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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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liebte. Und Herrgott, wie schwach man wird, wenn man liebt.
    Er wartete. Er sah sich nervös um und wartete. Wenn Marja nun die Polizei angerufen hatte? Das fehlte ihm noch, dass nach ihm gefahndet wurde.
    Sie ist das Einfachste überhaupt, die Liebe, dachte er. Und wir machen sie zum Schwierigsten überhaupt. Wir verkürzen einander das Leben, statt es uns zu verlängern.
    Es gibt eine gute und eine böse Liebe, und es gelingt uns nie, die gute am Leben zu erhalten. Alle Liebe, die ich in dieser Welt sehe, ist böse. Verzerrt. Und alles, was ich will, das Einzige auf der ganzen Welt, was ich will, Marja, ist, dich zu lieben. Warum lässt du mich dich nicht lieben? Warum musst du dauernd all die anderen treffen und sie dich ficken lassen?
    Aber jetzt würde alles anders werden.
    Er merkte nicht, wie sie sich setzten. Zwei Personen setzten sich an seinen Tisch. Ein Buchhalter und ein Leibwächter. So dachte er vom ersten Moment an über sie. Schmal der eine, breit der andere. Korrekt der eine, roh der andere. Grau der eine, rot der andere.
    Der Leibwächter saß schweigend da.
    Der Buchhalter sagte mit einem kleinen Lächeln und aalglatter Stimme: »Hast du etwas für uns?«
    Steffe räusperte sich und versuchte, cool zu klingen. »Das kommt darauf an«, sagte er.
    »Worauf?«, fragte der Buchhalter und zeigte ein etwas breiteres Lächeln.
    »Darauf, wer ihr seid.«
    Der Buchhalter blickte sich im Obergeschoss der Konditorei >Sturekatten< um. Außer einigen älteren Damen, die über Hundekackeplastiktütenpfuscher im Viertel klatschten, war niemand anwesend.
    »Wir sind die, die wissen wollen, was du anzubieten hast«, sagte er.
    »Und dann kommt es noch auf etwas anderes an«, sagte Steffe.
    Der Buchhalter nickte und lächelte weiter. »Wenn die Ware reell ist, stellt die Finanzierung kein Problem dar.«
    Steffe schob ein gefaltetes Blatt Papier über den Tisch. Das Lächeln des Buchhalters verebbte, und während er regungslos das Papier betrachtete, faltete der Leibwächter es auseinander.
    Steffe war kein Zeichner, aber er hatte sich wirklich angestrengt, die merkwürdigen Einzelheiten des Skeletts hinzukriegen. Er war mit dem Ergebnis zufrieden.
    Der Leibwächter hielt dem Buchhalter das auseinandergefaltete Blatt Papier vor die Augen. Steffe meinte zu sehen, wie die schmalen grauen Augen den merkwürdigen Konturen folgten. Schließlich nickte der Buchhalter, der Leibwächter faltete das Blatt zusammen und legte es wieder auf den Tisch.
    »Ein paar ergänzende Fragen«, sagte der Buchhalter, ohne zu lächeln.
    »Ich höre«, sagte Steffe und spürte sofort, dass das unnötig war. Jedes überflüssige Wort bedeutete, sich unnötige Blößen zu geben.
    Das hatte er aus dem Krieg mit Marja gelernt.
    »Lag das Objekt direkt in der Erde?«, fragte der Buchhalter.
    »Nein«, sagte Steffe. »In einem Sarg.« »Beschreib den Sarg.«
    »Gut erhaltener Eichensarg mit Silberbeschlägen.«
    »Wurde er auf Södermalm gefunden?«
    »Nein. In Gamla Stan. In der Stora Nygata. Oder darunter, genauer gesagt.«
    Der Buchhalter nickte und zögerte ein wenig, bevor er fortfuhr. »Ist das Objekt mobil?«, fragte er schließlich.
    »Ich kann es an jeden gewünschten Ort liefern, ja.«
    Der Buchhalter streckte die Hand zum Leibwächter aus, und dieser legte einen kleinen Stoffbeutel hinein. Er hielt den Beutel einen Moment in der Hand, ließ ihn leicht darin auf und ab hüpfen wie einen Ball und legte ihn dann auf den Tisch. »Ich sehe, dass du ein Handy hast«, sagte er. »In diesem Beutel ist ein anderes Handy. Ich muss mir gewisse Dinge von Fachleuten bestätigen lassen. Wenn alles in Ordnung ist, rufen wir an und verabreden einen Ort für die Lieferung.«
    »Wartet nicht zu lange«, sagte Steffe und nahm den Stoffbeutel. »Ich werde versuchen, andere Abnehmer zu finden.« »Lass das sein«, sagte der Buchhalter. »Das ist ein guter Rat.« »Warum sollte ich den annehmen?«
    Der Buchhalter warf einen Blick auf den Leibwächter, und das Lächeln kehrte in sein graues Gesicht zurück. »Unter anderem«, sagte er mit Nachdruck, »weil niemand auch nur annähernd in die Nähe dessen kommt, was wir bieten.«
    Und dann war es an ihm, ein gefaltetes Blatt Papier hervorzuzaubern es über den Tisch zu schieben. Steffe nahm es und las. Er versuchte, nicht zu blinzeln, aber ein paar Mal tat er es doch. Oft genug, um das Lächeln auf dem Gesicht des Buchhalters breiter werden zu lassen. Der Leibwächter sah ebenso leblos aus wie vorher. Steffe

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