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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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Tor.«
    Ed machte seinem Team ein Zeichen. »Zwei von euch putzen die Truppe vor der Villa weg. Ich werde zwischen den beiden Einheiten hindurchsprinten, feuern und dann im Springbrunnen in Deckung gehen. Mit ein wenig Glück werden sie sich in dem Durcheinander gegenseitig beschießen. Bleibt in Position, bis ich das Signal gebe.«
    Er rannte los, quer über den gepflasterten Hof. Die Flammen tauchten die Szenerie in flackerndes Licht, gezackte Schatten zuckten über den Boden. Ed wandte sich den Milizionären am Tor zu und feuerte ein paar Salven auf sie ab, um sich dann umzudrehen und in Richtung Haus zu schießen. Schattengestalten stürzten zu Boden, gefolgt von vielstimmigen hohen Schreien. Kinder . Darauf war Ed nicht vorbereitet. Erwachsene Männer gaben nicht solche Laute von sich, wenn sie getroffen wurden. Das Blut drohte ihm in den Adern zu erstarren, und er zögerte den Bruchteil einer Sekunde zu lange, ehe er den rettenden Satz in den Springbrunnen machte. Die Kugel traf ihn an der linken Schulter und riss ihn im Fallen herum. Schmerz empfand er nicht, nur heiß wurde ihm. Das Adrenalin betäubte die Wunde. Er ballte prüfend seine linke Faust und öffnete sie wieder. Der Arm ließ sich noch bewegen, es war also nur eine Fleischwunde.
    Noch mehr Kugeln jagten über seinen Kopf hinweg, die beiden Einheiten erwiderten das Feuer und ließen Salve auf Salve folgen. Ein ohrenzerfetzendes Chaos brach los, Kugeln schlugen im Haus ein, in den Einfriedungsmauern um das Camp, zischten wahllos hin und her und zerfetzten gnadenlos die eigenen Waffenbrüder. Als die Kommandanten begriffen, was los war, versuchten sie verzweifelt, laut schreiend das Feuer einstellen zu lassen, doch ihr Gebrüll ging im Kugelhagel unter.
    »Mehr Granaten, Männer, auf die zwei verbliebenen Einheiten«, befahl Ed ächzend in sein Mikro und wagte kaum, den Kopf über die steinerne Umfassung des Brunnens zu heben.
    Der erneute Beschuss gab den schlecht ausgebildeten und schlecht ausgerüsteten Milizionären endgültig den Rest. Sie stürmten in panischem Entsetzen auf das Tor zu und trampelten sich gegenseitig zu Boden, bei dem Versuch, das Camp so schnell wie möglich zu verlassen, wie Ratten, die bei Hochwasser durch einen Gully flüchten. Erbarmungslos schoss Denbigh von seinem Posten hoch oben im Baum eine Panzerfaust nach der anderen ab. Jede Detonation riss einen Krater in den Boden, Gestalten wurden nach außen geschleudert, doch im Sog der Menge schloss sich der Strom sofort wieder über der Lücke, unaufhaltsam und tödlich.
    Von seinem Baum aus entdeckte Denbigh zwei Männer, die aus der Masse der Kindersoldaten herausragten und versuchten die Flüchtenden am Kragen zurückzuhalten und Ordnung in das heillose Durcheinander zu bringen. Wahrscheinlich höhere Offiziere, mutmaßte er, oder was auch immer es für Dienstgrade in dieser Art von Armee gab. Denbigh nahm sein Gewehr, jagte beiden eine Kugel in den Kopf und sah zu, wie sie zusammenbrachen. Die Überreste der Armee flohen in den Dschungel.
    Ed Garner hob seinen Kopf über den Springbrunnenrand. Es war ein Anblick des Grauens, der sich in der heraufziehenden Morgendämmerung bot. Der Hof war mit Leichen übersät, zum Teil in Fetzen gerissen, ohne Arme oder Beine. Pflastersteine und festgestampfte Erde waren vom Blut rotbraun verschmiert. Über dem Ganzen lag das unablässige Wimmern und Schreien der verwundeten und sterbenden Milizionäre.
    »Fertigmachen zum Übergriff, over «, ordnete er über sein Headset-Mikro an. Die Männer sprinteten auf die Villa zu, nahmen die Stufen zur Veranda und postierten sich rechts und links von der Eingangstür. Ed sprang über den Springbrunnenrand und schloss sich ihnen an.
    »Denbigh, wie sieht’s aus, wo sind die Ziele?«
    Der Offizier blickte auf den Monitor. »Gleichmäßig über alle Zimmer verteilt. Das wird ein ganz schönes Geballer geben. Sollten wir nicht lieber auf McCallister warten? Over .«
    »Keine Zeit«, erwiderte Ed. Sie mussten fertig sein, ehe die Sonne aufging. Sonst konnten sie ebenso gut gleich die Flucht ergreifen. Er wandte sich an sein Team. »Zieht die Masken auf. Wir setzen Chemie ein. Anders lässt sich ein Gebäude dieser Größe nicht räumen. Geht paarweise rein, einer gibt Feuerschutz, der andere setzt das Nervengas frei. Wir haben zwölf Kanister, also mehr als genug. Den Anführer identifizieren wir dann später unter den Leichen.«

57
    »Sie haben den Hof eingenommen, General. Die Soldaten sind in

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