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Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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Haarkrause, die eine gewaltige Stirn umringte. Das Gesicht eines Cereaners – Marr.
    »Marr?«, rief er über den Lärm der Sirenen hinweg. Seine raue Stimme hallte den Korridor hinunter. Vor seinem geistigen Auge sah er ein schielendes Auge, ein merklich asymmetrisches Gesicht und ein breites Lächeln. Das Bild wurde von einem Namen begleitet. »Khedryn?«
    Keine Antwort – er war allein. Einen Moment nahm er sich Zeit, um seinen körperlichen Zustand einzuschätzen, Gliedmaßen, Brust und Bauch zu überprüfen. Abgesehen von den Wunden an der Hand, die wieder aufgegangen waren, und dem kleinen Loch im Kopf hatte er offensichtlich keine ernsthaften Verletzungen erlitten. Allerdings war er in einen Kampf verwickelt gewesen. Seine Wangen fühlten sich wund an, wenn er sie berührte; an den Rippen und auf den Armen fanden sich mehrere blaue Flecken wie vom Abblocken von Schlägen.
    Er führte eine Bestandsaufnahme seiner Ausrüstung durch, durchsuchte sorgfältig seine Taschen, die Fächer seines Gürtels – Nahrungsriegel, Reserveenergiezellen für seinen Blaster, Flüssigkeit, eine Glühleuchte … aber kein Medipack.
    Er nahm die Glühleuchte in die verletzte Hand und schaltete sie ein. Sie erhellte einen Pfad auf dem semitransparenten Boden, den Korridor hinab. Die haarfeinen Leuchtfäden im Boden schienen mit ihrem Glühen darauf zu reagieren, als würden die Photonen in einer Sprache miteinander kommunizieren, die er nicht verstand. Er folgte dem Strahl seiner Glühleuchte und versuchte, einen Weg hier rauszufinden.
    Wenn er in Bewegung war, fühlte er sich wieder mehr wie er selbst. Der Korridor teilte sich mehrmals. Als er näher kam, öffneten sich mit feucht anmutenden Geräuschen senkrechte Durchlässe in den Wänden, die weitere Gänge und Kammern dahinter offenbarten. Einmal mehr wunderte er sich über die Technik.
    Der Rauch ließ seine Augen tränen, sorgte dafür, dass seine Kehle sich rau anfühlte. Die Blinkmuster der Lichter in den Wänden und im Boden zogen ihn weiter, Irrlichter, die ihn in ein Schicksal lockten, das er nicht verstand. Immer wieder schüttelten ferne Explosionen das Schiff durch, deren Wucht ihn ins Wanken brachte, so schwach war er noch immer auf den Beinen.
    Die Energie der Dunklen Seite wurde dichter. Er näherte sich ihrer Quelle, und ihre Kraft beunruhigte ihn. Er lehnte sich hinein, dagegen , wie er es vielleicht bei einem Sturm tun mochte. Ihm kam eine flüchtige Erinnerung an Machtblitze in den Sinn, die knisternd aus seinen Fingern stoben – Energie, geboren aus Furcht oder Zorn. Er musterte seine Hände – die unverletzte und die andere, an der drei Finger fehlten – und wusste, dass Furcht und Zorn nicht länger Macht über ihn hatten. Machtblitze waren keine Waffe, die er noch einmal einsetzen würde.
    Weiter voraus entdeckte er eine breite, senkrechte Fuge, deren Ausmaß auf eine wesentlich größere Tür hinwies, auf eine wesentlich größere Kammer dahinter. Die Lichter im Boden und in den Wänden schufen um ihn herum ein Kaleidoskop von Farben – Rot-, Grün- und Gelbtöne, die ihn vorwärts winkten. Doch er wurde langsamer, als er etwas Grässliches in der Luft spürte, irgendeine drohende Gefahr, die in der Dunkelheit jenseits dieser Tür lauerte. Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Die Lichter flackerten jetzt noch schneller, noch drängender, als würden sie seine Empfindungen spüren. Er blieb stehen, schluckte. Auf seinem Fleisch sammelte sich Schweiß.
    Die Glühleuchte erstarb, dann die Lichter in den Wänden und im Boden, bis bloß noch die trüben, unregelmäßigen Blitze der Deckenbeleuchtung übrig waren. Er stand allein im Korridor, gebadet in Dunkelheit, in Licht … in Dunkelheit, in Licht.
    Aus dem Raum jenseits der Tür drang ein Kreischen, das seine Anspannung durchbrach, ein anhaltendes Heulen des Hasses, das nur teilweise menschlich klang. Der schiere, unverfälschte Zorn, der darin lag, ließ Jaden taumeln. Er wich einen halben Schritt zurück, die Hand auf dem Heft seines Lichtschwerts. Adrenalin durchflutete ihn, machte seine Sinne hypersensibel.
    Das Kreischen klang zu einem wilden Knurren ab, aber er hörte die Hinterlist darin. Ein lautes Dröhnen drang aus dem Innern der Kammer, dann noch eins. Schritte? Mit Sicherheit irgendeine Art von Bewegung. Welches Grauen auch immer in der Kammer lauerte, es kam auf ihn zu. Er öffnete sich der Macht und löste das Lichtschwert vom Gürtel. Das Metall des Griffs lag kühl in der

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