Dunkle Flut
das sich beunruhigend danach anfühlte, als würde man verschlungen. Er kämpfte nicht dagegen an. »Marr«, rief er, als der Schacht ihn zur Gänze in sich hineinsog. »Bist du in Ordnung?«
Sein letztes Wort ging in einen Ausruf der Überraschung über, als sich die Wölbungen, die ihn im Schacht hielten, der Länge nach abwärts kräuselten, ihn mit sich nahmen, ihn so schnell nach unten sausen ließen, dass er ebenso gut auch hätte stürzen können. Er biss die Zähne zusammen und versuchte, seinen Magen daran zu hindern, ihm den Inhalt in die Kehle steigen zu lassen. Er war ganz von der Wärme der Wände umschlossen, vom Glühen der Lichtlinien.
Er fiel eine ganze Weile, bevor sich sein Abstieg erst verlangsamte und er schließlich völlig zum Stillstand kam. Der Schacht entließ ihn aus seinem Griff, und er spürte festen Boden unter seinen Stiefeln.
Der Schacht hatte ihn in eine große runde Kammer befördert, die der oben auf der Station exakt glich, allerdings gingen hier Röhren von der Decke aus, anstatt dass sich Löcher im Boden öffneten. In regelmäßigen Abständen standen Kontrolltafeln für jede der Röhren im Raum verteilt.
Der Gestank von Verwesung erfüllte die Luft, jetzt viel stärker als zuvor. Auch sein Gespür für die Dunkle Seite fühlte sich jetzt konzentrierter an. Der sanfte Nieselregen von Energie war zu einem Wolkenbruch geworden. Jaden versuchte, das Gefühl auszublenden, während er sich der Macht öffnete und seine Sinne nach den Klonen ausstreckte. Die intensive, unbehagliche Reaktion auf den Kontakt mit einem dunklen Machtnutzer zerrte an seinem Bewusstsein. Sie waren ganz in der Nähe.
Neben ihm wölbte sich die nächstgelegene Röhre wie der Bauch einer Schlange und spie Marr aus. Der Cereaner stand einen Moment lang mit in die Hüften gestemmten Händen da und starrte in die Richtung zurück, aus der er kam. »Bemerkenswert«, sagte er, ehe er sich Jaden zuwandte, den Kopf fragend zur Seite gelegt. »Fühlst du das? Die Dunkle Seite ist …«
»… stärker«, brachte Jaden den Satz für ihn zu Ende.
Marr nickte. »Falls die Station tatsächlich rakatanischen Ursprungs ist und teilweise von der Kraft der Dunklen Seite angetrieben wird, nehmen wir womöglich die Energiequelle der Station wahr.«
»Das werden wir bald wissen«, sagte Jaden und führte Marr in die Richtung, in der er die Klone spürte.
Eine senkrechte Fuge in der Wand glitt mit einem feuchten Laut beiseite und gab den Blick auf einen Korridor frei. In den Wänden glommen Fäden wie Venen. Sie traten durch die Öffnung, und die Dunkle Seite wurde mit jedem Schritt stärker.
Da er Jaden und Marr in der Plunder beobachtet hatte, wusste Khedryn, dass die rakatanische Raumstation automatisch an die Schrottkiste andocken würde, sobald er nah genug war. Er flog mit dem Schiff näher heran, manövrierte den YT dicht heran und verfolgte staunend, wie der Station eine Andockröhre wuchs, die sich nach der Schrottkiste reckte. Sobald das Schiff angedockt hatte, schnallte sich Khedryn aus dem Sitz los und tätschelte R6 auf seinen Kuppelkopf.
»Lass die Triebwerke laufen, kleiner Mann. Und arbeite weiter an diesem Sendeempfänger.«
R6 trillerte eine Bestätigung.
Khedryn nahm einen Blaster aus dem Waffenschrank im Cockpit und schob ihn in sein Hüfthalfter. Er schickte sich schon an aufzubrechen, als er es sich anders überlegte und noch einen zweiten Blaster aus dem Schrank holte, den er sich in einem Oberschenkelhalfter umschnallte.
»Kanonen kann man nie genug haben«, sagte er zu R6. »Verriegele das Schiff, sobald ich draußen bin. Und gib mir unverzüglich Bescheid, wenn du den Sendeempfänger wieder flottgekriegt hast.«
Wieder stieß R6 einen bestätigenden Pfiff aus.
Khedryn eilte zur Luftschleuse und öffnete sie. Der warme, organische Gestank der Rakata-Station wehte in sein Schiff, zusammen mit … etwas anderem, das dafür sorgte, dass sich ihm die Nackenhaare sträubten. »Vielleicht bekomme ich allmählich ein Gefühl für die Dunkle Seite«, murmelte er und verließ die Schrottkiste .
Die Fasern, die eine dichte, glühende Matrix in den Wänden und im Boden bildeten, nahm er kaum zur Kenntnis. Unter seinen Füßen detonierten Lichtexplosionen, als er über den glatten, warmen Boden lief. Er versuchte, nicht zu sehr über die Technik nachzudenken, die alldem zugrunde lag. Die Andockröhre führte in einen großen Korridor. Er wandte sich nach rechts, in Richtung des Schachts, weil ihm
Weitere Kostenlose Bücher