Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
Vom Netzwerk:
die letzten Zelte hinter uns gelassen hatten, machte er Halt, und mein Reiter zügelte Chloe, die hinter dem Maultier stehenblieb. »Jetzt«, rief Teska. »Such sie – und beeile dich!«
    Ich hörte Pferde hinter mir, konnte ihnen aber keine Aufmerksamkeit schenken, weil Teska wild wie eine in die Enge getriebene Ratte zu mir zurückstarrte. Ich blickte zum Himmel auf, wo der Rauch noch aufstieg und vom Wind langsam abgetrieben wurde, und ich suchte und suchte, und dort war einer!
    Ein Bussard, der hoch oben in der kühlen Morgenbrise segelte, ein kleiner Punkt im weiten leeren Himmel. Ich fühlte nach seinem Bewusstsein, fühlte es mit meinem verschmelzen, dass ich die Berührung der Luft und die Weite des Raumes um mich fühlte und das scharfe Absuchen des Bodens, der langsam unter mir vorbeiglitt. Ich konnte durch seine Augen sehen…
    Das verlöschende Feuer wie ein leuchtender Ring, mit einem Geruch wie von brennendem Gestrüpp, aber unrein, gefährlich, etwas, was gemieden werden musste. Tote Männer und Pferde, Pferde. Eine Gruppe entfernte sich rasch. Eine andere stand still.
    Ich blickte auf – das Mädchen blickte auf – und starrte mir selbst ins Gesicht. Klein. Dunkelhaarig. Es verwunderte mich einen Augenblick lang. Dann begriff ich und schickte den Bussard weiter hinaus, um die andere Gruppe zu beobachten, zwei Hügel entfernt und in leichtem Trab.
    »Ich habe sie«, sagte ich. »Da ist wieder dieses kleine rote Banner.«
    Teska schnalzte befriedigt. »Folge ihnen. Bleib auf Abstand, aber lass sie nicht aus den Augen.« Und dann zu einem anderen: »In Ordnung, Hauptmann. Vorwärts!«
    Wir setzten uns wieder in Bewegung und ich versuchte gleichzeitig mit dem Vogel zu bleiben und mich den Stößen des trabenden Pferdes anzupassen. Aber Chloe blieb nur kurze Zeit im Trab, dann schnalzte der Soldat wieder und ließ die Zügel locker, und Chloe streckte sich in einem viel leichteren, fließenden Handgalopp. Durch meine eigenen Augen und jene des Bussards konnte ich mich selbst und die anderen um mich sehen, und es folgten viele Reiter, eine starke Kolonne in Viererreihen. Und dort, noch immer ein gutes Stück voraus…
    »Dorthin!«, rief ich, und wir jagten ihnen nach.
    Nach einer Weile merkte ich, dass es nicht so einfach war. Der Bussard wollte nicht ewig einer uninteressanten Herde von Pferden folgen. Jedenfalls nicht lange. Folgte er der Herde zu weit, würde er in das Territorium eines anderen Vogels geraten, und der Gedanke war ihm zuwider. Aber ich drängte ihn so weit ich konnte. Als wir einen anderen Bussard ausmachten, verließ ich ihn und wechselte zu dem neuen. Das ging ohne Schwierigkeiten vor sich.
    Gleichwohl war es verwirrend, auf einem Pferd zu reiten und durch ein anderes Augenpaar hoch am Himmel zu sehen. Ich musste etwas von meiner Aufmerksamkeit dem Reiten und dem Gelände um mich her widmen, und mein Magen gab sich nicht damit zufrieden, dass ich mit einem Bussard flog, wenn er in Wirklichkeit auf dem Rücken eines Pferdes durchgeschüttelt wurde. Es missfiel ihm mehr und mehr, als wir weiterritten.
    »Ich glaube, mir wird schlecht«, sagte ich.
    »Wir können ohne Befehl nicht anhalten«, erwiderte der Soldat. »Wenn du speien musst, tue es nach der Seite, mit dem Wind.«
    Und wir ritten weiter. Es kam nicht zum Speien. Vielleicht wollte ich es nur. Und ich wollte aus dieser Sache heraus, nichts damit zu tun haben.
    Wir ritten Stunden, ohne anzuhalten. Das Land erstreckte sich weiter und weiter, eine Hügelreihe folgte der anderen. Durch die Augen des Vogels konnte ich hohe Berge sehen, purpurrosa in der Ferne. Es musste im Westen sein, denn die aufgehende Sonne beschien die Schneefelder unter den Gipfeln. Wir platschten durch Bäche und erkletterten steinige Hänge. Ich musste meine Aufmerksamkeit und Zeit größtenteils den wechselnden Vögeln widmen, aber dann und wann fing ich Gesprächsfetzen auf, die der Wind mir zutrug.
    »Holen wir auf?« Das war Teska. Er hatte das Reittier gewechselt und saß auf einem Pferd, aber nicht sehr gut. Ich spürte, dass er Schmerzen hatte, denn er war ungewöhnlich bleich, seine Augen stier. Mein Magen zog sich zusammen. Diese Augen waren verrückt.
    »Ein wenig«, sagte ich und hoffte, es würde ihn beruhigen. »Sie halten einen geraden Kurs ohne Umwege, ohne einen Versuch, mich abzuschütteln.«
    »Sie müssen wissen, dass wir hier sind. Wir wirbeln genug Staub auf, dass man uns über Meilen hinweg sehen kann. Anscheinend glauben sie, dass

Weitere Kostenlose Bücher