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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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alle nahmen um den großen Glastisch herum Platz. Durch die Fenster hinter ihnen konnten wir die Dächer von Lewisham und einen wolkenlosen Herbsthimmel sehen.
    Anderson setzte sich. Alle warteten auf Tulloch. Etliche Minuten vergingen und noch immer keine Spur von ihr.
    »Sie lässt sie warten«, murmelte Mizon direkt hinter mir.
    Da war ich mir nicht so sicher; ich nahm eher an, dass sie einen Abstecher in die Damentoilette gemacht hatte. Neben mir sah Joesbury auf die Uhr, und die Furchen auf seiner Stirn wurden tiefer.
    Noch eine Minute, und einer der Anwälte drehte sich um, um auf die Uhr an der Wand zu schauen. Der Detective Sergeant stieß schwer die Luft aus, gerade als die Tür aufging.
    »Guten Morgen«, sagte Tulloch und schloss die Tür leise hinter sich. Die Männer erhoben sich, auch – mit kurzer Verzögerung – Anderson und der Superintendent. Sie alle überragten Tulloch um einiges. Sie ging zum nächsten freien Stuhl und zog ihn vom Tisch weg.
    Als die Männer sich setzten, fing der jüngste der Anwälte an, sich Notizen zu machen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Joesbury an seinem Daumennagel kaute. Wir warteten alle darauf, dass Tulloch anfing. Sie saß mit dem Rücken zur Kamera, und wir konnten ihr Gesicht nicht sehen. Ihre Hände jedoch konnten wir sehen, vor ihr auf dem Tisch, blass und sehr still.
    »Wie ich gehört habe, wollen Sie –«, setzte sie an.
    »Augenblick bitte«, unterbrach einer der Anwälte, ein hochgewachsener Mann mit rötlichem Haar. »Können wir zuerst mal ein paar Grundregeln festlegen?«
    Tulloch neigte zustimmend den Kopf.
    »Diese Gentlemen sind freiwillig hier, aus dem Wunsch heraus, so hilfsbereit wie möglich zu sein. Was sie zu sagen haben, ist für die Ermittlungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht relevant, sondern dient lediglich der vollständigen und aufrichtigen Offenlegung der Fakten. In diesem Sinne –«
    »Das verstehe ich vollkommen«, fiel Tulloch ihm ins Wort. »Aber mein Team hat heute eine Menge zu tun. Wer fängt an?«
    »Miss Tulloch«, begann der rotblonde Anwalt.
    »Detective Inspector Tulloch, und bei allem Respekt, Sir, ich glaube, fürs Erste haben wir genug von Ihnen gehört.«
    Ein kurzes Gewirr beifälliger Laute von den Leuten um mich herum.
    Ohne dem Anwalt eine Chance zu geben weiterzureden, wandte sich Tulloch an den Ehemann des letzten Opfers. »Mr. Benn, warum fangen Sie nicht an?«
    Benn blickte auf den Glastisch hinunter. »Wahrscheinlich ist es ja gar nichts weiter«, sagte er. »Das ist lange her, und es gibt keinen Grund –« Er stockte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Das muss jemand anders machen«, stieß er hervor.
    Drei Ehemänner und ein Ex wechselten rund um den Tisch Blicke. Der junge Anwalt kritzelte immer noch Notizen.
    »Es gab da einen Vorfall«, erklärte David Jones, Geraldines Mann, nach einem Augenblick des Schweigens. »Vor Jahren. Wir können uns nicht vorstellen, inwieweit das von Bedeutung sein kann, aber –«
    »Jedes Mal, wenn Ihre Leute mit uns geredet haben, Miss Tulloch«, sagte ein anderer Mann – »Jonathan Briggs«, hörte ich jemanden neben mir halblaut sagen, »Amandas erster Mann« –, »haben sie versucht, irgendeine Verbindung zwischen den Familien herzustellen. Zuerst, bei Geraldine und Amanda, dachten wir, es wäre nur die Schule. Dann, als auch Charlotte umgebracht worden ist, bin ich ins Nachdenken gekommen. Ich habe Dave angerufen, und wir haben Nick kontaktiert. Wir sind übereingekommen, dass wir mit Ihnen reden sollten.«
    »Mit drei Anwälten im Schlepptau«, knurrte Joesbury. »Hört sich nach mehr an als einem gemütlichen Plauderstündchen.«
    »Sie haben von einem Vorfall gesprochen«, sagte Tulloch. »Können Sie mir sagen, was das für ein Vorfall war?«
    Wieder Schweigen.
    »Das war in Cardiff«, meinte Jones nach kurzem Zögern. »Ist diesen Sommer elf Jahre her. Es ging um die Jungs.«
    »Ihre Söhne?«, fragte Tulloch.
    Jones nickte. »Sie waren im selben Ruderteam – Vierer mit Steuermann. Sie wollten an einer Regatta in –«
    »Verzeihung, könnten Sie mir diesen Begriff erklären? Vierer mit Steuermann?«
    »Vier Ruderer in einem Boot, jeder mit einem Ruder«, erläuterte Jones. »Wenn sie mit zweien rudern, heißt es Doppelvierer. Unsere Jungs haben mit einem gerudert. Und es gab noch ein fünftes Mannschaftsmitglied, so einen kleinen Kerl, das war der Steuermann.«
    »Ich verstehe«, sagte Tulloch. »bitte erzählen Sie

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