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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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allmählich außer Kontrolle.
    »Und was jetzt? Ich habe keinen Pass, und hinter dir sind sie sicher auch her, oder?«
    Archie dachte an die drei Agenten zurück, die er erledigt und in der Lagerhalle liegen gelassen hatte. Ganz sicher war jemand hinter ihm her.
    »Burundi«, sagte er, »wir gehen nach Burundi.« Er nahm ein Satellitentelefon und tippte eine Nummer ein. »Ich habe einen Kontakt dort, ein Mann namens Spike van de Weye. Er kann uns alles besorgen, was wir brauchen, Pässe, Papiere und so weiter.« Er schnippte Jack eine Visitenkarte zu und horchte auf den Wählton. »Das ist seine Adresse«, fügte er hinzu. »Die Bar, in der er arbeitet. Lern sie auswendig, und spül die Karte dann im Klo runter. Nur für den Fall.«
    »Für welchen Fall?«
    Archie wandte sich nur wortlos ab. »Spike, alte Schweinebacke, hier ist Archie«, sagte er ins Telefon.
    Jack blickte kurz auf die Karte und zerriss sie dann in kleine Fetzen. Er hörte seinem Vater zu, der diesem Spike eine endlose Liste von Anweisungen erteilte, und legte sich dann auf das Bett, um seine Glieder auszustrecken. Eine der Federn in der Matratze war gesprungen. Schlafen … Er hätte am liebsten tagelang geschlafen, selbst in dieser vergammelten Absteige. Die Gegenwart seines Vaters beruhigte ihn mehr als je zuvor in seiner Kindheit.
    »Hast du irgendjemanden vom Camp aus per Telefon oder E-Mail kontaktiert?«, wollte Archie wissen und riss Jack aus seinen dämmrigen Gedanken.
    »Nur Mands, meine Freundin.« Er wollte schon ansetzen, seinem Vater von ihr vorzuschwärmen, doch bei dessen Gesichtsausdruck blieb ihm das Wort im Hals stecken.
    »Ruf sie sofort an und frag sie, ob alles okay ist.«

70
    MI6-Zentrale, Vauxhall, London
    Sir Clive setzte sich hastig auf. Draußen war es noch dunkel. Sein Büro muffelte abgestanden. Oder vielleicht war er es auch selbst. Seine Schreibtischuhr zeigte in leuchtenden grünen Ziffern 6:30 Uhr an. Auf dem Sofa zu schlafen war nie eine gute Idee. Er wurde davon immer rastlos und gereizt. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis das Klingeln in sein Gehirn durchdrang. Er griff zum Hörer.
    »Ja?«, sagte er ungeduldig.
    »Nick Clarke hier, Hohe Kommission Uganda.«
    Endlich, dachte Sir Clive. Wurde auch Zeit, dass Denbigh sich wieder im Griff hatte und bei der Zentrale meldete.
    »Ich fürchte, der mysteriöse Besucher ist bislang nicht aufgetaucht. Aber ich habe einen Namen für Sie.«
    Sir Clive war damit beschäftigt, vom Sofa aufzustehen, sich die Stirn zu reiben und sein vom Schlaf benebeltes Hirn in Gang zu bringen. »Spucken Sie’s schon aus, Mann.«
    »Hartman, Jack Hartman.«
    Sir Clive schnappte kurz nach Luft, und seine Brust zog sich zusammen. Näher an einer Panikattacke war er noch nie gewesen. Jack Hartman hatte überlebt. Verdammte Scheiße. Wie viel wusste der Kerl? Er atmete tief durch, schlug sich mit der Faust auf die Brust und räusperte sich ein paarmal.
    »Sir Clive, ist alles in Ordnung bei Ihnen? Die Leitung scheint irgendwie gestört.« Nicks Stimme klang wie ein entferntes Echo in seinem Ohr.
    »Gut, bestens, danke.« Der Vater musste ihm geholfen haben. Von den drei Agenten hatte er nichts mehr gehört. Aber er hatte so viel um die Ohren, dass er sich eben nicht um alles kümmern konnte. Der Sensenmann. Er hätte es wissen müssen.
    Sir Clives Atem ging schwer. Seine ganze ausgeklügelte Konstruktion drohte über ihm zusammenzustürzen wie ein Kartenhaus, nur weil dieser Kerl, dieser Grünschnabel, es geschafft hatte, sich aus einer Lage zu befreien, die nach allen Regeln der Kunst in einen zähen und schmerzvollen Todeskampf hätte münden müssen. Er und sein verdammter Vater.
    »Sir Clive?«
    »Das ist nicht gut, Nick. Gar nicht gut«, sagte er und ging blitzschnell die Alternativen durch. Die Spielregeln änderten sich gerade, er musste am Drücker bleiben. »Hat das Flüchtlingscamp bestätigt, dass er mit dem Hilfsgütertransport gefahren ist?«
    »Ja.«
    »Dann hält er sich wahrscheinlich in Kampala oder irgendwo in der näheren Umgebung auf, nicht wahr?«
    »Schon möglich«, entgegnete Nick zögernd. Es konnte genauso gut sein, dass er auf halbem Weg zur Hauptstadt vom Lkw gesprungen war und sich in den Dschungel geschlagen hatte.
    »Gut. Ich schicke per E-Mail Fotos von ihm und einem weiteren Mann, mit dem er höchstwahrscheinlich unterwegs ist«, fügte Sir Clive hinzu und ließ seine Finger über die Tastatur fliegen, hängte Bilder von Jack und dessen Vater an eine Mail an,

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