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Dunkelziffer

Dunkelziffer

Titel: Dunkelziffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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ihn kennst. Eine Frau namens Marja Willner hat Bengt Äkesson wegen sexueller Belästigung angezeigt, und zwar während einer Vermisstenmeldung nach ihrem verschwundenen Mann, die sie gestern Nachmittag gemacht hat.«
    Nachdem Hjelm den verschlungenen Satz für sich geordnet hatte, antwortete er: »Hat sie sich nicht spezifischer geäußert?«
    »Doch. >Er hat meine Brüste betatscht und Massen von obszönen Dingen gesagt, die er mit mir machen wollte. < So ungefähr. Ich habe die Aufzeichnung ihrer Anzeige direkt auf dein Handy weitergeleitet. Wunder der Technik.«
    »Ich gehe davon aus, dass Diskretion angesagt ist?«
    »Hast du Zeit, es persönlich zu übernehmen?«, fragte Grundström und schaute zum ersten Mal von seinem Kaffee auf. »Ich will da keinen anderen einschalten. Es kann ein mediales Spießrutenlaufen werden. Peinlich genaue Sorgfalt und totale Diskretion sind angesagt.«
    Paul Hjelm legte eine kurze Pause ein. Damit es den Anschein hatte, als dächte er nach. Eigentlich dachte er darüber nach, warum er diesen Fall unbedingt haben wollte. Aufgrund früherer Erfahrungen als interner Ermittler hätte er jede Verbindung zu seinen ehemaligen Kollegen in der A-Gruppe scheuen sollen wie die Pest. Aber es war wohl ganz einfach aufgrund dessen, was er im Kronobergspark gesehen hatte.
    Um Kerstin Holm zu schützen.
    Redete er sich ein.
    »Ich klemme es schon irgendwie dazwischen«, sagte er.
    »Gut«, sagte Grundström und lehnte sich zurück. »Und die Lage sonst?«
    Persönliche Töne waren nicht Niklas Grundströms Sache. Seine Frage klang völlig desinteressiert.
    Hjelm fand nicht, dass die Situation danach war, mit der Tradition zu brechen, deshalb stand er auf und antwortete: »Gut. Wir sollten Äkesson besser nicht allzu lange warten lassen.«
    Grundström nickte und sagte: »War was mit dem Kaffee nicht in Ordnung?«
    »Nur das Timing«, sagte Hjelm und verließ den übermächtigen Raum. Er verursachte ihm immer Beklemmungen.
    Ja, wie war die Lage eigentlich? Wie sah sein Leben aus? Die Arbeit nahm viel zu viel Zeit in Anspruch, als dass er mit gutem Grund behaupten könnte, ein Leben zu haben. Aber mit echter polizeilicher Ermittlungstätigkeit hatte er schon lange nicht mehr zu tun gehabt. Es war schwer, Frauen zu treffen - er wusste tatsächlich nicht, wo er sie finden sollte -, und außerdem war sein amouröser Enthusiasmus ins Stocken geraten. Es war ein Mysterium, nicht zuletzt deshalb, weil er überzeugt war, der Sinn des Lebens hinge von der Liebe ab. Doch es gab immer wieder Hindernisse. Dabei sollte es so einfach sein.
    Außerdem spukten die Erlebnisse des vergangenen Jahres noch in seinem Kopf herum, als seine Exfrau Cilla Opfer eines Verbrechens geworden war. Im Unterschied zu ihm schien Cilla ihr Leben jetzt jedoch wieder zu genießen. Die Kinder Danne und Tora hatten durchblicken lassen, dass sie einen Mann getroffen hatte, aber mehr als das wusste er nicht. Jetzt, da die Kinder erwachsen und ausgezogen waren, hatte er kaum noch Kontakt zu Cilla. Und das war wohl auch gut so.
    Nach einem langen Spaziergang, auf dem er sich Marja Willners Anzeige am Handy angehört hatte, gelangte er zur Abteilung der Stockholmer Länspolizei im großen Polizeipräsidium auf Kungsholmen. Er fand Bengt Äkessons Zimmer und klopfte an.
    Äkesson, der gerade seine nasse Jeansjacke weghängte, erstarrte, als er Paul Hjelm in der Türöffnung sah. Aber ganz bestimmt aus den falschen Gründen. Vermutlich hatte Kerstin von ihrer gemeinsamen Vergangenheit erzählt.
    »Was verschafft mir die Ehre?«, sagte Äkesson eine Spur zu flott und streckte die Hand aus. »Hab ich was ausgefressen?«
    »Ja«, sagte Paul Hjelm ohne Umschweife und schüttelte die ausgestreckte Hand.
    »Was?«, stieß Äkesson aus. »Ist das dein Ernst?«
    »Können wir uns setzen?«, sagte Hjelm und versuchte, neutral zu bleiben. Es durfte keine Rolle spielen, ob dieser Mann letzte Nacht leidenschaftlichen Sex mit Kerstin Holm gehabt hatte oder nicht. Nicht die geringste Rolle.
    Nachdem er, als Vorspiel, eine arme Frau, deren Mann verschwunden war, sexuell belästigt hatte.
    Nein, weg mit so schäbigen Gedanken, dachte Paul Hjelm und sagte: »Du hast gestern am späten Nachmittag zwischen ungefähr fünf und halb sechs die Vermisstenmeldung einer Frau namens Marja Willner nach ihrem verschwundenen Mann aufgenommen. Stimmt das?«
    Äkesson blinzelte und sagte: »Ach du meine Güte.«
    »Du scheinst zu begreifen, dass es ernst ist?«
    »Was hat

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