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Dunkle Burg

Dunkle Burg

Titel: Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Luckett
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Leder knarrte, als Silvus sich im Sattel zur Seite beugte und meine Schulter packte. »Viel Glück«, sagte er. »Und denk daran, haltet euch nicht unnötig auf. Hinter mir wird mehr von Nathans Reiterei sein, als uns lieb sein kann. Schnapp sie dir oder nicht, aber lass dich nicht aufhalten und verschwinde, solange du kannst.«
    »Werde ich tun. Dir auch viel Glück.«
    Er nickte, wendete und ritt an der Spitze seiner Kolonne davon, ohne sich umzusehen, dem ersten schwachen Dämmerlicht des neuen Tages und Nathans Lager entgegen. Fünfzig Mann Hilfstruppen, alle beritten und jeder mit einem Ersatzpferd an der Leine folgten ihm. Die meisten Schwestern ritten in die entgegengesetzte Richtung aus. Wenn alles schief ging, würden sie den Verfolgern hinhaltenden Widerstand leisten und sie lang genug aufhalten, dass der Rest von uns entkommen konnte. Vielleicht.
    Wir hatten an alles gedacht, was unserer Einschätzung zugänglich war. Nun lag es an mir und meinen fünfzig Leuten. Ich begann mir den Ablauf im Kopf zurechtzulegen. Was ich hatte, war ein leicht gekrümmter Hügel, dessen Innenseite in die Richtung wies, aus der Silvus kommen würde. Ein Bachlauf folgte der Krümmung des Hügels. Der benachbarte Hügel im Osten war weniger steil und niedriger. Hinter mir zweigte ein schmales Seitental in westlicher Richtung ab und trennte beide Hügel voneinander, um später zum entfernten Binnenmeer nach Süden umzubiegen. Dieses enge Tal war von Buschwald durchwachsen und von einem Rinnsal durchzogen. Hier konnten wir im Sichtschutz der Vegetation die Pferde anbinden.
    Ich postierte zwanzig Schwestern nahe beisammen, da sie gewohnt waren, in geschlossener Formation zu kämpfen, zwischen Buschwerk und Gestrüpp am Hang unmittelbar an der Straße, auf der der Feind kommen musste. Die Männer der Hilfstruppe waren vor ihnen zu beiden Seiten der Straße dünn in einer Linie im Busch verteilt, aber mit einer kleinen Gruppe an jedem Ende. Alle waren unter Laub getarnt, mit Erde beschmiert; einige hatten sich sogar eingegraben. Es war beinahe Tageslicht, als ich mit der Postierung fertig war.
    Dann schritt ich im ersten Morgenlicht auf der Straße die Linie ab und vergewisserte mich, dass ich die Leute nicht sehen konnte. Natürlich war mir mit Unbehagen bewusst, dass ich die Deckung nicht von oben überprüfen konnte, aber ich erstieg den benachbarten Hügel und blickte von dort zurück. Auch diesmal war keine Spur von ihnen zu sehen, aber ich hatte keine Falkenaugen. Wir würden uns auf stilles, regungsloses Ausharren und die Eile des Feindes verlassen müssen.
    Ich spähte in die Richtung, die Silvus genommen hatte. Fünf Meilen entfernt würden jetzt in Nathans Lager die Zelte abgebrochen, Fuhrwerke beladen und Pferde gesattelt. Für manche Leute dort war in diesen Minuten eine böse Überraschung fällig. Ich blickte nach Osten, wo der Rand der Sonnenscheibe sich eben in diesen Augenblicken über den Horizont hob. Es wurde Zeit, wenn wir richtig kalkuliert hatten. Zeit, dass ich mich selbst in Deckung begab.
    Asta
    »Auf! Auf!« Die Hand an meiner Schulter packte wie mit Krallen zu und rüttelte mich wach. Widerwillig kroch ich in die Welt. Die Hand gehörte Witwe Pila. Also war es kein schlechter Traum gewesen. »Zieh dich an. Schnell.« Sie hielt mir Hemd und Bluse hin.
    »Uh? Was’s los?« Ich fühlte mich nicht in Hochform. Es war eine kurze Nacht gewesen.
    Und die Nacht hätte nicht um sein sollten. Die Andeutung trüben grauen Lichts sickerte ins Zelt, also war erst frühes Morgengrauen. Ich stand nicht im Morgengrauen auf. Das war für Bauern.
    Aber ich wurde auf die Beine gezogen, das Hemd wurde mir derb über den Kopf gezogen, gefolgt von Bluse und Gewand. Es schien, dass ich doch im Morgengrauen aufstand, heutzutage. Es war noch kalt.
    »Ist sie schon fertig?« Das war Teskas Stimme, von draußen.
    »Sie ist angezogen.« Witwe Pila sagte wie gewöhnlich nur das Nötigste. Sie warf mir einen Umhang über, Teska schlug die Zeltklappe zurück und kam mit eingezogenen Schultern herein.
    »Pferde in zwei Minuten. Sie wird bei einem der Krieger mit aufsitzen.« Dann wandte er sich an mich. »Geh schon hinaus und sieh zu, dass du einen Vogel findest, einen in der Nähe des Rauches.«
    »Vogel? Rauch?« Auf einmal merkte ich, dass im Lager ein Riesenlärm herrschte. Trompeten schallten, rennende Füße trampelten, Männer riefen und fluchten, jemand rief nach Kübeln und Wasser.
    »Ja, Rauch. Castro hat das Lager

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