Dunkle Gier: Roman (German Edition)
Spalt die Tür und entdeckte Lea – mit verquollenem Gesicht, einem zugeschwollenen Auge und blutenden und aufgeplatzten Lippen. Sie war in Tränen aufgelöst, schüttelte aber vehement den Kopf, als Marguarita die Tür aufriss und nach ihr griff. Lea schlug die Hände vors Gesicht und brach in heftiges Schluchzen aus.
Marguarita nahm ihren Arm. Das grelle Tageslicht rötete ihre Augen, und das Brennen in ihnen war schier unerträglich, als der erste Sonnenstrahl sie traf. Selbst ihre Haut kribbelte, als zöge sie sich im Licht zusammen. Marguarita trat instinktiv zurück und zerrte Lea mit sich ins Haus. Ihre Freundin sträubte sich jedoch und gab einen Laut von sich, der halb wie ein Stöhnen, halb wie ein Aufschrei klang. Und dann begriff Marguarita, warum, als ein triumphierend grinsender Mann hinter Lea erschien, der ihr so hart die Faust in den Rücken stieß, dass sie ins Haus stolperte und mit Marguarita zusammenprallte. Die beiden Frauen taumelten und stürzten, wobei Lea halb auf Marguarita zu liegen kam.
Der Fremde stürmte durch die Tür. »Los, beeil dich, Esteban!«, rief er. Sein Gesicht war zu einer dämonischen Maske verzerrt, und seine Augen, die vor Furcht fast aus den Höhlen traten, flitzten nach rechts und links, als er über die beiden Frauen auf dem Boden hinwegsetzte, um das ganze Innere des Hauses auf einen Blick zu erfassen. Esteban, der hinter ihm hereinstürmte, schlug die Tür zu und schloss sie ab.
Ein widerwärtiger Geruch durchdrang die Luft, sowie die beiden Männer eingetreten waren. Die Mischung aus Knoblauch, Furcht und Drogen, die aus jeder ihrer Poren strömte, verursachte Marguarita Übelkeit.
Der Fremde – es musste DS sein – bückte sich, um Lea brutal an ihren langen blonden Haaren hochzureißen. Die junge Frau griff nach seinen Handgelenken, um den Schmerz in ihrer Kopfhaut zu verringern, rappelte sich mühsam auf und starrte ihren Bruder mit einer Mischung aus Furcht und Wut in den Augen an.
»Steh auf, du Schlampe!«, fauchte der Fremde.
Da Lea bereits stand, konnte Marguarita davon ausgehen, dass das Schimpfwort ihr galt, und eine erstaunliche Ruhe breitete sich plötzlich in ihr aus. Es konnte nur einen Grund geben, der diese Männer hergeführt hatte: Charlie Diaz hatte im betrunkenen Zustand die Familie de la Cruz verraten. Der schwer aussehenden Aktentasche, die Esteban dabeihatte, seinem lächerlichen Knoblauchhalsband und dem ekligen Knoblauchgeruch des Fremden nach zu urteilen, waren sie gekommen, um Zacarias zu ermorden. Jetzt hing es allein von ihr ab zu verhindern, dass diese Männer an seinen Schlafplatz herankamen.
Deshalb ließ Marguarita sich Zeit und täuschte Schmerzen vor, als sie sich stöhnend aufraffte. Nur ein paar Schritte entfernt von ihr, gleich neben der Tür, befand sich ein Panikknopf. Betätigte sie ihn, würden ihre Männer bis an die Zähne bewaffnet herbeigerannt kommen, doch sie konnten nicht ins Haus, solange sie ihnen die Tür nicht öffnete. Marguarita schluckte ein paarmal, als sie endlich stand – es war gar nicht mal so schwer, verängstigt zu erscheinen –, schwankte ein wenig und griff sich mit einer Hand an die vernarbte Kehle. Mit der anderen tastete sie die Wand ab, als wollte sie sich stützen.
Zacarias? Kannst du mich hören? Wir sind in Schwierigkeiten. Du musst erwachen und mir zuhören!
Der Panikknopf war noch einige Schritte von ihr entfernt, doch zumindest hatte sie die Hand schon an der Wand, und alle schienen ihr die Angst abzunehmen. Nun, da sie im Haus waren, waren die beiden Männer noch anmaßender geworden und nicht mehr ganz so aufgeregt.
DS stieß Lea an die Wand neben Marguarita und stolzierte zu ihnen herüber, um sich so dicht vor ihnen aufzubauen, dass sein nach Knoblauch stinkender Atem ihnen in heißen Schwaden ins Gesicht schlug, wenn er sprach. Als Teil seiner Einschüchterungstaktik ließ er ihnen nicht einmal genügend Raum zu atmen. Marguarita merkte jedoch, dass er ihr nach ihrer Begegnung mit einem Vampir und Zacarias nicht einmal annähernd so viel Angst einflößen konnte, wie er glaubte. Marguarita zwang sich, ruhig durchzuatmen. Ihr Herz hörte auf, so wild zu schlagen, und ihr Verstand wurde zu einer logisch denkenden Maschine, die an einem Ersatzplan und einer Lösung ihres gegenwärtigen Dilemmas arbeitete.
Zacarias, versuchte sie es erneut, ließ diesmal jedoch dem Teil von sich, der ihren Geist beherrschte, völlig freie Hand, um ihn zu finden. Und tatsächlich war Zacarias
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