Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
verstummte.
    Steffe betrachtete das Handy, vor allem weil es ihm so schwerfiel, dem Blick des Kahlen zu begegnen. Es war der Blick eines toten Menschen.
    Der Blick eines Monsters.
    Er hatte so etwas noch nie erlebt.
    Schließlich sah er ihn doch an.
    Aber der Blick des Kahlen begegnete dem seinen nicht. Er hatte einen Laptop mit kabellosem Internetanschluss vor sich und tippte Ziffern ein. »Haben Sie gehört?«, fragte Steffe.
    »Ja«, nickte der Kahle und betätigte die Enter-Taste. »Und jetzt ist Ihr Geld da. Sehen Sie, hier.«
    Steffe blickte auf den Bildschirm und sah, dass sein Konto prall gefüllt war.
    Ein Zittern ging durch seinen Körper. »Dann gehe ich davon aus, dass wir fertig sind miteinander«, sagte er und fügte hinzu, als der Kahle nichts sagte: »Ich hoffe, der Rest kommt später.«
    »Wenn alles so läuft wie geplant«, sagte der Kahle mit einem harten Lächeln.
    »Dann viel Glück«, sagte Steffe mit zusammengebissenen Zähnen.
    Der Kahle lächelte ein freudloses Lächeln und sagte: »Danke.«
    Dann stieg er aus dem Firmenwagen und verschwand in seinem eigenen metallicblauen Saab, gefolgt von einem schmutzigweißen Kombi.
    Steffe blieb sitzen.
    Aber seine Seele war nicht mehr da.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis er den Zündschlüssel umdrehte und losfuhr.
    Daniel Wiklund hatte sein Bewusstsein gelöscht. Er sah den schmutzigweißen Transporter im Rückspiegel und versuchte, nicht zu denken. Er wusste, dass der Tod wartete. Auf die eine oder andere Art wartete der Tod.
    Aber es musste zu Ende gebracht werden.
    Er drehte den Rückspiegel zu sich herunter und betrachtete sein Spiegelbild. Er sah den kahlen Schädel und hatte Mühe, ihn mit sich selbst in Verbindung zu bringen. War das wirklich sein Kopf?
    Die Gedanken kamen. Sie kamen gekrochen wie Maden.
    Wie Maden in einem Brei von Eingeweiden.
    Er dachte: Was zum Teufel ist das Böse?
    Er dachte: Bin ich wirklich böse?
    Was sind das für Dämonen, die ich vertreibe?
    Aber dann besiegte er die Gedanken, trat die Maden in den Dreck und fuhr dem wartenden Tod entgegen.
    Er entsicherte seine Pistole, während er fuhr.
    Paul Hjelm saß nicht mehr im Käfig, aber gefesselt war er immer noch. Er saß ordentlich, aber unsichtbar an einen Stuhl gefesselt in einem großen Lagerraum in einem Keller; mehr wusste er nicht. Er war mit verbundenen Augen und sorgfältig zugeklebtem Mund hergebracht worden, und der Mund war immer noch zugeklebt. Der Stuhl stand links in der hintersten von mehreren Stuhlreihen. Neben ihm saß der große Mann mit vier Fingern an der linken Hand.
    Hjelm sah ihn an. Der Mann blickte zurück. Den Schmerz, den er im Blick des Mannes sah, würde er nie vergessen.
    Er war jenseitig.
    Es war ein riesiger Lagerraum, fast wie eine Kirche, erleuchtet nur von großen Kerzen, die eine nach der anderen von einer Gruppe von Menschen angezündet wurden, Männern wie Frauen, ganz normal gekleidet. Nach oben zur Decke gab es eine Art von umlaufendem Absatz, eine Galerie mit einem Geländer. Außer den Stuhlreihen und den Kerzen, die nach und nach zu einem Kreis geordnet wurden, war der große Lagerraum völlig leer.
    Bis auf dieses Ding.
    Ganz vorn in dem großen Raum, in einer Öffnung des Kreises von Kerzen, der soeben gebildet wurde, stand ein großer Gegenstand auf einem Podest, verhüllt mit einem orangefarbenen Laken. Er sah aus wie eine Statue, die enthüllt werden sollte.
    Hjelm glaubte zu verstehen, was es war.
    Das Atmen fiel ihm schwer. Er versuchte, dem großen Mann neben sich ein Zeichen zu geben, aber es gab nicht viel, womit er Zeichen geben konnte.
    Der große Mann mit den neun Fingern sah seinen Anstrengungen nur zu. Dann sagte er: »Es ist vielleicht einfach nur zu schwer zu verstehen...«
    Dann wendete er sich ab und beobachtete das Geschehen vorn auf dem Boden des lang gestreckten Lagerraums.
    Jetzt wurden Gegenstände in den Raum gerollt. Große verhüllte Dinger, die mit viel Mühe außerhalb des Lichtkreises an den Wänden aufgestellt wurden.
    Der Stoff wurde entfernt.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Paul Hjelm die Formen wiedererkannte.
    Es waren Figuren. Statuen. Christine Clöfwenhielms Skulpturen.
    Kerstin Holm betrachtete Bengt Äkesson. Wie männlich durfte man eigentlich aussehen, wenn man Auto fuhr? Und gefiel ihr das wirklich?
    Äkessons Art, die Liljeholmsbro zu überqueren, war ganz fantastisch, wenn man aktionistisches Autofahren schätzte.
    Leider schienen weder Viggo Norlander noch Arto Söderstedt auf

Weitere Kostenlose Bücher