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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Sie getan?«
    »Ich habe an Ihrem Blick gesehen, dass Steffe ganz tief unten im Stapel landen würde. Ich bin bereit, einiges für meinen Mann zu tun.«
    »Aber...«
    »Wenn Sie Tempo machen und sofort nach Steffe suchen, ziehe ich meine Anzeige zurück. Sobald ich ein Ergebnis sehe.«
    »War mein Blick wirklich so furchtbar?«
    »Er war wie der aller Männer«, sagte Marja Willner gleichgültig. »Machen Sie jetzt Dampf.«
    Und weg war sie. Bevor er auch nur auf den Gedanken kommen konnte, das Gespräch aufzunehmen. Und das war natürlich beabsichtigt.
    Es gibt viele Arten, Macht auszuüben, dachte Bengt Äkesson. Und viele Arten, der Macht zu begegnen.
    Er betrachtete das Handy in seiner Hand. Es zitterte. Es kam ihm plötzlich in den Sinn, wie unglaublich lange es her war, dass seine Hand gezittert hatte. Und dann wählte er die Nummer.
    »Kerstin«, kam es kernig aus dem Handy. »Hej, ich bin's«, sagte Äkesson.
    »Ja hej«, sagte Kerstin Holm, und ihre Stimme öffnete sich wie eine Blume.
    Das genügte Bengt Äkesson. Seine Hand zitterte nicht länger. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich an dich denke«, sagte er.
    »Ich auch an dich«, sagte Kerstin und legte auf.
    Sie betrachtete die beiden Herren, die ihr am Schreibtisch gegenübersaßen. Diese wohlbekannten Mienen, dachte sie. Schon ihre bloße Anwesenheit tut mir gut. Und doch hatte sie nicht die geringste Absicht, ihnen Einblick in ihr Privatleben zu gewähren.
    »Aber weswegen?«, sagte Viggo Norlander. »Du verdächtigst also die Mutter des Mädchens? Und weswegen?«
    Kerstin Holm zog die Augenbrauen hoch. »Verdächtigen ist ein viel zu starkes Wort«, sagte sie. »Ich wollte mich nur mit meinen routiniertesten Ermittlern beraten. Bin ich total auf dem Holzweg?«
    Arto Söderstedt ließ die Hand durch sein strähniges weißes Haar gleiten und sah nachdenklich aus. Aber er sagte kein Wort.
    An seiner Stelle fuhr Norlander fort: »Dein Verdacht gründet sich also darauf, dass sie sich diese Wohnung in Hammarby Sjöstrand eigentlich nicht leisten können dürfte?«
    »Das ist, wie gesagt, kein Verdacht.«
    »Dann eine Ahnung«, sagte Norlander ungeduldig. »Ein Reflex, ein Instinkt, ein Bauchgefühl. Was auch immer. Eine wilde Spekulation.«
    »Nicht nur«, sagte Holm. »Birgitta Flodberg legte auch eine nicht ganz gewöhnliche Distanz an den Tag. Als hätte sie sich nie so recht um ihre Tochter gekümmert. Es ist schwer, genau den Finger daraufzulegen.«
    Söderstedt schien endlich zu Ende gedacht zu haben. Er hob die Hand und zeigte auf Kerstin Holms Handy. »Das da«, sagte er, »war ein Liebesgespräch.«
    »Was?«, stieß Kerstin aus.
    »Hast du jemanden getroffen, Kerstin? War auch Zeit, falls es so ist.«
    »Ich bin auf nichts anderes aus als auf deinen Scharfsinn im Fall Emily Flodberg. In jeder anderen Hinsicht darfst du gern Autist sein.«
    »Nicht herausreden jetzt, Chefin.«
    »Gleichfalls«, sagte Kerstin Holm und unterdrückte ein Lächeln. »Was sagst du zu Birgitta Flodberg, Arto?«
    »Ich habe sie nicht getroffen. Ich weiß es nicht. Aber deine Instinkte sind in der Regel mindestens so gut wie meine. Wir sollten sie vielleicht gemeinsam besuchen.«
    »Genau daran habe ich auch gerade gedacht.«
    »Wir haben ja im Moment nicht so viel zu tun«, sagte Söderstedt. »Du hast alle außer uns an die Arbeit geschickt.«
    »Du weißt ja, wie es zugeht in der Premier League. Wer die beste Auswechselbank hat, wird Meister. Raus jetzt. Nach der Mittagspause fahren wir zu ihr. Falls nichts Unvorhergesehenes eintrifft.«
    »Das Spiel ohne Ball«, nickte Viggo Norlander todernst, stand auf und zog seinen Kollegen mit sich hinaus auf den Flur der A-Gruppe.
    Kerstin Holm blieb noch eine Weile am Schreibtisch sitzen und redete sich ein, dass sie nachdachte. Aber eigentlich ging ihr kein einziger Gedanke durch den Kopf. Vielleicht eine Ahnung - oder nur eine Spekulation -, dass etwas mit Bengt Äkessons Anruf nicht stimmte. Etwas mit seiner Stimme.
    Dann gab sie sich einen Ruck und stand auf. Sie trat hinaus auf den trostlosen Siebzigerjahreflur, ging ein paar Türen weiter und betrat, ohne anzuklopfen - Privileg des Chefs -, Raum 304.
    Dort saßen drei Personen vor einem Computer. Es war wie im Obduktionssaal. Der Computer war gründlich auseinandergenommen, und aus dem hüllenlosen Inneren liefen kürzlich dort befestigte Minikabel zu einer zusätzlichen Tastatur, die auf dem Schoß eines unbekannten Mannes lag. Der hatte zerzauste Haare, und seine

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