Dunkle Gefährtin
nicht«, erläuterte Septimus.
Samantha warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Eigentlich möchte ich meinem Lieutenant nur hinterher nicht erklären müssen, warum ein Detective mit einem Vampirfürsten in einem Nobelrestaurant diniert hat. Wenn ich mit meiner Freundin Kelly hier bin, ist alles weit einfacher.«
»Natürlich.« Septimus bedeutete ihr, sich hinzusetzen, und schnippte mit den Fingern. Daraufhin erschien sogleich ein Kellner, der ihnen Wein einschenkte. Dann bestellte er für sie alle, was Samantha erst recht ärgerlich fand, aber da er bezahlte, protestierte sie nicht.
Nachdem der erste Gang serviert war, bat Septimus den Kellner, die Tür hinter sich zu schließen und erst wiederzukommen, wenn er nach ihm rief. Kaum waren sie ganz unter sich, griff er in seine Tasche und zog eine Akte hervor, die er neben Samanthas Teller legte.
»Was ist das?«, fragte sie und schlug die Unterlagen auf. Sie erwartete, etwas über die verschwundenen und toten Dämonen zu finden, doch stattdessen sah sie ein Photo von Tain vor sich. Er ging von der Kamera weg, so dass Sonne auf seinen Staubmantel und sein rotes Haar schien.
Auf dem nächsten Bild betrat er das Gebäude, in dem sich die Büros von »No More Nightmares« befanden, und nun war sein Haar kurzgeschoren wie neuerdings. Das dritte zeigte ihn, wie er in T-Shirt und Jeans aus dem Tor zum Anwesen der Matriarchin geschritten kam. Nach den Photos folgten seitenweise Berichte in einer engen Handschrift über Daten, Zeiten und Sonstiges.
»Was ist das?«, wiederholte Samantha frostig.
»Ein Bericht über Tains Aktivitäten, seit er in Los Angeles angekommen ist.«
Sie machte keinen Hehl aus ihrem Zorn, als sie von der Akte zu Septimus aufblickte. »Warum? Wer hat dich angewiesen, ihn zu überwachen?«
Septimus nippte an seinem Wein. »Adrian bat mich darum, obwohl ich nicht glaube, dass ihm eine solch detaillierte Beobachtung vorschwebte. Die nehme ich auf meine Kappe.«
»Warum?«, fragte sie erneut.
»Weil Tain eine unberechenbare Größe ist. Ich wollte wissen, was er macht, solange er in meiner Stadt ist.«
Samantha knallte die Akte zu. »Er hat mir bei dem Dämonenfall geholfen!«
»Auf den er dich überhaupt erst aufmerksam gemacht hat. Ich zeige dir die Akte aus einem bestimmten Grund, Samantha; weil ich nämlich glaube, dass er mehr mit diesen Fällen zu tun hat, als er sagt.«
Samanthas Herz begann zu rasen. »Und was?«
Septimus stellte sein Glas ab und spielte mit den Fingern am Stiel. Derweil lauschte Kelly mit der ausdruckslosen Miene von jemandem, der diskret sein wollte. »Tain wurde in der Nähe jedes Tatorts zu den Fällen gesehen, in denen du ermittelst. Er war auch in der Nähe der Stellen, an denen die Dämonenpros-tituierten verschwanden. Und er wusste ganz genau, wo er das Dämonenmädchen fand, das wieder freigelassen wurde. Er wurde in der Nähe der Villa der Matriarchin gesehen, bevor man sie tot auffand, und gestern Abend, als er in die Büros von ›No More Nightmares‹ einbrach.«
»Gründlich warst du jedenfalls«, stellte Samantha fest und konnte nicht umhin, sehr aufgebracht zu klingen. »Wenn du so viel über ihn weißt, wo ist er jetzt? Was hat er vor? Hast du Satellitenphotos?«
Septimus nahm ihren Ausbruch mit Fassung. »Er wurde zuletzt gesehen, als er von San Bernadino aus nach Norden unterwegs war. Von dort an bewegte er sich außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs.«
»Und warum hast du ihn dann nicht weiter verfolgen lassen, wo du doch so offensichtlich besorgt um ihn bist?«
»Er wurde nicht ›verfolgt‹, wie du es nennst. Ich habe lediglich aufgepasst, dass er sich hier nicht in Schwierigkeiten bringt. Sein großer Bruder in Seattle macht sich Sorgen. Falls Tain wieder abstürzt, wird Adrian mich dafür mitverantwortlich machen.«
»Also geht es dir vor allem um dich.«
»Was ich herausgefunden habe, gefällt mir genauso wenig wie dir …«
Samantha fiel ihm ins Wort: »Hast du den Bericht an Adrian geschickt? Welches Verbrechen hältst du Tain eigentlich vor? Dass er in Los Angeles herumläuft?«
Gequält verzog Septimus das Gesicht. »Ich habe kein Wort zu Adrian gesagt. Erst wollte ich dir die Akte zeigen.«
»Warum?«
»Weil ich immer noch hoffe, dass das alles nichts zu sagen hat, und ich bin wahrlich nicht wild darauf, fünf Unsterblichenkrieger mit sehr großen Schwertern zu verärgern. Sollte es allerdings doch von Bedeutung sein, ist es dein Job als Polizistin für Paranormales, dich
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