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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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Zweihandgriff.
    »Soldat«, sagte Anmut in überraschend ruhigem Ton.
    Ihre Stimme schnitt durch seine Wut, durch seine Furcht, schnitt durch das ganze Durcheinander in seinem Kopf. Er sah sie an, sein Atem ging schwer. Stellenweise sackte ihr Fleisch ein, an anderen wölbte es sich. Er erkannte sie kaum wieder. Bloß ihre Augen waren nicht betroffen, und sie flehten ihn um Hilfe an.
    »Ich will nach Hause«, sagte sie.
    »Wir haben kein Zuhause«, spie er hervor und hasste sich selbst für die Verzweiflung, die er in seiner Stimme hörte. Er hatte sich selbst, all seine Hoffnungen, Seherins Traum geopfert. Und Seherin hatte sich geirrt, ihr Glaube war eine Lüge gewesen, sein Vertrauen in sie vergebens.
    »Bitte, Soldat«, sagte Anmut.
    Bevor er ihr antworten konnte, erscholl in den Untiefen der Station ein Getöse, ein durch Mark und Bein gehender Schrei, der Schockwellen durch den Boden, die Wände und die Decke sandte. Die Fasern leuchteten so hell auf, dass er die Augen bedecken musste. Siedend heiße Energie sickerte aus den Wänden, um geschwärzte, klaffende Scharten zu hinterlassen. Kontrolltafeln explodierten aus der Wand und hingen lose an matt glühenden Fäden, die wie Eingeweide aussahen. Rauch schwängerte die Luft. Ein Alarm schrillte los, und alles wurde dunkel.
    »Soldat, ich habe Angst«, sagte Anmut.
    Soldat aktivierte das Lichtschwert und nutzte den roten Lichtschein der Klinge, um sie zu finden. Sie drängte sich gegen eine der Wände, ihre Augen waren groß und furchtsam. Er kniete nieder, umarmte sie und gelangte zu dem Schluss, dass er trotz allem zumindest noch einen Lebenszweck hatte. Er stellte sie auf die Füße. »Bleib dicht bei mir«, sagte er. »Ich bringe dich nach Hause.«
    Vor Khedryn teilte sich eine Tür wie ein Vorhang aus Fleisch, um dahinter eine große, kreisrunde Kammer zu enthüllen. Der Boden war mit Löchern übersät. Kontrolltafeln von einer Art, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte, standen neben jedem der Löcher. Er näherte sich ihnen vorsichtig, schob einen der Blaster ins Halfter und tauschte ihn gegen einen Glühstab. Als er mit dem Strahl in eins der Löcher hinunterleuchtete, stellte er fest, dass die glatten Seiten so weit nach unten reichten wie sein Blick, vermutlich bis zur Oberfläche des Planeten. Sein Magen flatterte bei dem Gedanken, durch eine dieser Röhren mehrere Kilometer in die Tiefe zu rutschen. Gleichwohl, es hatte den Anschein, als müsste er genau das tun, wenn er Jaden und Marr oder den Umbaraner ausfindig machen wollte.
    »Stang!«, sagte er und ging zu einer der Kontrolltafeln, ohne eine Ahnung davon zu haben, wie sie funktionierte. Er berührte die unstrukturierte rechteckige Fläche, und die Tafel leuchtete auf. Farbige Linien breiteten sich über die Oberfläche aus, die wahrscheinlich irgendwelche Informationen anzeigten, auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, was für welche.
    Ein Strahl weißen Lichts schoss aus der Tafel hervor und umspielte seinen Körper, sorgte dafür, dass sich die Härchen auf seinen Armen aufrichteten. Er zuckte zusammen, aber der Lichtstrahl fügte ihm keinen Schaden zu, und dann wurde eine Silhouette seines Körpers auf dem Bildschirm angezeigt. Das Loch zu seinen Füßen schrumpfte mit einem feuchten, grotesken Geräusch zusammen und rührte sich dann nicht mehr – ein Maul, das darauf wartete, ihn zu verschlingen.
    Verzweifelt auf der Suche nach etwas, das ihm einen Vorwand dafür liefern würde, nicht in den Schacht zu steigen, klickte er sein Komlink an, klickte noch mal und noch mal. Nichts. »Verfluchter Droide«, sagte er, setzte sich auf den Boden und ließ sich in den Schacht hinunter, dessen Wände seine Beine umschlossen, ihn packten und schließlich nach unten zogen. Er fluchte, als der Schacht ihn weiter reinzog. Ein Gefühl der Klaustrophobie überkam ihn, als sich der Schacht um Bauch, Brust, Hals und Gesicht schloss.
    Er fluchte – das Geräusch klang gedämpft –, als er spürte, wie er den Schacht nach unten rutschte, sicher im Griff der Station. Er fiel eine unbestimmbare Zeit, außerstande, irgendetwas anderes zu sehen als die Lichtlinien, die tief im Innern der veränderlichen Wände der Station glommen.
    Unvermittelt loderten die Linien rot auf. Die Helligkeit war so grell, dass ihm Flecken vor den Augen tanzten. Er hörte ein dumpfes Vibrieren, das von irgendwo weit her zu kommen schien. Der Nachhall ließ den Schacht erzittern.
    Und dann erloschen plötzlich die Lichter

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