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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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etwa bei einem Medikamententest mitgemacht?« In ihrer Stimme schwang Verärgerung mit. Aus ihrem Blick sprach Missbilligung. Jack zuckte die Achseln. Ehe er etwas sagen konnte, fuhr sie fort. »Dümmer geht’s wirklich nicht. Hast du so dringend Geld gebraucht?«
    Jack schloss die Augen und dachte an die heimliche Pokerrunde und seine Spielschulden. Zumindest wusste er wieder, warum er in diesem Krankenhausbett gelandet war. Er hatte sich für einen zweiwöchigen klinischen Versuch zur Verfügung gestellt, um mit dem Erlös seine Schulden zu begleichen. Wie hätte er sonst auf die Schnelle viertausend Pfund zusammenbekommen sollen? Alles in allem zählte diese Aktion wahrscheinlich nicht zu seinen größten Heldentaten.
    »Komm«, sagte Amanda kopfschüttelnd und half ihm auf die Beine. »Jetzt frühstückst du erst einmal. Und dann besorgen wir dir was zum Anziehen. Aber nur, wenn du brav bist«, fügte sie hinzu, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
    Während Amanda Speck und Eier briet, überlegte Jack, wie viel er ihr erzählen sollte. Ihre starke Präsenz, ihre Berührung auf seiner Haut hatten seine Panik abklingen lassen. Er wusste, dass er jemandem erzählen musste, was er gesehen hatte, doch je länger er sich in ihrer Gegenwart aufhielt, desto irrealer erschien ihm alles und desto mehr fürchtete er, sie würde ihn für verrückt und unzurechnungsfähig halten.
    »Hast du irgendeine Ahnung, was die mit dir gemacht haben?«, fragte Amanda und goss ein Glas Orangensaft ein, das sie ihm reichte. »Abgesehen davon, dass sie dir diesen lächerlichen Kittel angezogen haben. Du weißt, dass du das Geld zurückzahlen musst, wenn du mitten in der Studie abhaust.«
    Sie sah Jack genauer an. Der gehetzte Ausdruck in seinen Augen machte ihr Angst. Sie kannte ihn als extrem selbstbewusst, vielleicht sogar ein wenig zu selbstbewusst, aber sie mochte das. Sie brauchte jemanden, der stark genug war, um neben ihr zu bestehen und es mit ihr aufzunehmen. Außerdem schien sein Selbstbewusstsein durchaus gerechtfertigt: Er war Jahrgangsbester in Informatik, einer der besten Amateurkicker beim FC Chelsea und Kapitän im Boxteam der Universität – ein Sieger-und ein Frauentyp. Dass er manchmal den Macho heraushängen ließ, machte er durch seine ungewöhnlich scharfe Intelligenz durchaus wett.
    »Alles okay?«, fragte sie und reichte ihm einen Teller.
    Er nickte rasch, etwas zu rasch, um überzeugend zu sein. Sein Blick wirkte noch immer gehetzt. »Alles okay, ich habe nur einen Bärenhunger. Der Speck duftet verführerisch.«
    Amanda schaltete den kleinen Fernseher an, der auf der Küchentheke stand. Der eintönige Monolog des Nachrichtensprechers mischte sich in das Zischen des Specks.
    » Die Feuerwehr bemüht sich immer noch, einen Brand in einer Forschungseinrichtung außerhalb von Cambridge unter Kontrolle zu bekommen. Nach Polizeiangaben wird mit den Ermittlungen begonnen, sobald das Gebäude gesichert ist. Ersten Eindrücken zufolge scheint die Ursache für den Brand eine Explosion in einem Chemikalienraum zu sein. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich vermutlich mehrere Mitglieder des Forscherteams im Gebäude, die genaue Anzahl der Opfer ist jedoch noch nicht bekannt.«
    Statt dem Nachrichtenstudio war jetzt der Unglücksort zu sehen. Flammen tanzten auf den Ruinen, als wollten sie die geborstenen und verkohlten Trümmer nicht hergeben. Das Schild mit der Aufschrift »Marcon Pharmaceuticals« war schwarz vom Ruß, und die Buchstaben hatten sich in der Hitze des Feuers gelöst.
    Amanda ließ fast ihren Teller fallen. »Marcon Pharmaceuticals. Jack! Hast du das gesehen?«
    Er hörte nicht, was sie sagte, seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Bildschirm. Mit zitternden Händen suchte er ihre Nähe. »Hör zu«, bat er in fiebriger Erregung. »Versprich mir, dass du mir zuhörst, ganz gleich wie verrückt es klingt. Ich werde dir jetzt etwas erzählen, was du ganz sicher nicht für möglich halten wirst.«

7
    Trumpington Street, Cambridge
    Ed Garner saß im Copper Kettle Café gegenüber dem King’s College und beobachtete den Strom der Studenten, die auf dem Weg in die erste Vorlesung des Tages waren. Mit ihren Schals und wehenden Mänteln warfen sie an diesem sonnigen, kalten Morgen längliche, unförmige Schatten. Seine Armbanduhr zeigte halb acht.
    Ed hatte Gavin McCallister zu seiner Einheit zurückgeschickt. Gavin war ein erstklassiger Soldat, aber in einer zivilen Umgebung fiel er viel zu stark auf. Das lag

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