Dunkle Gier: Roman (German Edition)
wussten, wo sich die geheimen Schlafräume der Brüder de la Cruz befanden.
Es ist die Wahrheit. Señor de la Cruz ist gestern Nacht sehr spät noch weggefahren, um sich zu einer seiner anderen Haziendas zu begeben. Er bleibt nie lange an einem Ort.
Sie wusste, dass zumindest letztere Behauptung nicht völlig unwahr klingen würde. Charlie hatte ihnen das sicher auch gesagt, und deswegen hatten sie mit ihrem Angriff nicht länger abgewartet. Ebenso offensichtlich war, dass Lea Marguarita nicht verraten hatte, obwohl sie brutal verprügelt worden war.
Bei der Erinnerung an den Ring und die eingravierten Worte schob Marguarita die Hand in die Rocktasche. Sie musste den Ring loswerden, aber Zacarias hatte ihn so perfekt ihrem Finger angepasst, dass es ausgesprochen schwierig sein würde, ihn abzustreifen .
Kannst du mir dabei helfen?
Sie spürte Zacarias’ Zögern. Er wollte nicht seine Energie darauf verschwenden.
Ich kann sie eine Zeit lang hinhalten, damit du dich erholen kannst. Ohne den Ring hätte ich eine bessere Chance, sie zu überzeugen, dass du nicht mehr hier bist.
Ihr war durchaus bewusst, dass die Männer sich nicht mit ihrem Wort zufriedengeben würden, und irgendwann, nach weiteren Schlägen, mit denen mit Sicherheit zu rechnen war, würde sie ihnen irgendeinen Ort nennen müssen, an dem sie graben konnten. Besäßen sie auch nur ein Fünkchen Verstand, würden sie nach einem Blick auf ihren Hals erkennen, dass sie Zacarias’ Aufenthaltsort nie preisgeben würde, ganz gleich, was sie ihr auch antaten.
Doch, das wirst du. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich noch einmal anrühren. Sag ihnen das!
Den Teufel werde ich, Zacarias!
Sein Herz verkrampfte sich, wie sie deutlich spüren konnte. Und sie fühlte auch die stille Wut, die unter der Erde schwelte und sich wie ein Vulkan auf einen Ausbruch vorbereitete. Du wirst mir dieses Mal gehorchen.
Nein, mein Lieber, ich denke, das werde ich nicht. Ich kann mit ihnen fertig werden. Wenn es gar nicht anders geht, kannst du sie vernichten, aber ich habe überall im Haus Waffen. Ich brauche nur eine Chance, an sie heranzukommen.
Das verbiete ich dir.
Dann verbiete ruhig weiter. Dachte er wirklich, sie würde ihn diesen durchgeknallten Fanatikern ausliefern?
Marguarita hielt DS den Zettel hin. Er las ihn, zerknüllte ihn fluchend und schleuderte ihn ihr ins Gesicht. Wütend hieb er mit der Faust gegen die Wand gleich neben ihrem Kopf.
Im selben Moment spürte Marguarita, wie sich der Ring von ihrem Finger löste und in ihre Tasche fiel. Überwältigende Erleichterung erfasste sie. Zacarias mochte zornig auf sie sein, aber er versuchte immer noch, ihr zu helfen und sie zu beschützen, so gut er konnte. Doch selbst dieser kleine Energieaufwand erschöpfte ihn. Sie konnte seine Schwäche spüren – und auch seine Frustration. Er blieb wachsam, stritt jedoch nicht mehr mit ihr, weil er ihre Entschlossenheit genauso leicht erkennen konnte wie sie seinen Ärger und seine stumme Drohung, ihr den Ungehorsam zu vergelten. Komischerweise jagte ihr das einen kalten Schauer über den Rücken und ängstigte sie mehr als Esteban und DS. Aber nicht genug, um sie an Zacarias heranzulassen. Sie würde nur zu gern die Folgen tragen, solange sie ihm mit ihrem Ungehorsam das Leben rettete.
»Glaubst du, das hier ist ein Spielchen? Ich kann dir wehtun, wie dir noch nie im Leben jemand wehgetan hat«, zischte DS.
Lea griff nach Marguaritas Hand und drückte sie in stiller Kameradschaft. »Es tut mir leid. Ich hatte keine Möglichkeit mehr, dich zu warnen.«
»Halt die Klappe!«, fuhr DS Lea an und stieß sie auf das große Wohnzimmer zu. »Rein da. Beide!«
Esteban holte seine Aktentasche und folgte ihnen. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß, und wieder wurde Marguarita speiübel von dem Geruch, der sich im Raum verbreitete. Beide Männer hatten Angst, waren aber so high und euphorisch von der Vorstellung, Zacarias einen Pflock ins Herz zu treiben, dass sie fast nicht stillstehen konnten.
»Pass auf sie auf!«, knurrte DS, bevor er sich zu einem Rundgang durch das Haus aufmachte.
Den Geräuschen nach zu urteilen, inspizierte er jede Ecke und Nische, sah sich Böden und Schränke an und öffnete alle Türen, die er finden konnte. Da Marguarita das Haus jedoch in perfekter Ordnung hielt, gab es keine Spuren auf den Böden, die auf verschobene Möbel oder eingebaute Falltüren hinwiesen. Die Dielen schienen nahtlos aneinandergefügt zu sein, selbst als DS die
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