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Dunkle Ernte

Dunkle Ernte

Titel: Dunkle Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Mockler
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wenden. Jetzt gab es nur noch ihn und den Dschungel. Ein kilometerlanger Marsch durch gefährliches Gebiet stand ihm bevor, doch er empfand bei dem Gedanken keine Angst. Stattdessen dachte er an seinen Vater und die Campingausflüge, die sie zusammen gemacht hatten, als er noch ein Kind war, in die wilde Ursprünglichkeit der französischen Alpen oder des New-Forest-Nationalparks in Hampshire. Bevor er zu einem aufsässigen, reizbaren Teenager geworden war, der sich mehr für Mädchen und Drogen interessierte als für ein Wochenende mit seinem Vater in einem Wald voller Moskitos. Hier draußen, am Rande des Dschungels, der ihm ebenso abschreckend wie verlockend erschien, fühlte sich Jack seinem Vater näher als jemals zuvor. Mit einem Mal konnte er nachvollziehen, was für ein Leben dieser Mann geführt hatte, welche Einsamkeit er erduldet und welchen Gefahren er ins Auge geblickt hatte. Wenn er hier herauskam, beschloss Jack, würde er seinen Vater regelmäßig anrufen und sich Zeit nehmen, dessen verrückten Geschichten zu lauschen.
    Falls er je wieder hier herauskam.

56
    Ed Garner ließ sich am Seil herab und landete fast lautlos auf dem Boden. Die drei anderen Soldaten folgten ihm und suchten sofort Deckung im Unterholz. Das Haupttor des Camps hatte sich geöffnet, und ein Schwarm Milizionäre strömte heraus. Manche zu Fuß, manche in Jeeps, strebten sie die Piste entlang in Richtung des Flugfeldes.
    Ed versuchte einen Überblick über ihre Anzahl zu bekommen. »Gavin«, sagte er in sein Funkgerät, »Nbotous Milizionäre sind auf dem Weg. Es sind knapp tausend, zu Fuß oder in Jeeps, over .«
    Keine Antwort.
    »Gavin, hören Sie mich? Over .«
    Unheilvolle Stille.
    Scheiße , dachte Ed. »Gavin, Truppen sind auf dem Weg in Ihre Richtung. Verstanden? Over .«
    Nichts.
    Technische Probleme. Ganz sicher. Unmöglich, dass jemand, der so erfahren war wie Gavin, in einen Hinterhalt geraten war, schon gar nicht im Schutz der Dunkelheit.
    »Keine Antwort von Gavin?« Das war Denbighs Stimme aus der Baumkrone, der das gleiche Frequenzband nutzte.
    »Noch nicht. Ich versuche es weiter. Was sehen Sie auf den Wärmebildern?«
    Denbigh blickte prüfend auf seinen Monitor. Gruppen von Menschen glühten rot innerhalb der Mauern, die das Camp umschlossen. Im Haus war nichts zu sehen. »Sieht so aus, als hätten sie vier Einheiten im Hof postiert, die das offene Gelände sichern. Wenn Sie die Dunkelheit nutzen wollen, sollten Sie so rasch wie möglich reingehen.«
    »Wo ist die beste Eintrittsstelle?«
    »Rückwärtige Mauer und vorne links. Jeweils mittig.«
    »Wir nehmen die linke Mauer. Sobald wir drüber sind, lassen Sie die Panzerfäuste fliegen. Wir steuern unsere Granaten bei. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht versehentlich uns treffen.«
    Ed rannte über den nicht bewaldeten Geländestreifen und duckte sich hinter einem Stapel Ölfässer nahe dem Eingang zum Camp. Die drei Soldaten folgten ihm. Sie vergewisserten sich, dass niemand herauskam, dann sprinteten sie auf die Mauer zu und suchten sich eine geeignete Stelle zum Hochklettern. Die Lianen, die die bröckelige Fassade überwucherten, boten guten Halt. Ed griff über sich, zog sich hoch und legte sich flach auf den Mauerkranz, den Kopf zur Seite gedreht. Gleich hinter der Mauer verbargen sich unter Abdeckplanen Kisten mit Munition – eine ideale Deckung. Er ließ sich hinuntergleiten und ging hinter der Plane in Stellung. Die Männer folgten mit wendigen, präzisen, sorgfältig trainierten Bewegungen.
    »Wir sind drin, Denbigh«, sagte er leise in sein Mikro.
    »Feuer auf den rechten Sektor eröffnet«, kam die Antwort. Ein Zischen ertönte, dann das Donnern einer Explosion. Gelbe Flammen züngelten aus einer Ecke des Hofes. In rascher Folge schlugen zwei weitere Geschosse ein. Ein Benzintank spuckte blaue Flammen aus. Brennende menschliche Silhouetten, lebende Fackeln, rannten durcheinander und wälzten sich am Boden. Ed und seine Männer bombardierten die Milizionäre ohne Unterlass mit ihren Granaten und ernteten im Gegenzug Maschinengewehrsalven, ziellos, abgehackt, panisch.
    »Denbigh, wo sind die Ziele jetzt?«, sagte Ed in sein Mikro und duckte sich hinter die Plane.
    Der Offizier in der Baumkrone blickte prüfend auf seinen Monitor und sah gleißend weißes Feuer und rötliche Silhouetten, die davor wegrannten. »Zwei Einheiten haben sich ins Haus geflüchtet«, meldete er. »Die übrigen halten die Stellung. Eine vor dem Hauptgebäude, eine am

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