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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Szenario von gestern Nacht ungefähr folgendermaßen vorstellen: der Monteliusväg, du weißt, dieser wunderschöne neue Spazierweg auf Mariaberget mit Aussicht über Riddarfjärden auf das Stadshus und ganz Stockholm. Es ist späte Nacht oder früher Morgen, wie man will, die Sonne hat ihr kurzes Bad in der Bucht beendet und steigt gerade wieder am Horizont herauf, in rosa- und orangefarbene Schleier gewandet, die ihren magischen Schimmer über das spiegelglatte Wasser werfen und die schlafende Stadt aufglühen lassen. Ein frisch verliebtes und eine Spur beschwipstes junges Paar ist nach einer nächtlichen Fiesta bei Freunden am Ringväg auf dem Weg nach Hause in die Bellmansgata. Umschlungen wandern die beiden, von der Münchenbryggeri-Seite kommend, den Monteliusväg entlang, fasziniert von der fabelhaften Aussicht. Auf einer Bank etwas weiter vorn, beim Tor zu Ivar Los Park, besser bekannt unter dem Namen Bastis, sitzt ein Mann. Sie sehen ihn erst, als sie über seine ausgestreckten Beine stolpern. Er trägt einen Hut mit breiter Krempe, tief in die Stirn gezogen, sein Kopf ist vorgeneigt, als schliefe er. Sie machen sich ein bisschen Sorgen, er sitzt so reglos da. Die junge Frau tippt ihm leicht an die Schulter. Keine Reaktion. Der junge Mann greift vorsichtig den Hut an der Krempe und hebt ihn an, um das Gesicht zu erkennen. Der Hut ist schwerer, als er sein sollte, aber daran denkt der Jüngling nicht in seinem leicht angesäuselten Zustand. Er hebt den Hut kräftig an. Und der Kopf kommt mit. Er kippt nach hinten, fällt herunter und bleibt auf dem Rücken an den Halswirbeln hängen. Das junge Paar starrt direkt auf die beiden Schnittflächen des durchgetrennten Halses.«
    Mörner verstummte. Seine Wangen glühten vor Erzählerfreude.
    »Huch«, sagte Kerstin Holm. »Und wenn wir es ein bisschen weniger poetisch und ein wenig stringenter machen?«
    »Die Entdeckung erfolgte letzte Nacht, am 1 5. Juni um drei Uhr vierundfünfzig. Dem vorläufigen Bericht des Gerichtsmediziners zufolge war der Mann da bereits seit zehn Stunden tot, der Leichenstarre nach zu urteilen aber gerade erst auf die Parkbank gesetzt worden. Zum Glück stieß das junge Paar in der Bastugata auf einen Polizeiwagen, der dort Streife fuhr, warum auch immer man da Streife fährt, was dazu führte, dass das Geschehen fast ganz aus dem Polizeiradio heraus und folglich vor den Medien geheim gehalten wurde. Die Identität des Opfers ist noch nicht geklärt. Aber jetzt kommt der Grund, warum der Fall in den Aufgabenbereich der A-Gruppe gehört, was ihm einen internationalen Anstrich verleiht. Der Hals wurde mit einer dünnen Schnur vom Typ Klaviersaite durchtrennt. Nicht gerade ein schwedischer Standardmord.«
    »Glatt durch?«
    »Ja.«
    »Die Kraft, die dafür nötig ist...«
    »Die Kraft hat mich dazu veranlasst, mich auf den Fall zu stürzen«, sagte Waldemar Mörner.
    »Du fängst an zu begreifen, wie wir denken«, sagte Kerstin Holm unbedacht.
    Aber Mörner war nicht gekränkt, im Gegenteil, er leuchtete auf wie die Sonne. Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass er seitens der A-Gruppe ein positives Urteil zu hören bekam. »Du willst ihn also haben?«, fragte er, möglicherweise ein wenig stichelnd. »Obwohl der personelle Auslastungsgrad unter den gegebenen Umständen als optimiert angesehen werden kann?«
    Kerstin Holm schenkte ihm ein süßes Lächeln, und selten hatte Waldemar Mörner den Flur der A-Gruppe so zufrieden verlassen.
    Sie blätterte Mörners braune Mappe durch und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan. Während sie ihre optimierten Arbeitstruppen zusammenrief, versuchte sie das Bild wegzuwischen, das sich auf ihrer Netzhaut eingeätzt hatte, >die beiden Schnittflächen des durchtrennten Halses < . Die Arbeitstruppen trafen ein, und als sie sich gesetzt hatten, fragte Kerstin vollkommen neutral: »Wie definiert man den Unterschied zwischen türkis und hellblau?«
    Arto sah Viggo an, Viggo sah Arto an.
    »Türkis hätte eine Nuance Grün«, sagte Arto Söderstedt.
    »Hättet ihr nicht eine Arbeit vortäuschen können, als Mörner auftauchte?«
    »Glaubst du nicht, dass er das mit der starken Auswechselbank versteht?«
    »Jetzt ist jedenfalls Schluss mit der Bankdrückerei«, sagte Kerstin Holm und ließ eine Fotografie aus der braunen Mappe hinübersegeln. Viggo Norlander fing sie auf, fixierte sie und spürte, wie ihm der Mageninhalt hochkam.
    Er reichte das Bild an Söderstedt weiter, der zog seine farblose linke

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