dem Norden. Einen kannte er nicht, sein Nick war >Mädchen_traurig _ 12 <, aber er war anscheinend der Kumpel von einem alten Kumpel des Kahlen, Calle, mit dem Nick >Knabenliebe<.
    Calle, der Meister im Sommerhaus, der Mann, der die Jungen das Gedächtnis verlieren ließ, bevor sie starben.
    Und Calle war auch verschwunden.
    Verdammt, dachte der Kahle. Nicht nur Hasse, auch Calle.
    Übel.
    Und es war vollkommen klar, dass >Kurtz of Darkness< selbst die Hauptzielscheibe war.
    Aber Angriff war die beste Verteidigung.
    Und jetzt tat sich ihm eine Möglichkeit auf.
    Ein unerwartetes Angebot, das man nur prüfen musste. Er las noch einmal: >Ich weiß, dass ihr gejagt werdet. Und

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