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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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bemerkte, dass er an der linken Hand nur vier Finger hatte.
    »Wir lassen in Kürze von uns hören«, sagte der Buchhalter und erhob sich, Steffes Zeichnung in der Hand.
    »Wer ist >wir    »Wir sind die, die kaufen wollen, was du anzubieten hast«, sagte der Buchhalter mit seinem breitesten Lächeln, steckte die Zeichnung in die Innentasche und verschwand, den Leibwächter im Schlepptau.
    Steffe drehte und wendete sein Handy, bis das Duo in sicherer Entfernung war. Dann drückte er einige Tasten und holte ein paar Bilder aufs Display. Eine Großaufnahme eines schmalen und die eines breiten Gesichts. Korrekt respektive roh. Grau respektive rot.
    Ein Buchhalter und ein Leibwächter.
    Er steckte den Zettel mit den vielen Ziffern in die Innentasche seiner Jacke und den Stoffbeutel in die Außentasche. Dann speicherte er die Bilder ordentlich ab, schob sein Handy in die andere Außentasche und stand auf.
    Eine Lebensversicherung kann nie schaden, dachte er. Und lächelte breiter als der Buchhalter.
    Bis ihm Marja einfiel.
    9
    Sara Svenhagen saß auf einem Rastplatz mit traumhaftem Ausblick über den Ängermanälv. Es war ein wunderschöner Sommermorgen, der Fluss glitzerte, wie er mit gewaltiger Kraft zwischen Tannen und Kiefern dahinschoss. Zum Flussufer hinunter öffnete sich ein grasbedecktes Feld, und ein Steg, der ständig vom Wellenspiel der Strömung überspült wurde, ragte ein Stück weit in den Fluss hinaus. Zahlreiche Tische und Bänke standen auf der Wiese. An einigen saßen Touristen aus aller Herren Länder und frühstückten.
    Sara wandte sich an den Mann auf der Bank gegenüber: »Es gibt ziemlich viele Touristen hier?«
    »Sie fahren nur durch«, sagte der Mann mit unverkennbar ängermanländischem Akzent. »Sie fahren durch und verschwinden. Sie tragen nicht zu den Einnahmen aus dem Tourismus bei. Essen ihr komisches Frühstück, das sie bestimmt aus Bangladesch mitgebracht haben, und hauen wieder ab. Manchmal bezweifle ich den Sinn des Allemannsrechts.«
    »Und hier haben Sie gestern also die litauischen Autos gesehen?«
    Der Mann nickte und machte eine ausholende Geste. »Vier Autos, leicht schäbig, typisch osteuropäisch.«
    »Woher wussten Sie, dass es litauische Wagen waren?«
    »Einer von ihnen hatte ein Nationalitätskennzeichen. LT. Das ist doch Litauen?«
    Sara nickte und fragte: »Was für Menschen waren es?«
    »Sie blieben in den Autos sitzen und aßen. Ich war gegen zehn Uhr eine Viertelstunde hier und habe meine Brote gegessen, bevor ich weitermusste nach Norrtannflo, um ein paar Fenster einzusetzen. Ich bin Glaser.«
    »Männer, Frauen, Kinder?«, fragte Sara.
    »Alle Autos waren ziemlich voll. Ich habe nur Männer gesehen. Ungefähr dreißig bis vierzig Jahre alt.«
    »Was für einen Eindruck machten sie?«
    »Tja«, sagte der Glaser und zuckte mit den Schultern. »Lichtscheu. Als wollten sie nicht gesehen werden. Alles in allem waren es sicher fünfzehn Mann. Und kein Einziger stieg aus. In die Autos hätte ich meine Nase nicht hineinstecken wollen. Richtige Schweißbomben.«
    »Können Sie noch mehr darüber sagen? Über die Autos?«
    »Vier Autos. Und ich kannte keine einzige Automarke. Das passiert nicht oft. Weiße und schwarze, glaube ich. Je zwei. Eine Menge Rost. Scheißkarren. Und die Männer wirkten ein bisschen verwahrlost, als wären sie lange im Wald gewesen. Sie sahen slawisch aus. So heißt es doch, nicht wahr? Slawisch? Das klingt so komisch, wie Sklaven.«
    » Kennzeichen ?«
    »Na ja, der größte Wagen, ein schwarzer, der mit dem LT-Schild, hatte eine Kombination, die mich an etwas erinnerte. Die Ziffern waren 145. Aber die Buchstaben?«
    »Wie kommt es, dass Sie sich an die Ziffern erinnern?«, fragte Sara.
    »Die sind den schwedischen zum Verwechseln ähnlich, die litauischen Schilder. Drei Buchstaben und drei Ziffern. Ich hatte in Ursvik mal einen Nachbarn, der hatte ABC 145. Axel Andersson hieß er. Deshalb erinnere ich mich an 145. Aber die Buchstaben erinnerten mich an einen Namen. Einen osteuropäischen Namen. Zaplawski. Polnischer Basketballspieler in den Sechzigern. Als Erstes auf jeden Fall ein Z. P, wahrscheinlich. Ja, ZPL. ZPL 145. Da saß er.«
    Sara starrte den Mann mit dem guten Gedächtnis verblüfft an. »Sind Sie sicher?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte der Glaser ernst. »Kein Zweifel. Zaplawski/ Andersson ging mir durch den Kopf, als ich das Schild sah. Es stimmt. Der Basketballer und mein Nachbar in

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