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Dunkle Gefährtin

Titel: Dunkle Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Glockenlaut von sich, und auf dem Display erschien
Kein Netz.
    Nachdenklich klappte er das Telefon wieder zu und steckte es in seine Tasche. Ein weiterer Vorteil bei einem Treffpunkt mitten in der Einöde war wohl, dass niemand heimlich die Polizei rufen konnte.
    Noch einmal blickte er zu den alten Felsbauten auf und fragte laut: »Wer bist du?«
    Seine Stimme hallte zwischen den Felswänden hin und her, bevor sie im Nachthimmel verklang. Fünf lange Minuten verstrichen, bis ein paar Kiesel von einem Felsvorsprung über ihm kullerten und jemand am Rand erschien.
    »Sie wurden verfolgt.«
    Tain sah hinter sich, um eine Aura zu erfühlen, doch alles fühlte sich wie dicker Sirup an. »Das weiß ich, Miss Towns-end.«
    Als sie sich aufrichtete, bemerkte Tain, dass sie anstelle eines förmlichen Kostüms eine fließende schwarze Robe trug.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Ein Reisender. Und Sie?«
    Miss Townsend lachte. »Ich bin die Stimme der Vergeltung, der Arm der Justiz. Durch mich wird die Welt von der Finsternis befreit, auf dass das Leben wieder erstrahlt.«
    »Ach ja? Wie interessant!«
    Miss Townsend blickte überheblich auf ihn herab. »Das wird es. Ich bin auserwählt.«
    »Und von wem wurden Sie auserwählt?«, fragte Tain.
    Sie antwortete nicht. »Die karge Welt wird wieder ergrünen, wenn alle Todeskreaturen fort sind.«
    »Nun, dieser Teil der Welt muss allerdings karg sein«, erwiderte Tain. »Und die Todesmagie muss im Gleichgewicht zur Lebensmagie stehen, sonst herrscht Chaos.«
    »Chaos herrscht jetzt.«
    »Eigentlich nicht.«
    Während Tain sprach, überlegte er sich, wie er die Felswand hinaufkam, um sie zu packen und zu Samantha zurückzuzerren, damit sie Miss Townsend verhören konnte.
    »Sie sind schwach, nicht wahr?«, fuhr Miss Townsend fort. »Ihre Magie ist fort. Aber die Welt wird sowieso nicht durch Wesen wie Sie geheilt, sondern durch uns – durch mich.«
    Als Tain in ihre finsteren, seltsam tiefen und zugleich leeren Augen blickte, fragte er sich, ob jemand Magie durch sie hindurch leitete, sofern das hier überhaupt möglich war. Das jedenfalls würde bestätigen, was er im Haus der Matriarchin entdeckt hatte, als er sich nach ihrer Ermordung dort umsah. Seine Funde waren jedoch noch zu unklar gewesen, als dass er Samantha von ihnen erzählen wollte.
    »Ich habe gesehen, was das Ungleichgewicht anrichten kann«, sagte Tain. »Deshalb bemühe ich mich, das Gleichgewicht zu erhalten.«
    »Das berühmte Gleichgewicht von Lebens- und Todesmagie«, erwiderte sie verächtlich, »ist bloße Propaganda der Totenreiche, damit die Menschen nicht auf die Idee kommen, die Dämonen auszumerzen. Dämonen sind in unsere Welt eingedrungen, betreiben ›Geschäfte‹ und ›Clubs‹. Sie vergiften unser Leben, und das muss aufhören.«
    Tain zog sein zweites Schwert, überkreuzte die Klingen vor sich und gab alles, was er noch an Magie hatte, hinein. Trotz des dämpfenden Felds könnte er noch stark genug sein, um Miss Townsend zumindest von ihrem Felsvorsprung zu schleudern, und war sie erst unten bei ihm, wäre er physisch allemal in der Lage, sie zu überwältigen.
    »Nein!«, schrie sie zu ihm hinunter. »Ich bin auserwählt!«
    Plötzlich waberte eine tiefe Finsternis hinter ihr auf, die sie hochhob und wie eine riesige Fledermaus über dem Canyon schweben ließ. Tain zielte mit einem weißen Magiestrahl auf sie, der aber erlosch, bevor er sie erreichte.
    Miss Townsend schwebte weiter über den Felsen, bis sie schließlich auf der anderen Seite verschwand. Nun machte Tain sich daran, zu dem Vorsprung hinaufzuklettern, auf dem sie gestanden hatte. Unter seinen Füßen lockerten sich Gesteinsbrocken und rutschten weg. Etwa auf halber Strecke wurde die Felswand glatt und bot keinerlei Halt mehr. Er brauchte ein Seil, um weiterzusteigen.
    Also ließ er es und kletterte wieder nach unten. Als er gerade den Boden wieder erreichte, sah er glühende Augen, die in den Schatten der Felsen abtauchten. Tain klopfte sich den Staub vom Mantel.
    »Komm heraus!«, rief er. »Ich habe dich gehört.«

[home]
Kapitel 15
    E in Grauwolf trat ins Mondlicht hinaus, ein riesiges Männchen von kräftiger Statur und mit dichtem Pelz. Er blieb wenige Meter vor Tain stehen und setzte sich vollkommen angstfrei auf die Hinterpfoten.
    Tain sprach leise, um ein Echo in der Stille zu vermeiden. »Bist du mit deinem Motorrad hier?«
    Dem Wolf war nicht anzusehen, ob er ihn verstanden hatte, doch er stand wieder auf und ging

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