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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Scheiterhaufen enden.«
    Darauf wusste ich einstweilen nichts zu sagen. Er nickte, als hätte ich eine Frage gestellt. »Ja«, bekräftigte er, »und dabei wird es für den Rest deines Lebens bleiben.«
    Ich saß da und starrte ihn an. Er starrte zurück, und seine kleinen Augen waren furchterregend.
    »Siehst du, wir wissen über das Talent Bescheid. Es ist in mancher Weise sehr machtvoll. Du kannst Tiere verändern, nicht bloß ihr Denken, sondern auch ihre Körper, wenn du dir Zeit nimmst, und zu den Tieren gehören auch die Kobolde. Du kannst in den Geist eines Tieres eindringen und durch seine Augen sehen, mit seinen Sinnen fühlen. Du kannst Dinge verändern, Metall härter oder spröder machen, Luft verändern, das Wetter. Du kannst die Toten auferwecken, wenn du willst. Alles sehr, sehr nützliche Dinge. Wertvolle Dinge. Dinge, für die Seine Hoheit bereit sein würde, gut zu bezahlen.«
    Ich war verblüfft, denn ich hatte nie gewusst, dass all das möglich war. Doch er schüttelte den Kopf, als hätte er Mitleid mit mir.
    »Aber dies alles ist mit Schwächen verbunden. Es erfordert Zeit, diese Art von Magie zu wirken. Du kannst nicht im Handumdrehen und mit einem Fingerschnippen einen Drachen erschaffen. Und du wirst das Tier, das du gebrauchst, sehen müssen, entweder mit eigenen Augen oder durch die Augen eines anderen Wesens, jedenfalls zuerst, und mit der Entfernung nimmt die Wirkung des Talents rasch ab. Du musst dem, was du veränderst, nahe sein – und bevor du auf den Gedanken kommst, dass du die Stricke dieser Fesseln durch Fäulnis auflösen kannst, lass dir gesagt sein, dass ich dich jeden Augenblick beobachte. Ein Ruf von mir, und ein halbes Dutzend Männer wird hereinkommen – und der Scheiterhaufen wartet. Was mich an die wichtigste Begrenzung erinnert. Du kannst einen menschlichen Geist nicht täuschen. Wir wissen nicht, warum es so ist, aber es ist so. Du kannst nicht durch dein Talent machen, dass ich dir diene, und das gleiche gilt für jeden anderen Menschen. Und um überhaupt etwas zu bewirken, brauchst du Mana.«
    Mana? Mein Gesichtsausdruck musste die Frage verraten haben. Sein Blick wurde starr, seine Haltung und Sprache lehrhaft.
    »Mana ist der Brennstoff des Talents, wie Holz der Brennstoff eines Feuers ist. Mana strömt aus dem tiefen Inneren der Erde. Es wird in Felsen und Erzen gespeichert, kann aber durch Auswaschung in Quellen und Bächen und Flüssen gefunden werden. Sogar hier in Tenebra gibt es ein wenig davon, weil der Fluss es aus dem Norden heranführt. Mit diesem wenigen Mana ist es dir gelungen, die Wirkungen zu erzielen, von denen wir sprachen. Also ist dein Talent stark. Es darf nicht unbeachtet bleiben und vernachlässigt werden.
    Also musst du wählen. Es gibt kein Feilschen, kein Hin und Her. Diene dem Fürsten und nehme seine Wohltaten und das gute Leben an, das dir garantiert wird. Oder wähle den Tod durch langsames Feuer auf dem Scheiterhaufen.« Er beugte sich näher und sein Mund, der mich an eine Rattenfalle erinnerte, und die kleinen Augen füllten mein Blickfeld aus. »Wähle jetzt.«
    Als wir uns zum Fürsten begaben, stellte sich heraus, dass er sich in einem Zeltlager außerhalb der Stadt unter seinen Soldaten befand. Das Lager stand auf der Flussebene südlich der Stadt und auf einem Stück Land, das in diesem Jahr brach lag. Wir ritten in einer geschlossenen kleinen Gruppe dorthin, ich auf einem Maultier, das Teska, der auf einem anderen ritt, am Zügel führte, und um uns ein Dutzend Soldaten. Es waren Gardisten von Fürst Nathans Palastwache und sie hielten ihre Schwerter im Reiten quer über den Zwiesel. Ihre Pferde waren Vollblüter, während mein Maultier schon älter und sehr friedfertig wirkte. Wir ritten im Schritt zum Südtor hinaus, vorüber an den Parks und Gärten der reichen Leute außerhalb der Mauern und über eine hölzerne Brücke, die einen Graben querte. Fürst Nathans Heerlager breitete sich vor uns auf den Feldern aus.
    Ich wusste, dass die Leute, die Steuern zahlten, sich über ihre Höhe beklagten, aber nun konnte ich sehen, wohin das Geld ging. Im Zeltlager, das mehr einer Zeltstadt glich, verlor ich bald den Überblick. Wohin ich auch sah, überall wehten Regimentsfahnen, wimmelten Soldaten wie Ameisen. Es gab berittene Soldaten mit und ohne Rüstungen, die in Gruppen zu ihrem Übungsgelände hinaustrabten, es gab Bogenschützen und Kolonnen von Fußsoldaten mit langen Piken, die alle zusammen in Vierecken und Linien

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