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Dunkle Gefährtin

Titel: Dunkle Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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zerklüftete Felsen auf, und der Mond tauchte alles in silbriges Licht. Vom hellen Sand hoben sich die Konturen der Kreosotbüsche und krüppeligen Joshuabäume besonders scharf ab.
    Wie Vonda gesagt hatte, befand sich die üble Stelle am Ende der Straße. Näheres hatte sie jedoch nicht verraten wollen. Sie selbst war noch nie dort gewesen, hatte aber Geschichten über Leute gehört, die hingegangen und nie wieder zurückgekommen waren.
    Mit »Leuten« meinte Vonda todesmagische Kreaturen. Tain hingegen besaß Lebensmagie im Überfluss und fürchtete sich daher kaum, als er nun mit großen Schritten weiterging.
    Seine Stiefel stoben weiße Sandwolken auf; ansonsten rührte sich weit und breit nichts. Es war eine schöne Nacht, angenehm kühl, ohne kalt zu sein, und der Mond spendete genügend Licht, um alles erkennen zu können. Was Tain jedoch verwunderte, war, dass er keinerlei Geräusche von Nachtlebewesen hörte – keine Kojoten, Eulen, Fledermäuse oder Schlangen. Bis auf das Knirschen seiner Sohlen herrschte vollkommene Stille.
    Der Weg endete am Eingang einer schmalen hohen Schlucht, zu deren beiden Seiten sich steile Felswände aus dem Wüstenboden erhoben. Auf den Felsvorsprüngen wuchs hartes Dornengestrüpp, und dazwischen führte ein Trampelpfad in den Canyon, dem Tain folgte.
    Die Schlucht schlängelte sich gemäß der Windströmungen, die sie geformt haben mussten, und unten war alles noch klamm vom letzten Regen. Während die Felswände die offene Wüste hinter ihm verschwinden ließen, fühlte Tain, dass seine Magie schwächer wurde. Es ging ganz langsam, weshalb er zunächst nicht sicher war, ob er es sich nur einbildete. Doch je weiter er ging, umso stärker wurde das Gefühl.
    Vielleicht war es das, was Vonda gemeint hatte: dass die starke natürliche Magie von Vampiren und Dämonen hier wirkungslos wurde. Allerdings schien das Energiefeld oder der Zauber über der Schlucht
alle
Magie zu schlucken, und das wiederum war ungewöhnlich.
    Tain zog eines seiner Schwerter und ging weiter. Im Canyon war es sogar noch stiller als draußen. Nicht einmal ein Insekt war auf den Felsen auszumachen. Der Mond, der inzwischen hoch über ihm stand, beleuchtete das tote Ende der Formation, eine hohe Felswand, in die mehrere Öffnungen geschlagen worden waren.
    Als er nach oben sah, erkannte Tain überall an den Felsen teils intakte Behausungen, kleine Hütten, die vor Hunderten von Jahren gebaut worden sein mussten, wo keine Kojoten, Wölfe oder Wildkatzen hingelangten. Er fragte sich, ob die amerikanischen Ureinwohner diesen Ort vielleicht bewusst gewählt hatten, weil er sie außer vor Wildtieren auch vor magischen Kreaturen schützte.
    Außerdem spürte er hier noch etwas anderes, einen Einfluss, der frischer sein musste, als hätte jemand sich die Tatsache, dass der Canyon sämtliche Magie unterdrückte, für seine Zwecke zunutze gemacht.
    Tain blickte an den Felswänden hinauf und suchte sie magisch nach Spuren von Leben ab. Dabei schien es ihm, als würde er durch tiefes Wasser zu schwimmen versuchen, und selbst kleinste Magiestrahlen auszusenden, kostete ihn sehr viel Kraft.
    Wenigstens war er erfolgreich, denn ein zarter Magiefaden ertastete ungefähr zehn Fuß über ihm etwas. Es handelte sich um eine einzelne, mächtige Lebensform. Zugleich merkte er, dass viele andere solcher Formen bereits hier gewesen waren, deren selbstzufriedene Schadenfreude noch in der Luft lag.
    Er dachte an das, was Nadia erzählt hatte, dass sie sich dort, wo sie gefangen gehalten worden war, nicht in ihre Dämonengestalt verwandeln konnte. Samantha hatte vermutet, dass sie unter Drogen gesetzt worden wäre; aber an einem Ort wie diesem, wo alle Magie, auch die mächtige eines Dämons, unterdrückt wurde, wären gewöhnliche Menschen eindeutig im Vorteil.
    Als er das Handy hervornahm und aufklappte, sah er ein Bild von Samantha. Leda hatte es ihm auf seinen Wunsch als Display-Hintergrund eingerichtet. Die Aufnahme hatte Leda diesen Sommer bei einer Familienfeier gemacht. Sie zeigte Samantha halb im Profil, doch sie hatte beide Augen auf die Kamera gerichtet. Sonnenstrahlen tanzten auf ihrem schwarzen Haar, und sie lächelte verhalten, als würde sie ein Geheimnis kennen, von dem sie nicht sicher war, ob sie es jemandem verraten sollte.
    Sachte berührte Tain das Bild und fühlte eine seltsame Leere in sich. Dann tippte er die Taste an, die ihm seine gespeicherten Nummern aufrief.
    Das Handy gab einen dumpf blechernen

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