Dunkle Begierde 2
Andreas, bückte sich und steckte
den Penis in dessen Mund.
„Ich
glaube, das gehört dir“, sagte er, ohne Gefühlsregung in seiner Stimme. Danach
vernähte er Mund und Penis mit der Angelschnur und ging nackt nach draußen. Als
er den Keller verlassen hatte und die Tür hinter sich zugeklappt hatte schien
es, als ob auch die dämonischen Kräfte, die Thomas zu solch einer Leistung
verhalfen, verschwunden waren. Thomas brach zusammen und fiel erneut in
Ohnmacht.
Kurze
Zeit später wurde er von Besuchern entdeckt und ins Krankenhaus gebracht. Die
Polizei fand indes den Leichnam im Keller und konnte nicht glauben, was sich
hier Furchtbares zugetragen haben muss.
Nicht
glauben, dass ein solch anerkannter Priester ein Pädophiler war.
Nicht
glauben, dass ein 10jähriger Junge einen Mann so entstellen konnte.
Aus Scham
vor der Tat ihres Ehemannes fand man einige Tage später seine Ehefrau erhängt
in ihrer Wohnung vor. Die kleine Tochter hatte die Ehefrau zuvor mit einem
Kissen erstickt. Und in ganz Ostholstein wurde über die Tat getuschelt. Aber
nicht so, wie man es meinen sollte.
Thomas
wurde nicht als Opfer dargestellt. Anfangs schon, aber nach und nach wurden die
Geschichten düsterer, denn über die Familie Mann wurde auch schon vorher
getuschelt (seit dem Vorfall mit Hasso), dass sie von Dämonen besessen wären.
Und aus dem Opfer Thomas wurde in den Jahren, der Täter Thomas, in dem ein
Dämon wohnte, den Andreas versucht hatte auszutreiben. Aber der Dämon war
stärker und tötete den guten Priester Andreas. Die Bewohner wollten der
Geschichte Thomas einfach keinen Glauben schenken. Das hätte ihr Weltbild, ihre
Vorstellung von dem perfekten und friedlichen Leben auf dem Land zerstört. Und
ihren Glauben an die Kirche. Priester waren zu solchen Schreckenstaten nicht
fähig! Das konnte nur ein Dämon gewesen sein, welcher von Thomas Besitz
ergriffen hatte und noch immer in ihm wohnte.
Priester
sind von Gott erwählt. Sie sind fromm und haben keine sexuellen Bedürfnisse,
schon gar keine abartigen! Deswegen sind sie ja auch von Gott erwählt!
Die
Kirche besuchten Thomas und Renate seit diesem Tag nicht mehr. Thomas bekam
über die Folgejahre hinweg professionelle Hilfe, die Traumatherapie sollte
Thomas ein möglichst normales Leben ermöglichen, wieder einen fröhlichen und
gesunden Jungen aus ihm machen. Etwas, das nie geschehen werden würde.
Als er
nach einigen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen wurde, schrieb er einen
Eintrag in sein Tagebuch - den letzten.
Kapitel 6
Thomas
stand in seinem Zimmer und starrte auf sein Tagebuch auf dem kleinen
Holzschreibtisch in seinem Zimmer. Er hatte seit dem Tag in der Kirche keinen
Eintrag mehr geschrieben. Ängstlich schaute er sich sein Buch von Weitem an.
Es war
ihm fremd.
Er konnte
nicht verstehen, warum er überhaupt ein Tagebuch führte. Welchen Sinn sollte es
haben? Welchen Sinn sollte es haben, wenn man älter war und in ihm las, sich
wieder zu erinnern? Welchen Sinn sollte es haben, alte Wunden wieder
aufzureißen? Er wollte vergessen, und sicherlich war ein Tagebuch dafür nicht
der richtige Weg. Doch ein letztes Mal musste er sich an diesen Schreibtisch
setzen und einen letzten Eintrag vornehmen. Noch einmal, bevor er dieses
Kapitel endgültig abschloss. Da gab es etwas, was in seinem Herzen brannte.
Etwas, das er jemanden mitteilen musste. Und sein einzig wahrer Freund war sein
Tagebuch. Leicht nervös schlug er es auf und achtete peinlichst darauf, dass er
nicht eine Silbe lesen konnte, die er vorher eingetragen hatte. Der Inhalt des
Tagebuchs war für ihn Vergangenheit. Gestorben, an diesem Samstag. Gestorben,
zusammen mit seiner Naivität und seiner Hoffnung, dass es Gerechtigkeit gab.
Gestorben und ersetzt durch einen neuen Charakter, der Egoismus hieß. Egoismus
gepaart mit Ignoranz, Willensstärke, Ehrgeiz …, das war seine neue Denkweise.
Eine Denkweise, die ihm viel Erfolg bringen sollte. An Dinge wie Liebe,
Hoffnung, Treue und GERECHTIGKEIT glaubte er nicht mehr, Auch, wenn sein
Psychiater meinte, dass er nur dann gesund werden würde, wenn er an diese
Tugenden glaubte. An eine Lüge.
GERECHTIGKEIT.
IST ES GERECHT, DASS EIN 10JÄHRIGER OPFER EINES MENSCHEN WIRD, DEM ANDERE SICH
ANVERTRAUEN? DER DAS HÖCHSTE AMT DES VERTRAUENS BEKLEIDET. IST DAS GERECHT?
Er schlug
die letzte Seite auf, mit der Gewissheit, dass das, was er einzutragen hatte,
eh nicht mehr Platz benötigte. Er wusste bereits jede Silbe,
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