Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
Art und Weise ermorden wie Sten.«
    Strandberg blickte auf. »Ich bezweifle, dass er sich so ohne Weiteres ermorden lässt. Wenn ich überhaupt weiß, wer er ist. Was ich nicht tue. Sten irrt sich.«
    »Was haben Sie in Südafrika gemacht?«, fragte Sara Svenhagen.
    »Das ist ein Codewort. Es bedeutet etwas ganz anderes.« »Nämlich?«
    »Dass Sten erstklassige Erdbeeren bei Ica gekauft hat.«
    Gunnar Nyberg stand auf, sodass sein Stuhl umfiel. Sara stand ebenfalls auf, vor allem um Nyberg in Schach zu halten. Wie immer sie das anstellen wollte. Den Mann, der Türen zertrümmerte.
    »Das haben Sie schon einmal gemacht«, sagte Strandberg und versuchte, hochnäsig auszusehen. »Sie werden mich nicht noch einmal mit Muskelkraft überrumpeln.«
    Die Stimme Lena Lindbergs klang vom Stuhl herauf sehr milde: »Erlaubt ihr, dass ich es versuche?«
    Sara und Gunnar starrten sie an. Schließlich drückte Sara vorsichtig auf Gunnars Oberarm, auf der Seite, die Strandberg abgewandt war, und sie verließen die Zelle.
    Lena Lindberg saß allein da und beobachtete Carl-Olof Strandberg. Er blinzelte ein wenig erstaunt, als hätte er dies ganz und gar nicht erwartet. Die kleine, stille, schöne Sau...
    »Sie wissen, dass wir diesen Namen haben müssen«, sagte sie friedlich.
    »Und warum sollte ich Ihnen den verraten?«
    »War er mit Ihnen im Sommerhaus? Als die beiden Jungen ermordet wurden und der dritte stumm wurde?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Es verhält sich wohl folgendermaßen«, sagte Lena immer noch friedlich. »Kurtz hat die perfekte Maskierung im Internet erfunden. Eine Art von Codierung, die bislang undurchdringlich ist. Sie wissen, wenn wir ihn aus dem Verkehr ziehen, dann ist es mit den Codes vorbei. Plötzlich steht das ganze Pädophilennetz nackt und bloß da. Sie sind jetzt der Held. Sie schützen Ihren Freundeskreis mit Ihrem eigenen Körper. Nur Sie stehen der Enttarnung im Wege. Das gibt Ihnen Macht. Und Sie lieben es, Macht zu haben. Das war es, was Sie in dem Sommerhaus getan haben. Als Sie drei Kinder ermordet haben. Und was Sie in Südafrika während der Apartheid taten, daran mag ich gar nicht denken. Und doch wissen Sie so wenig von Schmerzen.«
    »Was?«, sagte Strandberg überrascht. »Was haben Sie gesagt?«
    »Und doch wissen Sie so wenig von Schmerzen.«
    »Was zum Teufel soll das? Sie wissen also viel von Schmerzen?«
    »Ja«, sagte Lena und lächelte ihr allerwärmstes Lächeln.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sagen Sie nur, wer er ist und wo er zu finden ist.«
    »Nein.«
    Der Schlag kam so unerwartet, dass sogar das Blut überrascht war. Es schien lange Zeit nicht aus Carl-Olof Strandbergs Wange hervortreten zu können. Aber schließlich kam es aus der tiefen Wunde geflossen, die Lena Lindbergs lange Nägel in seinem Gesicht hinterlassen hatten.
    »Aber...«, sagte Strandberg erstaunt und betrachtete skeptisch seine blutige Hand.
    »Es hat ein bisschen gedauert, um es zu lernen«, sagte Lena immer noch milde. »Aber es gefällt mir ganz gut.«
    »Aber man wird Sie feuern«, sagte Strandberg erstaunt und betastete seine Wange. Das Blut floss an seinem Hals herab.
    »Wenn ich dafür gefeuert werde, dass ich eine Menge Kinder rette, nehme ich es auf mich. Sie kommen hier nicht raus, bevor Sie geredet haben, Strandberg. Das sollten Sie gleich einsehen.«
    Sie beugte sich zu ihrer Tasche hinunter. »Ich weiß, das hier ist eine Überraschung, Strandberg«, sagte sie. »Und wenn es Sie tröstet, es ist auch für mich eine Überraschung.«
    Sie war nicht mehr dort. Sie war in einem dunklen Keller. Und sie umkreiste Geir, und sie hob die Peitsche.
    Sie war glücklich.
    »Was haben wir da gemacht?«, sagte Gunnar Nyberg nervös. »War das gut?«
    Sara Svenhagen schloss die Augen und sagte: »Du hast auch mit Kinderpornografie gearbeitet, Gunnar. Du weißt, was es für ein Gefühl ist und was es mit einem macht.«
    »Sollen wir hoffen, dass sie ihn nur erschreckt? Dass sie ihm nur auf subtile Art droht?«
    »Hoffen wir das«, sagte Sara, ohne besonders hoffnungsvoll zu klingen.
    Jedenfalls nicht in dieser Hinsicht.
    Sie war erstaunt über sich selbst. Sie war erstaunt, wie dünn die Schicht der Zivilisation war. Es war glasklar, dass der Rechtsstaat mit einem Phänomen wie Pädophilie nicht angemessen umzugehen wusste. Sie war ein Teil des Rechtsstaats, ein Teil des Rechts selbst, und niemand hatte mehr als sie das Unzureichende gespürt, die Tendenz des Rechtsstaats, sich selbst Fesseln

Weitere Kostenlose Bücher