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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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wartete auf eine sichere Verbindung und schickte sie dann ab. »Überprüfen Sie Hotels, hören Sie sich um, finden Sie heraus, wo die beiden untergekommen sind. Aber bleiben Sie auf Abstand. Diese Leute sind gefährlich. Ich kann keine Details nennen, aber sie müssen aufgehalten werden. Rufen Sie mich an, wenn Sie sie haben.« Er wollte schon auflegen, als ihm noch ein Gedanke kam. »Sagen Sie, in dem Flüchtlingscamp, die haben doch bestimmt E-Mail?«
    »Sicher. Solange die Satelliten noch kreisen.«
    Sir Clive rieb sich das Kinn. Jacks Freundin, Amanda Marshall. Die aus dem Krankenhaus. Wenn Jack eine E-Mail geschrieben hatte, dann sicherlich an sie. Was wusste sie? Was hatte Jack ihr erzählt? Er verabschiedete sich von Nick Clarke und wählte Harvey Newmans Nummer.
    »Harvey, hier ist Sir Clive. Kann sein, dass wir ein Problem haben.«

71
    Addenbrooke’s Hospital, Cambridge
    Amanda fehlte heute jede Geduld mit ihren Notfallpatienten. Ein Kleinkind hatte sich ein Pennystück in die Nase geschoben – hätten die Eltern nicht besser aufpassen können? Ein Student hatte im Suff sein Fahrrad im Cam versenkt und stand triefend und mit fassungsloser Miene mit verdrehtem Fuß vor ihr – warum trinkt er auch so viel?
    Ihre Schicht war fast zu Ende, und sie konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen. Jacks E-Mail hatte sie in einen Zustand dauerhafter Besorgnis versetzt. Da war so vieles, was er nicht gesagt hatte. Wenn er sie damit hatte beruhigen wollen, war ihm das gründlich misslungen. Zwei Tage waren seither vergangen, und sie hatte nichts weiter von ihm gehört. Sie ging ins Personalzimmer, um sich die Hände zu desinfizieren und sich umzuziehen. In grimmigem Eifer seifte sie sich Hände und Unterarme ein, wusch rasch den Schaum ab und schlüpfte in Jeans und eine dicke Fleecejacke. Sie band sich die Haare hoch, zog ihre Beanie-Mütze über und schlang sich einen Schal um, ehe sie nach draußen ging. Der Wind aus den Mooren war schneidend kalt um diese Jahreszeit. Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu. Das sah ziemlich unförmig und nicht eben vorteilhaft aus, aber um sieben Uhr morgens war ihr das herzlich egal.
    Die Straßen lagen still da, als sie in die Jesus Lane zurückradelte. Sonst war sie immer todmüde, wenn sie vom Krankenhaus heimfuhr, doch heute wollte sie so schnell wie möglich an ihren Computer, um zu sehen, ob Jack ihr noch einmal geschrieben hatte. Hoffe das Beste, rechne mit dem Schlimmsten, hatte ihre Mutter immer gesagt. Amanda hatte nie verstanden, was das bedeuten sollte. Sie rechnete immer mit dem Schlimmsten. Die Erfahrung aus dem Krankenhausalltag hatte sie gelehrt, dass es keinen Sinn hatte, auf das Beste zu hoffen.
    Außendienstagent Michaels wählte einen Dietrich aus dem Satz, den er aus der Tasche gezogen hatte. Damit sollte er ein Standardschloss öffnen können, solange kein Spezialriegel angebracht war. Als der Schnapper zurücksprang, öffnete er die Haustür und blickte sich rasch um, ob ihn jemand beobachtete. Aber da war niemand, die Jesus Lane lag verlassen da. Auf einer Telefonzelle thronte ein Pylon, und auf dem Gehsteig lagen die Reste eines angebissenen Döners.
    Er trat in den Flur, in dem ein Teppich lag. Das war gut. Der würde seine Schritte dämpfen. Sir Clive hatte zur Vorsicht gemahnt. Falls ihn jemand entdeckte, sollte er wegrennen. Es sollte aussehen, als wäre er bei einem Einbruch erwischt worden. Nach seinen Informationen kam die Zielperson normalerweise nicht vor 7:30 Uhr nach Hause. Ihm blieben also rund zwanzig Minuten. Nur wegen der Mitbewohnerin musste er aufpassen.
    Michaels schlich sich langsam die Treppe hoch und zuckte kurz zusammen, als eine Stufe knarrte. Auf halber Treppe lag ein Stapel Bücher, am oberen Absatz stand ein Mountainbike. Im Haus war es vollkommen still, nichts rührte sich. Er würde in das Zimmer gehen, das zur Straße hin lag, den Laptop booten, die Festplatte kopieren und dann schnellstmöglich wieder verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen. Er schob die Tür auf. Die Vorhänge waren offen, das Bett nicht gemacht. Hier hatte diese Nacht niemand geschlafen. Er ging auf den Laptop zu und steckte einen USB -Stick ein, den Blick auf die Uhr gerichtet. Die Zeit war knapp, aber zumindest konnte er auf die Straße hinaussehen, und es gab nur einen Zugang zum Haus.
    Sir Clive sah ebenfalls auf die Uhr. Nach seinem Telefonat mit Nick Clarke hatte er sofort den Außendienstagenten angerufen. Michaels war ein unangenehmer Typ,

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