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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Richtung Flughafen.
    »Kleine Planänderung«, sagte Archie zum Fahrer. »Wir wollen nicht gleich zur Botschaft, ich denke, es wäre besser, wenn wir uns erst ein wenig frisch machen. Können Sie uns im Zentrum absetzen, irgendwo vor einem Hotel?«

68
    Britische Hohe Kommission, Kampala, 08:30 Uhr
    Patrick Little sah auf die Wanduhr. Noch keine Spur von dem Neuankömmling. Doch er machte sich keine großen Sorgen. Auf afrikanischen Straßen konnte man durch alles Mögliche aufgehalten werden, und je später der Mann eintraf, desto besser. Er rieb sich die Augen und ließ ein paar Aspirin in ein Glas fallen. Sein Kater war schlimmer als sonst, bestimmt war irgendwas mit dem Wasser gewesen, das der Barmann in seinen Whiskey gemischt hatte.
    Als das Telefon auf seinem Schreibtisch losschrillte, zuckte er erschrocken zusammen und verschüttete dabei das sprudelnde Wasser auf seinen Schoß. Er musste unbedingt herausfinden, wie man dieses Ding leiser stellte.
    »Patrick, hier ist Nick Clarke. Wie geht’s Ihnen heute Morgen?«
    »Danke, gut«, erwiderte Patrick gequält.
    »Das freut mich zu hören. Hoffentlich belastet Ihre Barrechnung den Haushalt des Außenministeriums nicht allzu sehr.«
    Patrick ignorierte die sarkastische Bemerkung und leerte sein Glas. Clarke war ein echter Widerling. Schließlich war er auch dabei gewesen, jedenfalls soweit Patrick sich noch an den gestrigen Abend erinnern konnte. »Wollten Sie sich nur nach meinem Befinden erkundigen, oder kann ich sonst noch was für Sie tun?«, fragte er gereizt.
    »London hat schon zweimal bei mir angerufen, irgendein hohes Tier aus Vauxhall. Wir sollen ihm mitteilen, wann der Typ aus dem Dschungel hier ist, damit er sich per Videokonferenz dessen Bericht anhören kann. Es wäre vielleicht nicht schlecht, mal in dem Flüchtlingscamp nachzufragen, ob sie pünktlich losgefahren sind.«
    »In Ordnung«, erwiderte Patrick und legte auf. Den Gefallen konnte er Clarke schon tun. Er bootete seinen Laptop und verschickte rasch eine E-Mail.
    Die Antwort kam prompt.
    Konvoy mit Jack Hartman ist gestern Abend gestartet. Ankunft Kampala heute Morgen bereits bestätigt.
    Er griff zum Telefon und rief Clarke an.
    »Die Hilfsgütertrucks sind bereits in der Stadt, aber unser Freund Jack hat sich noch nicht hier gemeldet.«
    »Jack?«, echote Nick Clarke schnell. »So heißt er? Sie haben mir nicht gesagt, dass er einen Namen hat.«
    Könnte daran liegen, dass ich das selbst nicht wusste , dachte Patrick genervt. Clarke hatte die lästige Angewohnheit, einem das Gefühl zu geben, man halte bewusst Informationen zurück. Als hätte er einen bei einem sorgfältig geplanten Verrat ertappt. Patrick sah noch einmal in die E-Mail.
    »Er heißt Hartman. Jack Hartman.«

69
    Hotel Imperial, Kampala, 10:00 Uhr
    Jack sah seinem Vater zu, der sorgfältig zwei Automatikpistolen zerlegte, die Mechanik überprüfte, sie abwischte und schließlich wieder zusammensetzte, um sie auf den leuchtend bunten Bettüberwurf zu legen. Sie hatten ein Mittelklassehotel in der Nähe des Marktes gefunden. Die vielen Menschen würden ihnen tagsüber Deckung geben, falls sie fliehen mussten, außerdem hatten sie weder Ausweis noch Kreditkarte vorlegen müssen.
    »Besonders zuverlässig sind sie ja nicht, die Automatikwaffen, man muss sie ständig warten, vor allem in diesem Klima.«
    »Das stimmt«, sagte Jack. Sein Vater war wie verwandelt; nichts erinnerte mehr an den heruntergekommenen Alkoholiker im Bademantel, der er noch Tage zuvor gewesen war. Seine Bewegungen waren entschlossen und zielgerichtet.
    »Weißt du noch, wie man sie bedient?«, fragte er Jack und reichte ihm eine.
    »Natürlich«, erwiderte Jack und spürte das Gewicht des kühlen Metalls in seiner Hand.
    Archie hatte Jack von dem Peilsender in der Omega-Uhr erzählt und wie er ihm zum Flugplatz in Cambridge gefolgt war. Wie er nach Burundi geflogen war, einen Helikopter gemietet und die Spur seines Sohnes im Dschungel aufgenommen hatte. Jack war beeindruckt, obwohl er genau wusste, dass sein Vater jahrelang genau solche Dinge getan hatte, dass er dafür ausgebildet war. Doch er hätte nie gedacht, dass er seinem Sohn jemals auf Augenhöhe seine Vorgehensweise erklären würde. Keiner von ihnen verlor ein Wort über Jacks Halluzinationen und Pauls Trugbild. Das war nicht nötig. Sie verstanden sich auch so.
    Jack trat ans Waschbecken und betrachtete sein Gesicht im Spiegel, ehe er sich mit lauwarmem Wasser bespritzte. Dieser Bart geriet

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