Dunkle Begierde 2
unbedingt einen
Krankenwagen rufen. Ich glaube, sie lebt noch.“
Thomas
lief, obwohl er es mit der Angst zu tun bekam. Sie lebte.
Verdammt,
das durfte sie nicht. All seine Pläne schienen sich in Luft aufzulösen. Sollte er einfach stehen
bleiben? Er wusste, dass er das nicht konnte. Jetzt war es wichtig einen klaren
Kopf zu bewahren, und vorerst so zu tun, als ob auch er ihr helfen wolle. Noch
gab es die Hoffnung, dass er sich irrte und sie tot war.
Er lief
und dachte nach, wie er die Situation zu seinen Gunsten entscheiden könnte. Und
dann kam ihm eine Idee. Sie war hinterhältig, aber sie könnte funktionieren,
dachte er. Schließlich ging es hier um seine Zukunft und da war ihm jedes
Mittel recht. Ihm war egal, ob Unschuldige litten, solange er seinem Traum vom
Leben näher kam, war er bereit alles in Kauf zu nehmen.
Während
er zu einem der Häuser am Mühlenteich lief, arbeitete sein Hirn fieberhaft an
der Ausfeilung seines teuflischen Plans. Ein Plan, der einen dritten
Protagonisten bekam. Diesen angeblichen Helden.
Und
lachend dachte er sich: „Du dummer Held, du dummer Held, wärst du doch nur zu
Hause geblieben. Jetzt wirst du spüren, was es heißt, sich mit einem Mann
anzulegen.“
Nach
kurzem Laufen klingelte er gleich am ersten Haus. Er wusste, dass alles was er
jetzt sagte und tat gut durchdacht und aufeinander abgestimmt sein musste.
Jeder noch so kleine Fehler würde das Ende all seiner Wünsche und Träume
bedeuten und ihn womöglich zum Zimmerkumpanen von Hendrik Herbst machen.
Mit
diesem Jungen wollte er nichts zu tun haben, er war ein Freak. Auch die Briefe,
die dieser in den nächsten Monaten an Thomas schicken sollte, sollten
ungeöffnet in die Mülltonne wandern. Er war normal und wollte nur mit Menschen
zu tun haben, die ihn auch weiterbrachten. Geistig und beruflich.
Ein etwa
70 Jahre alter Mann mit dem Namen Egon Offers öffnete die Tür. Er war
mittelgroß hatte volles weißes Haar, welches zu einem Rechtsscheitel getragen
wurde.
Er sah
Thomas, wie er ängstlich vor der Tür stand und ziemlich nervös schien.
„Hallo“,
sagte der Mann in nettem Ton und reichte Thomas seine Hand.
„Sie
müssen mir helfen. Es geht um meine Schwester“, antwortete Thomas sehr
aufgeregt.
„Um deine
Schwester? Was ist passiert? Komm doch rein“, fragte der Mann auch schon
sichtlich angespannter. Er kannte Thomas und Kathrin vom Sehen her. Er und
seine Frau hatten die beiden sehr oft vom Fenster aus beobachtet, wie sie am
Mühlenteich saßen und spielten.
Es machte
ihnen Spaß den beiden zuzuschauen. Ab und zu hatte seine Frau den beiden selbst
gebackene Kekse gebracht, da sie Angst hatte, dass sie hungrig sein könnten.
Schließlich gab es Tage, wo sie fünf oder sechs Stunden am Teich waren.
Obwohl
sie Thomas und Kathrin nicht wirklich kannten, konnte man fast sagen, dass sie
einen Platz in ihren Herzen hatten.
In ihren
Augen war Thomas ein sehr verantwortungsvoller und liebevoller Bruder, der
seine kleine Schwester zu vergöttern schien.
Und, dass
sie ein besonderes Paar waren, daran glaubten sie fest. Allein die Tatsache,
dass Thomas und Kathrin die Einzigen waren, die die Schwäne streicheln durften,
alleine diese Tatsache genügte dem alten Paar zu glauben, dass es sich hier um
zwei sehr liebevolle Kinder handeln musste.
Thomas
trat in den Flur. Es konnte nicht besser laufen. Er kannte den alten Mann und
wusste, dass er ihn mochte. Schließlich hatte seine Frau ihm und Kathrin öfters
Kekse an den Teich gebracht.
„Nun
erzähl ganz ruhig, was mit deiner Schwester ist.“
„Meine
Schwester …“, sagte Thomas und fing an zu weinen.
Egon nahm
ihn in die Arme.
Seine
Frau Hanne kam aus dem Wohnzimmer und sah Thomas in den Armen von Egon weinen.
Hanne war der Typ Inge Meysel, eine sehr liebevolle 70jährige, die in jedem
Menschen erst das Gute sah, und trotz ihres Alters ihren kindlichen Humor, der
sie bei den anderen als sympathische Dame ankommen ließ, behielt.
„Was ist
los?“, fragte sie besorgt.
„Was ist
mit deiner Schwester?“, wiederholte Egon besorgt seine Frage.
„Ein
Mann, ein Mann…will ihr etwas antun …“, antwortete Thomas schluchzend.
Zu seiner
Überraschung fiel ihm das Weinen erstaunlich einfach. War das das Weinen des
Bruders, der Reue empfand? Oder waren das die Tränen des Dämonen, der seinen
perfekten Plan erfolgreich sehen wollte?
„Hanne,
hol schnell ein Glas Wasser“, sagte Egon aufgeregt zu seiner Frau und fürchtete
schon das
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