Dunkle Ernte
Alternative. Ihr müsst das Feuerwerk zünden.«
»Wann?«
»Jetzt«, sagte Ed knapp und wandte sich seinen Männern zu. »In rund zwanzig Sekunden wird drüben auf dem Flugfeld ein Inferno losbrechen. Wir gehen davon aus, dass eine beträchtliche Anzahl von Milizionären das Camp verlassen wird, um das Feuer zu bekämpfen. Sobald sie weg sind, greifen wir das Haus mit Panzerfäusten an.«
Eine laute Explosion unterbrach ihn, deren Vibrationen den Baum zum Erzittern brachte.
»Denbigh, Sie bleiben hier draußen und verfolgen mit Kamera und Mikro, was im Camp vor sich geht. Und Sie geben uns Feuerschutz.«
Wieder eine Explosion, diesmal noch lauter, und der Himmel erstrahlte in grellweißem Licht. Im nächsten Moment war es stockdunkel.
»Headsets überprüfen.« Die vier Männer stellten sicher, dass ihre Ohrstöpsel und die Mikros funktionierten.
»Ich will, dass im Camp alle Lichter ausgehen, also seht zu, dass ihr den Generator erwischt«, sagte Ed und lehnte sich rücklings in sein Sicherungsseil. Als der Wald bei einer erneuten Explosion erbebte, wäre er beinahe kopfüber in die Tiefe gestürzt, konnte sich im letzten Moment jedoch abfangen. Er grinste die Männer an. »Ich will mir doch nicht den Hals brechen, bevor es überhaupt losgeht.«
Als die Mauern des alten Kolonialgebäudes unter der ersten Explosion erzitterten, zuckten Nbotous Kommandanten erschrocken zusammen. Von den Rissen in den Gipsverzierungen regnete es weißen Staub.
»Das Flugfeld!«, rief einer der Männer, die um den Tisch saßen. »Das kam vom Flugfeld! Wir müssen es verteidigen!« Er sprang von seinem Stuhl auf, ebenso wie alle anderen. Keiner der Kommandanten wusste, was zu tun wäre, aber alle wollten sich mutig und entschlossen zeigen.
Nbotou hörte die Panik in der Stimme des Mannes. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein Kommandant, der seine Soldaten mit vollen Hosen in einen Feuersturm führte. »Hiergeblieben! Niemand rührt sich ohne meinen Befehl.« Er hob die Hand, horchte auf die Geräusche von draußen und versuchte herauszufinden, ob sich Flugzeuge oder Hubschrauber in der Luft befanden. Eines stand aber fest: Das Flugfeld wäre jetzt ohnehin nicht mehr zu retten.
»Otope, du führst deine Männer auf der Straße Richtung Flugfeld. Nach einem Kilometer kehrst du um und schickst nur zwei oder drei Soldaten vor, die nachsehen sollen, was passiert ist. Die übrigen sollen das Camp umstellen. Wir werden es von innen verteidigen, aber ich möchte, dass ihr von außen die Augen offen haltet und seht, wer hineingeht. Mischt euch nicht in den Kampf ein, bis ihr mein Signal erhaltet.« Er grinste Otope an. »Ihr werdet unser kleines Geheimnis sein. Die kleine Überraschung, die wir für unseren Feind bereithalten.« Er wandte sich den anderen zu. »Und ihr umstellt mit euren Einheiten die Außenmauer des Hauses.«
Wieder ertönte eine Explosion, diesmal noch lauter, und die Wände bebten. Nbotou blinzelte nicht einmal.
»Ich werde mit meiner persönlichen Leibgarde hier im Zentrum des Gebäudes, in der Nähe des Tunnels, bleiben.« Er klatschte in die Hände und lächelte seine Männer an. »Schon lange her, dass wir einen angemessenen Gegner hatten, was, Jungs?« Er klopfte den beiden Kommandanten, die ihm am nächsten standen, kräftig auf die Schulter. »Zeigen wir den Scheißkerlen, wie man in Afrika kämpft.«
Nbotou versammelte seine Leibwächter um sich und machte sich auf den Weg in die Speisekammer. Der Raum war klein, aber kugelsicher, weil er mit dicken, bleiverkleideten Wänden ausgestattet war – Hightech-Kühltechnik des neunzehnten Jahrhunderts. Außerdem befand sich unter den Bodendielen der Eingang zu einem Tunnel, der etwa anderthalb Kilometer weit in den Dschungel hinausführte. Falls die Situation für Nbotou brenzlig wurde, konnte er das Camp jederzeit unbemerkt verlassen. Und zur Not konnte er am Tunneleingang eine Bombe zünden und die ersten Meter des Ganges zum Einsturz bringen, damit ihm niemand folgte.
55
Florence überlief ein Schauer, als eine erneute Explosion den Dschungel erschütterte.
»Das hätte ins Auge gehen können, was, Gustav?«, sagte Monsieur Blanc.
Gustav reagierte nicht, denn er musste sich voll aufs Fahren konzentrieren. Wasser strömte den Weg entlang, die Räder drehten im Schlamm durch und gerieten immer wieder ins Schlittern. Er zuckte bei jeder Explosion zusammen, schaffte es aber trotzdem irgendwie, den Wagen in der Spur zu halten. Jack rechnete
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