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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Er würde früh am nächsten Morgen in Kampala sein.
    »Die Hohe Kommission erwartet Sie bereits«, hatte Dr. Murcia beim Abschied gesagt. »Wenn Sie wollen, dass die Sie nach Hause bringen, denken Sie sich am besten schon mal eine plausible Erklärung dafür aus, was Sie im Dschungel gemacht haben.«
    Jack hatte ihm lächelnd die Hand geschüttelt und sich für seine Hilfe bedankt.
    »Alles wird gut«, hatte er geantwortet, äußerlich zuversichtlich. Insgeheim aber fragte er sich schon, was er den Botschaftsbeamten erzählen sollte.
    Sie waren noch nicht lange unterwegs, da wurde der Lkw langsamer. Eine dunkle Gestalt stand am Straßenrand und bedeutete ihnen gestikulierend zu halten. Jack spürte, wie der Fahrer nervös wurde und seine Finger um das Lenkrad krallte.
    »Was ist?«, fragte Jack.
    Der Fahrer zuckte die Achseln, während der Mann auf der Straße etwas Weißes über sich hielt, das aussah wie ein T-Shirt an einem Stock.
    »Könnte ein Anhalter sein; vielleicht will er uns aber auch überfallen«, sagte er.
    Jack war nicht sicher, ob das ein Scherz sein sollte. Er betrachtete den Mann am Straßenrand näher. Etwas an dessen Körperhaltung kam ihm seltsam vertraut vor, die gestrafften Schultern, der leicht gebeugte Nacken.
    Plötzlich rannte der Mann mitten auf die Straße, und der Fahrer bremste abrupt. »Was soll das denn jetzt?!«, rief er aus.
    Der Anhalter sprintete auf die Beifahrerseite, riss die Tür auf, warf seinen Rucksack ins Innere und kletterte herein.
    »n’Abend, Kumpel. Haben sie dich wieder zusammengeflickt?«, sagte er zu Jack.
    »Dad?« Jack war fassungslos. »Das ist jetzt hoffentlich nicht wieder eine Halluzination.«
    Sir Clive saß in einem Meeting mit externen IT -Spezialisten, als der Anruf kam. Charlotte teilte ihm mit, was der Mann von der Hohen Kommission in Kampala ausrichten ließ. Seine Miene zeigte keine Regung. Er entschuldigte sich, stand vom Tisch auf und rief zurück.
    »Charlotte, verbinden Sie mich bitte mit Kampala«, sagte er etwas weniger schroff als sonst, weil sie die Nachricht so rasch weitergeleitet hatte. Er hörte Tasten klappern.
    »Schon erledigt«, erwiderte sie.
    Es ertönte langes Läuten, das immer wieder unterbrochen wurde, dann knackte es in der Leitung, und eine männliche Stimme meldete sich.
    »Hohe Kommission Kampala, Clarke am Apparat.«
    »Nick Clarke?«, sagte Sir Clive, ohne sich die Mühe zu machen, seinen eigenen Namen zu nennen.
    »Ja.«
    »Ausgezeichnet. Ich habe eine Nachricht erhalten, dass einer von unseren Jungs bald bei Ihnen auftaucht. Haben Sie einen Namen und eine Personenbeschreibung?«
    »Noch nicht. Man kommt nicht zum Camp durch, und es gibt keine Möglichkeit, direkt Kontakt mit ihm aufzunehmen. Er wird aber morgen früh hier sein.«
    »Gut, gut. Rufen Sie mich an, sobald Sie mit ihm gesprochen haben«, sagte Sir Clive. Es musste sich um Officer Denbigh handeln. Anscheinend hatte er es tatsächlich lebend aus dem Dschungel geschafft. Er musste unbedingt einen vollständigen Bericht von dem Mann bekommen.
    Dass Jack Hartman, untrainiert und völlig unerfahren wie er war, das Inferno, das Sir Clive und Centurion losgetreten hatten, überlebt haben könnte – auf diese Idee kam er gar nicht erst.
    Die leeren Hilfsgüter-Lkws rollten durch die Nacht und kamen auf dem verlassenen Highway, der den Nordwesten Ugandas mit der Hauptstadt Kampala verband, gut voran. Während sie über Schlaglöcher holperten, erzählte Jack seinem Vater, was er von Monsieur Blanc über Centurion erfahren hatte, über ihren Bedarf an Coltan und Sir Clives ausgeklügelte Strategie, Clement Nbotou auszuschalten und die Minen zu übernehmen.
    Archie schüttelte den Kopf. »Löwen unter der Führung von Eseln … was für eine Verschwendung.« Er verstummte, teils aus Respekt, teils aus Entsetzen darüber, dass einem hochrangigen Mitglied des britischen Geheimdienstes das Leben von Soldaten so unfassbar gleichgültig sein konnte – und das alles nur aus Raffgier. »Wir müssen überlegen, was wir jetzt machen. Wir werden auf jeden Fall nicht zur Botschaft gehen. Die haben dort einen Agenten sitzen, der als Sachbearbeiter getarnt ist, aber einen heißen Draht zum MI 6 und damit zu Sir Clive hat.« Er fuhr sich mit der Hand durch seinen grauen Haarschopf. »Das ist ein großes Ding, Jack. Sir Clive ist ein mächtiger Mann, und es steht viel für ihn auf dem Spiel.«
    Sie erreichten die Stadt im Morgengrauen. Die zwei anderen Trucks nahmen die Hauptstraße

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