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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Ältere war fast siebzehn«, antwortete Briggs. »War bei der Polizei einschlägig bekannt. Sie hat zu einer Autoknackerbande gehört. Haben Autos geklaut, sind damit am Fluss rumgefahren und haben sie dann abgefackelt.«
    Joesbury sprach mit irgendjemandem. Ich zwang mich, mich auf den Bildschirm zu konzentrieren. Auf der anderen Seite des Raumes begann ein anderes Telefon zu klingeln. Barrett nahm ab.
    »Und die Jüngere?«, fragte Tulloch.
    Niemand antwortete ihr.
    »Wie alt war das jüngere Mädchen?«, wiederholte Tulloch.
    Immer noch keine Antwort.
    »Die Jungen waren alle noch nicht mündig«, erklärte der rotblonde Anwalt. »Es waren Kinder. Eine Situation ist außer Kontrolle geraten. Die Polizei hat damals in jeder Hinsicht streng nach Vorschrift gehandelt, aber es wurde keine Anklage erhoben.«
    Barrett legte den Hörer hin und sah mich an.
    »Also ist das Ganze auf die Aussage zweier Mädchen aus sozial schwachen Verhältnissen mit einschlägigem Ruf gegen die von fünf Oberschülern mit einflussreichen Vätern hinausgelaufen«, stellte Tulloch fest.
    »Nicht ganz«, entgegnete Rotblond. »Die Polizei hat die Kondompackungen gefunden. Die Fingerabdrücke der Mädchen waren darauf. Wieso, wenn sie sie nicht gekauft hatten? Diese Mädchen sind in der Erwartung in den Bute Park gegangen, Sex zu haben, und dann sind sie unangenehm geworden, möglicherweise weil die Jungen ihnen nicht so viel Geld gegeben haben, wie sie sich erhofft hatten. Also, ich finde, meine Mandanten waren so kooperativ, wie man in Anbetracht der erheblichen Belastung, unter der sie stehen, erwarten kann, und –«
    Tulloch war aufgestanden. »Wie hießen sie? Die Mädchen?«, fragte sie.
    Rundherum wurden Blicke gewechselt. Mehr als ein Mann zuckte die Achseln. Entweder waren die Namen der Opfer nicht wichtig genug gewesen, um sie sich zu merken, oder die Hilfsbereitschaft der Männer hatte Grenzen.
    »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Gentlemen«, sagte Tulloch. Dann verließ sie den Raum, gefolgt von Anderson. Der Detective Sergeant erhob sich und schaltete das Aufnahmegerät ab. Im Einsatzraum streckte jemand die Hand aus und schaltete den Bildschirm aus.
    »Hey, Flint«, rief Barrett von der anderen Seite des Raumes her. »Ihre Freundin Emma Boston ist aufgetaucht. Wollen Sie mit ihr sprechen?«

60
    »Was ist denn los?«, wollte Emma wissen, als ich durch die Tür trat. »Ich muss ’ne verdammte Story schreiben, ich kann nicht den ganzen Tag darauf warten, dass ihr mit mir redet.«
    Der Anruf, den Tom Barrett entgegengenommen hatte, hatte uns davon in Kenntnis gesetzt, dass Emma Boston wieder nach Hause zurückgekehrt war und die Nachricht erhalten hatte, dass wir sie dringend sprechen mussten. Da sie nichts Interessantes verpassen wollte, war sie gleich aufs Revier gekommen. Ihre Sonnenbrille lag vor ihr auf dem Tisch, und wieder fiel mir auf, wie schön ihre Augen waren. Und dass ich jetzt vielleicht nie Gelegenheit haben würde, sie zu fragen, warum sie so schöne Augen ständig versteckte.
    »Sagen Sie mir, wo Sie Montag zwischen acht Uhr morgens und zwölf Uhr mittags waren, Emma«, sagte ich. Das Lämpchen am Monitor leuchtete nicht. Ich glaubte nicht, dass uns jemand beobachtete, doch ich konnte es mir nicht erlauben, mich kumpelhaft zu geben. Schon gar nicht, wenn Joesbury mir wieder im Nacken saß.
    Sie zuckte die Schultern. »Zu Hause.«
    »Kann irgendjemand das bestätigen?«
    »Vielleicht bin ich kurz mal raus, auf einen Kaffee. Wieso, was ist denn passiert?«
    »Wechseln wir uns mit dem Fragenstellen ab, Emma«, erwiderte ich. »Ich zuerst. Also, wohin sind Sie zum Kaffeetrinken gegangen, wie viel Uhr war es da, wer hat Sie bedient, und wen haben Sie in dem Café gesehen?«
    Ich machte mir Notizen, während sie redete. Emma war eine gute Journalistin; sie lieferte mir reichlich Details, wie sie den Vormittag verbracht hatte, einschließlich des Ausflugs ins Nero’s. Es sollte ihr nicht allzu schwerfallen zu beweisen, dass sie zur Tatzeit nicht einmal in der Nähe des Hauses der Benns gewesen war.
    »Wieso haben Sie in den letzten Tagen versucht, Charlotte Benn telefonisch zu erreichen?«, wollte ich wissen.
    Ihre Augen wurden schmal. »Sie meinen, die Frau, die ermordet worden ist? Hab ich doch gar nicht.«
    »Ihre Tochter hat es uns erzählt«, sagte ich. »Ihre Mutter hat mehrere Anrufe von Ihnen erhalten. Sie wollten sie interviewen, wegen der Jones’ und der Westons.«
    Emmas finsteres Gesicht bekam

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