Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Flut

Dunkle Flut

Titel: Dunkle Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
Vom Netzwerk:
sich durch die Menge aus Empfindungsfähigen und Droiden und betraten das Medizentrum.
    Rechter Hand öffnete sich ein Warteraum, wo ein Dutzend besorgter Wesen auf Stühlen saßen oder sich ein Holo anschauten. Links befand sich eine Ersteinschätzungsstation. Der Geruch von Desinfektionsmittel erfüllte die Luft. Ärzte und Krankenschwestern in veilchenblauer Kleidung wuselten im Sichtungsbereich herum. Das Piepen und Pfeifen medizinischen Geräts erinnerte Soldat an die Einrichtung auf dem Eismond. Schlechte Erinnerungen blubberten vom Bodensatz seines Bewusstseins an die Oberfläche empor.
    »Ich mag keine Ärzte«, sagte Läufer. Unruhe strahlte in fast greifbaren Wellen von ihm aus.
    Das galt auch für Soldat. Zu ihren Erfahrungen mit Ärzten gehörten Sinnesdeprivationstanks, chirurgische Eingriffe ohne Narkose, schmerzhafte Tests, Spritzen und ständige Überwachung. Er spürte, wie seine eigene Verärgerung zunahm. Die Kraft, die er so mühsam im Zaum hielt, kroch aus ihrem Loch hervor, begierig darauf, benutzt zu werden.
    Eine dürre Ärztin mit ergrauendem Haar stand unweit des Aufnahmebereichs direkt voraus. Sie hielt einen tragbaren Scanner in der Hand. Ein Pfleger stand neben ihr, eine Hand an einer Trage mit Rädern, die groß genug war, um Jägerin und Anmut Platz zu bieten. Beide eilten auf Soldat und die anderen zu, als sie hereinkamen.
    »Legen Sie sie hier drauf«, sagte die Ärztin. Ihr Tonfall war barsch und herrisch.
    Soldat legte Jägerin auf die Trage, und Seherin legte Anmut neben ihr nieder. Soldat war froh zu sehen, dass sich Anmuts Hautfarbe gebessert hatte.
    Soldat ließ den Blick über den Aufnahmebereich und das Wartezimmer schweifen, auf der Suche nach den Aufzügen. Er entdeckte sechs Sicherheitsmänner in schwarzen Uniformen, die in Blickweite stationiert waren. Alle trugen Blaster an ihren Hüften.
    Die Ärztin begann mit ihrer Untersuchung. »Sie haben Fieber«, sagte sie.
    »Sie brauchen Metazyklin«, sagte Soldat.
    Die Ärztin sah zu ihm auf. »Metazyklin? Ich bin nicht vertraut mit …«
    »Das ist eine Mischung aus verschiedenen Medikamenten«, sagte Soldat. »Aus einem genetischen Kohärenzsequenzer, einem Neuroleptikum und einem Blutverdünner.«
    Die Schwester sagte: »Ich habe vor Jahren in einem Magazin für Medizinethik etwas über Metazyklin gelesen. Das Imperium hat es vor Jahrzehnten bei einigen Experimenten verwendet.«
    »Warum sollten sie das brauchen?«, fragte die Ärztin Soldat.
    »Geben Sie es ihnen einfach«, brüllte Läufer.
    Zwei der Sicherheitsmänner in der Nähe bemerkten sie und runzelten angesichts von Läufers Tonfall die Stirn.
    Die Ärztin blinzelte überrascht. Vielleicht war sie nicht daran gewöhnt, dass man so mit ihr sprach. Zum ersten Mal schien ihr ihr Auftreten aufzufallen – ihre schmutzigen Klamotten, hergestellt aus ausrangierten imperialen Kleidungsstücken, ihr ungekämmtes Haar und ihre ungepflegten Bärte.
    Soldat sah, wie sich ihr Verhalten änderte, den Moment, in dem Argwohn Besitz von ihrem Verstand ergriff, in dem sich ihre Besorgnis darüber, wie Jägerin und Anmut am besten behandelt werden sollten, dahingehend wandelte, dass es ihr vor allem darum ging sicherzustellen, dass sie selbst keinen Schaden nahm.
    »Ähm, ich verstehe«, sagte die Ärztin. Sie stand auf und wich mit großen Augen zurück. »Ich werde nachsehen, was wir vorrätig haben.« Sie ergriff die Schwester am Arm und wich noch einige weitere Schritte zurück. »Schwester, ich werde Ihre Hilfe brauchen.«
    Die Schwester sagte überrascht: »Äh … natürlich, Frau Doktor.«
    Soldat öffnete sich der Macht, labte sich an dem riesigen Kraftreservoir, das unter seiner kontrollierten Oberfläche blubberte. Er streckte im Geiste seine Finger aus und packte den Verstand der Ärztin und den der Krankenschwester.
    »Sie beide werden uns zu den Aufzügen begleiten«, sagte Soldat.
    Die Ärztin und die Schwester hörten auf zurückzuweichen, und ihr Gesichtsausdruck wurde leer. »Ich werde Sie zu den Aufzügen begleiten«, sagten sie unisono.
    »Ihr da!«, rief einer der Sicherheitsmänner hinter ihnen.
    »Führen Sie uns hin«, sagte Soldat zu der Ärztin und der Schwester. »Jetzt. Jetzt sofort.«
    Sie drehten sich um und gingen auf den Ersteinschätzungsbereich zu. Er konnte das Gefühl spüren, das sich in Läufer aufbaute, in Seherin, in ihm selbst. Er fühlte sich, als würde es ihn jeden Augenblick von den Füßen heben.
    »Ihr da!«, rief der Wachmann hinter

Weitere Kostenlose Bücher